Film

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

NOPE

Das muss man erst einmal schaffen. Obwohl dies erst sein dritter Film als Regisseur ist, war der Hauptwerbefaktor im Trailer von “Nope”, dass es sich hier um das neueste Werk von Jordan Peele handelt. Für mich persönlich jedoch kein Grund zum Jubeln. “Get Out” hat mir zwar recht gut gefallen, trotzdem empfand ich den Film als überbewertet. Sein zweiter Film mit dem Titel “Wir” hingegen hinterließ bei mir nur Kopfschütteln und Verärgerung. Ob er wohl dieses Mal bei mir punkten kann? Da der Film derzeit bei Amazon Prime gratis im Paket erhältlich ist, bin ich dieser Frage einmal nachgegangen.

Alles beginnt mit einem Affen. In einem Fernsehstudio rastet ein Schimpanse komplett aus und hinterlässt ein Blutbad. Nur wenige, kurze Bilder bekommen wir zu Gesicht, bevor die Location komplett wechselt. Zu einem späteren Zeitpunkt kehrt der Film noch einmal zum Ort des Geschehens zurück, doch zunächst bleibt der Zusammenhang zur Haupthandlung von “Nope” unklar.

Diese dreht sich um das Geschwisterpaar Emerald (Keke Palmer) und OJ Haywood (Daniel Kaluuya), die nach dem ebenso tragischen wie mysteriösen Ableben ihres Vaters Otis Haywood Sr. (Keith David) die Familienranch erben. Dort hat man sich auf das Dressieren von Filmpferden spezialisiert. Laut eigener Aussage eine Familientradition, war doch der Ur-Ur-Großvater der Haywood-Geschwister angeblich derjenige, der in “The Horse in Motion”, dem ersten Film überhaupt, auf einem Pferd reitend zu sehen sein soll. Doch die Zeiten sind mies für Tiertrainer in Hollywood.

CGI ersetzt mittlerweile die teils störrischen Tiere und – wie wir anhand der eingangs erwähnten Affenszene später sehen werden – sind Computereffekte sicherer, denn sie laufen nicht Amok. Emerald würde aufgrund der finanziellen Probleme am liebsten die Ranch verkaufen und eine Karriere in Hollywood starten, doch OJ hält am Traditionen fest.

Merkwürdige Dinge passieren auf der Ranch

Fehlendes Geld ist allerdings nicht das größte Problem, vor dem die ungleichen Geschwister stehen, denn merkwürdige Dinge passieren in der Gegend um die Ranch. Nicht nur, dass das Familienoberhaupt von einem eigenartigen Trümmerteil, welches vom Himmel wie ein Geschoss fiel, getötet wurde, immer wieder fällt auch der Strom aus, die Pferde drehen durch und eine eigenartige Wolke, die auch das Filmplakat ziert, scheint sich seit Monaten nicht von Ort und Stelle zu bewegen.

Damit möchte ich meine Inhaltsangabe zu “Nope” an dieser Stelle auch schon beenden, denn es steigert den Filmgenuss, wenn man vorab so wenig wie möglich erfährt. Erwähnen möchte ich aber noch drei durchaus wichtige Figuren, die für die Handlung relevant sind. Brenden Perea gibt einen sympathischen Baumarktmitarbeiter, der Verschwörungstheorien gegenüber nicht abgeneigt ist und den Geschwistern mit Rat und Tat zur Seite steht. Außerdem wäre da noch Michael Wincott als Ausnahmeregisseur, der im letzten Drittel ebenfalls stärker in den Fokus der Handlung tritt und eine gute Performance gibt. 

Zu guter Letzt sei Baseballschlägerfan Steven Yeun erwähnt, der als ehemaliger Kinderstar, dessen TV-Karriere nach dem Schimpansen-Massaker den Bach herunterging, nun eine kleine Westernstadt für die ganze Familie betreibt, die von Goldwaschen bis hin zu Showacts für Spiel und Spaß sorgen soll. Auf mich wirkte die Anlage ein wenig, als habe man im Heide Park in Soltau die Westernstadt mit dem Peppa Pig Land vermischt. Irgendwie beängstigend.

Kameras sorgen für "mittendrin" Gefühl

Aber wie finde ich denn “Nope” nun eigentlich? Tja, das ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn “Nope” muss man erst einmal sacken lassen. “Weird” war das Wort, das mir als erstes in den Sinn kam, aber auch “unterhaltsam”, denn beides trifft irgendwie zu. Rein filmisch gesehen ist der Streifen eine echte Bombe. Die Aufnahmen der IMAX-Kameras sorgen, egal ob in den Tag- oder Nachtszenen, für ein großartiges “mittendrin” Gefühl. Auch die Soundkulisse ist gekonnt und kracht hier und da gewaltig. Wer hätte gedacht, dass “Sunglasses at Night” auf halber Geschwindigkeit so eine wohlige Gruselatmosphäre erzeugen kann? 

Die Schauspieler machen allesamt einen tollen Job, wobei insbesondere Daniel Kaluuya dank seiner Ausstrahlung und dem reduzierten Spiel überzeugt. Die Tatsache, dass Jordan Peele sich lässig über Jumpscares lustig macht, zeigt, wie gut er sein Handwerk versteht. Sein Sinn für Bilder und Atmosphäre ist beeindruckend und degradiert mit nur drei Filmen langjährige Wackelkamerastümper wie Michael Bay auf die hinteren Plätze des Hollywoodolymps. Die letzte halbe Stunde versprüht zudem die Vibes eines jungen Steven Spielberg, was heute nur noch wenigen Filmemachern gelingt.

Trotz dieser vielen, sehr positiven Worte, ist “Nope” aber nicht durchweg gelungen. So wird das Konzept, immer wieder gruselige oder spannende Dinge nur anzudeuten, um dann später nochmal ausgiebig und in oft langen Einstellungen zum Ort des Geschehens zurückzukehren, ein wenig überstrapaziert. Die dabei spannendste Szene, die mit dem Affen, trägt zudem nur marginal zur Handlung bei. Auch ist der Film mit 130 Minuten Laufzeit mal wieder ein wenig zu lang geraten. Doch diese Laufzeit benötigt er, um immer wieder falsche Fährten zu legen. 

Was den Horror im Film betrifft, so wäre hier durchaus Luft nach oben gewesen. Wirklich gruselig war der Film eher selten – vielleicht bin ich aber auch zu abgebrüht nach tausenden von Filmen. Immerhin blieb die unfreiwillige Komik, die “Wir” auf mich versprüht hatte, aus. Der Film ist komisch, wenn er komisch sein möchte und nicht wenn der Grusel versagt. Ganz nebenbei besitzt er dann auch noch eine Prise Science-Fiction und ist ein wenig Western – quasi

Photo Credits: AdobeStock_541333168 | AdobeStock_571435233

Website: Chrischis Website
Instagram: Chrischis Insta
Facebook: Chrischis Facebook

Kommentare geschlossen