Ein Aufgang auf den Pöppendorfer Ringwall.

Der legendäre Schatz vom Lübecker Ring

Sagen & Geschichten

Die Geschichte von einem verborgenen Schatz, verflucht und von mutigen Schatzsuchern gejagt, fasziniert seit jeher die Menschen. Eine solche Legende rankt sich um den sagenumwobenen Lübecker Ring bei Pöppendorf, der in den Wirren des Mittelalters seine Anfänge fand.

Im Jahr 1138, während Pribislav als Fürst des Wagerlandes herrschte, unternahm er einen Raubzug in Holstein. Doch während seiner Abwesenheit nutzte Ratze, der Fürst der Rügianer, die Gelegenheit, um mit einer großen Schar Krieger Lübeck zu belagern. Die Verteidiger der Stadt kämpften tapfer, doch die feindliche Übermacht war zu groß, und Lübeck fiel in die Hände der Angreifer.

Die Priester der Stadt waren in großer Sorge um die kostbaren Kirchenschätze, die aus heiligem Gold- und Silbergerät bestanden. Verfolgt von den Feinden, entschlossen sie sich, die wertvollen Gefäße an einem sicheren Ort zu verbergen. Ihr Ziel war der große und feste Ring bei Pöppendorf, ein Ort, der einst von Seeräubern frequentiert wurde und als Teilungsstätte ihrer Beute diente. Dort, in der Nähe des Rings, ließen die Priester die Schätze in die Erde verschwinden und sprachen einen Fluch aus über jeden, der sich jemals an diesem Fund vergreifen würde.

Viele Jahrhunderte vergingen, und die Geschichte geriet langsam in Vergessenheit, bis eines Tages ein eigenartiger Mann mit einer Wünschelrute auftauchte. Er behauptete, den gesamten Schatz für den Besitzer heben zu können, wenn dieser bereit wäre, eine mitgebrachte Schrift mit seinem Blut zu unterzeichnen. Ein Bauer war bereit, das Angebot anzunehmen, doch da er nicht schreiben konnte, machte er stattdessen ein Kreuz mit seinem Blut. Als der Fremde die Schrift in die Luft verfliegen sah, verschwand er wütend und drohend.

In der folgenden Nacht begannen die Menschen ohne den Fremden an der Stelle, an der die Wünschelrute geschlagen hatte, in Gottes Namen zu graben. Doch plötzlich erhob sich ein furchtbares Stürmen und Heulen um den Ring. Trotz der beängstigenden Ereignisse gruben die Menschen mutig weiter, während sie im Stillen beteten. Als sie zum dritten Mal in Gottes Namen ansetzten, geschah etwas Unglaubliches – ein helles Licht erstrahlte, und sie erblickten eine goldene Wiege mit einem silbernen Kind darin.

Die furchtlose Frau des Bauern, die nicht sonderlich fromm war, rief jedoch unwissentlich die Zauberworte “Wat, Dübel, is dat?” und im selben Moment verschwand nicht nur die goldene Wiege, sondern auch der gesamte Schatz. Obwohl die Menschen weitergruben, fanden sie nur noch steinerne Scherben.

Viele Jahrzehnte später wagte sich ein tapferer Bauernknecht in den achtziger Jahren an die Suche nach dem Schatz. Er war von glänzenden Funden angelockt worden. Als er das Jagen und Toben um den Ring hörte, rief er mutig “Stah Hans! Stah Hans!” – eine Anspielung auf den Teufel, der Hans genannt wurde. Prompt fiel ein Pferdekopf in den Graben, und eine düstere Stimme erklang: “Hestu mit rêten, so müstu ok mit frêten” – eine Warnung vor den Folgen einer gierigen Schatzsuche.

Photo Credits: stock.adobe 507971077, JEFs-FotoGalerie

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