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Wurde das Marzipan in Lübeck erfunden?

Legenden und historische Fragen

Die faszinierende Geschichte des köstlichen Marzipans ist von Legenden und historischen Fragen umgeben. Die Ursprünge dieses beliebten Süßwaren-Klassikers bleiben ein Rätsel. Die Debatte darüber, ob es vom Orient nach Lübeck kam oder gar in der Hansestadt erfunden wurde, hält sich hartnäckig. Die Frage nach der Herkunft des Begriffs “Marzipan” von “Marci Panis” oder byzantinischen Münzen namens “Mauthaban” verleiht der Geschichte eine zusätzliche Dimension.

Lokalen Legenden zufolge wurde das Marzipan möglicherweise in Lübeck erfunden. Während einer Hungersnot im Jahr 1407, als die Kornspeicher leer waren, sollen die Bäcker von der Stadt beauftragt worden sein, Brot aus Mandeln zu backen – die Geburtsstunde des heute berühmten Marzipanbrots namens Marci-panis (Mandelbrot). Die lange Reise, die das Marzipan möglicherweise vor seiner Beliebtheit in Lübeck unternommen hat, könnte im Orient begonnen haben, wo die süße Mandelmasse als “Haremskonfekt” bekannt war. Die Sage erzählt, dass auf jedes Stück Naschwerk das Abbild eines Herrschers geprägt wurde, und “Mauthaban” im Arabischen bedeutet “sitzender König” – möglicherweise der Ursprung des Wortes Marzipan. Es wird vermutet, dass das Geheimnis der Marzipanherstellung mit den Kreuzrittern nach Europa gelangte und schließlich in den Backstuben der Lübecker Zuckerbäcker Anklang fand.

Vor seiner Rolle als süße Versuchung wurde Marzipan ausschließlich in Apotheken als Arzneimittel gehandelt. Bereits im 9. Jahrhundert erwähnte der persische Arzt Rhazes in arabischen Medizinschriften die wohltuende Wirkung von Marzipan auf Magen, Darm und sogar die Potenz. Noch 1571 war Marzipan fester Bestandteil einer sogenannten “Karlsbader Kur”.

Auf königlichen und festlichen Tafeln

Nachdem Marzipan im Mittelalter Einzug in die Lübecker Apotheken gehalten hatte, entdeckte die aufstrebende Zunft der Zuckerbäcker die süße Verlockung. Obwohl Zucker weiterhin ein kostspieliger Rohstoff war, durfte er nun frei gehandelt werden. Zunächst genossen nur der Adel und wohlhabende Bürger diese köstliche Nascherei, die oft mit Blattgold überzogen den höchsten Würdenträgern des Reiches überreicht wurde. Auf königlichen und festlichen Tafeln der Renaissance durfte Marzipan als Dessert nicht fehlen. Die aufwendige Herstellung änderte sich erst Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Verwendung von Zucker aus der Zuckerrübe die Produktion erschwinglicher machte. Die spannende Geschichte des Marzipans wird im Niederegger Marzipan-Museum lebendig.

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Adresse: Hüxstraße 4, 23552 Lübeck
Website: Marzipanmuseum

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