Equalizer 3.

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

The Equalizer 3 – The Final Chapter

Heute gibt es mal wieder eine ganz frische Kinokritik, denn ich konnte es mir nicht nehmen lassen, dem dritten und letzten (?) Einsatz von Robert McCall gleich am Starttag einen Besuch abzustatten. Doch kann „The Equalizer 3 – The Final Chapter“ mit Denzel Washington in der Titelrolle das hohe Niveau der Vorgänger halten? Die Vorzeichen stehen gut, denn immerhin übernahm erneut Antoine Fuqua („Training Day“) den Regieposten.

Equalizer Film Cover.

Ich liebe ja diese Filme, in denen eine Ein-Mann-Armee (oder, im Falle von Charlize Theron in „Atomic Blonde“ eine Ein-Frau-Armee) sich den bösen Buben stellt und diese auf möglichst kreative Art und Weise aus dem Weg räumt – bestenfalls noch mit einem One-Liner auf den Lippen. Kein Wunder, bin ich doch die Generation, die auf dem Schulhof fleißig über die neuesten Videothekenkracher mit Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Chuck Norris und den anderen Recken fachsimpelte.

Heute sind diese Helden meist weniger aufgepumpt und agieren deutlich subtiler und filigraner. Es sind Jedermänner wie Keanu Reeves, Liam Neeson und sogar ein Bob Odenkirk („Nobody“), die für Recht und Ordnung sorgen. Weniger brachial gehen auch sie eigentlich nicht vor, jedoch deutlich eleganter.

Denzel Washington in seiner Rolle als Baumarktmitarbeiter mit Geheimdienstvergangenheit war in „The Equalizer“ eine kleine Sensation. Immer, wenn er einen Raum mit Bösewichten darin betrat, checkte er zunächst die Lage, dann stellte er den Timer seiner Uhr auf neun Sekunden und sobald diese abgelaufen waren, haben auch die Fieslinge das Zeitliche gesegnet. Ein großer Spaß, kompetent inszeniert von Actionprofi Antoine Fuqua, der auch Gerard Butler in „Olympus has fallen“ zur unbesiegbaren Kampfmaschine werden ließ.
Doch was ich gestern Abend zu sehen bekam, schien aus einem anderen Filmuniversum zu stammen. Robert McCall ist bei seinem dritten Auftritt nicht mehr der vorrauschende Profikiller, der seine Umgebung beobachtet, um den effektivsten Weg des Tötens auszuarbeiten, er ist ein Schlachter. Gleich in der Eröffnungssequenz begleiten wir ihn bei der Arbeit, die diesmal daraus besteht, dass er mit dem Hackebeil einen Schädel spaltet oder einem Bösewicht mitten ins Gesicht schießt. Wieso? Weshalb? Warum? Die Hintergründe seines Auftrags erfahren wir erst auf der Zielgeraden, dann aber ist das Interesse an dieser Aktion bereits erlahmt.

Doch damit nicht genug, Robert McCall ist diesmal schwer depressiv, möchte sich am Ende der Eröffnungssequenz sogar erfolglos eine Kugel in den Kopf jagen. Was ihn dazu bewogen hat, wird nicht näher erläutert. Dafür begeht er am Ende der ersten Actionszene einen Anfängerfehler, indem er einem kleinen Jungen den Rücken zudreht, der ihm dann eiskalt in den Rücken schießt.

Hätte McCall den Jungen in dieser Szene töten müssen, man hätte seine negative Lebenseinstellung verstanden. Stattdessen aber läuft das Kind davon und unser Held wird vom freundlichen Dorfarzt Enzo (Remo Girone), der in der kleinen, sizilianischen Gemeinde, in der der Film fortan spielt, alles und jeden behandelt, gesund gepflegt.

Was folgt, ist ein nett gefilmter Weg zurück ins Leben für Robert McCall, der sich während seiner Genesung langsam einlebt in die Idyllische Landschaft und gerne seinen Tee zwischen den fröhlichen Dörflern schlürft. Ja, sogar eine kleine, angedeutete Romanze keimt zwischen ihm und der freundlichen Kellnerin Aminah (Gaia Scodellaro) auf. Doch diese Szenen führen ins Nichts, leider

The Equalizer 3.

Ebenso wenig wie die Einführung der jungen CIA-Agentin Emma Collins, die von Robert telefonisch kontaktiert wird und einen Tipp von ihm erhält, welch schlimme Drogen auf der Farm, die der Equalizer in der Eröffnungssequenz säuberte, zu finden sind. Gespielt wird sie von Dakota Fanning, die als kleines Mädchen einst in „Man on Fire“ von Denzel Washington gerettet werden musste. Ihre Rolle wird zwar irgendwie in den Film gepresst, tut aber eigentlich nichts weiter zur Sache. An einer Stelle fragt sie Robert, warum gerade sie, doch die Antwort bleibt er ihr schuldig – bis zur Schlussszene. Dann bekommen wir die Erklärung mit Hilfe eines schlecht zusammengeschusterten Bildes, dass Leuten, die die beiden Vorgänger nicht mehr auf dem Kasten haben, wohl nur ein großes Fragezeichen ins Gesicht zaubern dürften. Ihre Rolle ist ein Gimmick, ein Fanservice, mehr nicht.

Was ist aber mit der Action? Nun, die bekommen wir natürlich geboten, allerdings nur in kleinen Dosierungen. Denn irgendwann tauchen die neuen Bösewichte auf. Es ist die Mafia, die die armen Dörfler schwer unter Druck setzt. So misshandeln deren Schergen einen armen Fischladenbesitzer und den Dorfpolizisten, natürlich vor den Augen Robert McCalls, was sich als mächtig großer Fehler herausstellt.
Für die ultimative Bedrohung Cosa Nostra sind die Antagonisten aber ziemliche Luschen, zwar äußerst brutal, aber letztlich dem Helden in allen Belangen unterlegen. Gegen Ende gibt es also wieder etwas Action, die ist aber erneut eher auf Gewalt als auf Eleganz ausgelegt. Irgendwie hat man das Gefühl, Antoine Fuqua wollte seinem Helden einen Abschlussfilm der Marke „Rambo: Last Blood“ gönnen. Eine erstaunliche Entscheidung, kam dieser Film doch nicht sonderlich gut beim Publikum an. Ich mag den Rachefilm sehr gerne (nachzulesen in meiner Rambo-Kritik von vor ein paar Wochen), von „The Equalizer 3 : The Final Chapter“ kann ich dies allerdings nicht behaupten. Während der Wandel John Rambos zum nach Frieden suchenden, alten Mann, der nochmal brutal zuschlagen musste, glaubhaft wirkt, da man ihm das Wichtigste genommen hatte, mischt sich Robert McCall hier einfach ein. Alles wirkt zufällig, es fehlt der Impact – und dann ist die wenige Action auch einfach nur stumpf und hart, was ich in diesem Falle ziemlich enttäuschend fand.

Wer nach „John Wick: Kapitel 4“ auf Actionentzug ist, der kann natürlich eine Kinokarte lösen, sollte aber einen eher tranigen Film um einen alten Mann beim Teetrinken erwarten, der mit unpassend blutiger Action garniert wurde. Ich schaue mir lieber nochmal den ersten Teil der „Equalizer“-Reihe im Heimkino an, der bereitet deutlich mehr Spaß.

The Equalizer 3.

Photo Credits: CTMG, Inc. All Rights Reserved / Denzel Washington / Christian von diemedienhuren

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