Es war einmal eine Kirchenmaus in Lübeck

In den alten Zeiten beeinflusste eine Kirchenmaus maßgeblich das Schicksal Lübecks, indem sie die Hansestadt in arge Bedrängnis brachte. Die Hauptrollen in dieser Sage spielten die Kirchenmaus, ein Rosenstock und die Dänen. Ein prächtiger Rosenbaum wuchs einst an der Seite der Marienkirche zur Mengstraße hin. Seine Zweige erreichten beinahe das Kirchendach, und jeder, der ihn sah, bewunderte die üppige Blütenpracht und den großzügigen Duft.

Während der rauen Zeiten der dänischen Seeräuberei im 13. Jahrhundert glaubten die Lübecker, dass die Stadt so lange frei bleiben würde, wie der Strauch blühte. Viele Jahre erfreuten sie sich an der Rose, bis sie eines Tages zu welken begann.

Besorgt gingen die Stadtbewohner dem Phänomen auf den Grund und entdeckten, dass die Maus Rosemarie zwischen den Wurzeln ein Nest baute. Ihre Jungen nagten fleißig an den Wurzeln. Die Folgen ließen nicht auf sich warten. Lübeck wurde gezwungen, sich den Dänen zu unterwerfen und erkannte 1201 den Dänenkönig Knud VI. als Stadtherrn an.

Doch die Herrschaft des nordischen Volkes sollte nicht ewig dauern. Nach einem Vierteljahrhundert gelang es Lübeck, die Dänenherrschaft abzuschütteln. 1227 besiegten norddeutsche Fürsten und Städte endgültig den Dänenkönig Waldemar II. Als Dank wurde in Lübeck das Dominikanerkloster an der Stelle der ehemaligen königlichen Burg gegründet, und das heutige Burgkloster ist ein Zeugnis dieser Geschichte.

Die Hansestadt wurde wieder frei und mächtiger. In Erinnerung an die Maus Rosemarie beschloss der Rat, ein Denkmal zu setzen und ließ ein Sandsteinrelief mit Maus und Rosenstock in der Marienkirche anbringen. Die daumengroße Steinmaus und ihre rankende Rose findet man in der linken unteren Ecke des Sandsteinreliefs hinter dem Altar der Marienkirche. Man sagt, wer die Maus mit der linken Hand berührt, dem wird das Glück hold sein!