Auflösung der Baustelle Hafenstraße

Nach gefühlten Jahrhunderten des autophoben Martyriums, das die großzügige Nordtangente den lieben Autofahrern von Lübeck aufbürdete, gibt es nun endlich ein Licht am Horizont. Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung erklingt, denn die Sanierungsarbeiten, die gefühlt länger gedauert haben als die Errichtung der Pyramiden, sind so gut wie vorbei. In wenigen Tagen wird die Baustelle aufgelöst, und die Autofahrer dürfen sich auf “freie Fahrt” freuen – eine Botschaft, die so süß wie eine Melodie von den städtischen Verlautbarungsgesängen verkündet wird.

Die Nordtangente, dieser einzigartige Ort des Verkehrsinfarkts, hat die Geduld der Lübecker monatelang auf eine harte Probe gestellt. Zuerst wurde die Einsiedelstraße zum Spielball der Bauverwaltung, die sie kurzerhand zur Einbahnstraße erklärten. In dem epischen Drama rund um die Eric-Warburg-Brücke stand zeitweise der gesamte Verkehr still. Die Überquerung von Ost nach West gestaltete sich so wie eine komplizierte Matheaufgabe, vor allem, weil die Hubbrücke an der Untertrave ihre Tore unaufhörlich verschlossen hielt. Und als wäre das nicht genug, wurde letzte Woche die Hafenstraße kurzerhand zum improvisierten Bühnenbild einer Straßensperrungs-Soap.

Doch nun, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, können Sie aufatmen. Das Drama neigt sich dem Ende zu. Die Stadt verkündet mit einem Hauch von feierlichem Sarkasmus: “Wir werden in den Abendstunden des Mittwochs, 15. November, mit dem Rückbau der Baustelle beginnen.” Eventuell, so beteuert die stellvertretende Pressesprecherin Nina Rehberg, könnten noch kleinere Arbeiten anstehen. Aber keine Sorge, das wird den fließenden Verkehr nicht im Geringsten beeinträchtigen. Die Vorstellung, dass dieser Albtraum bald vorbei sein wird, ist fast so erfrischend wie ein eiskalter Cocktail nach einem besonders heißen Tag auf der Hölle namens Nordtangente.