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Chrischis Filmtipp zum Wochenende

"The Killer": David Finchers neuer Thriller

Regisseur David Fincher ist nach seinem ambitionierten, von vielen Kritikern gefeierten, Biopic „Mank“ zurück in dem Metier, wo er sich bestens auskennt und heimisch ist – dem Thriller. Dabei geriet seine, lose auf einer französischen Comicreihe basierenden, Verfilmung „Der Killer“ nicht so actionreich wie zunächst erwartet. Dafür wartet die Netflix-Produktion mit anderen Qualitäten auf, die ich Euch in meiner heutigen Kolumne verrate.

Denn „Der Killer“ ist definitiv einen Klick wert. „Sieben“, „Fight Club“, „Gone Girl“, „Panic Room“ und „The Game“ – die Thriller von Regisseur David Fincher sind dem Publikum aus seiner Filmographie am Ehesten im Gedächtnis geblieben. Dass er zuletzt das künstlerische, mit zwei Oscars ausgezeichnete Biopic „Mank“ inszenierte, haben dagegen nur die Wenigsten auf dem Sender. Ich muss gestehen, ich fand den Streifen anstrengend und langweilig. Sein Mark Zuckerberg Biopic „The Social Network“ gefiel mir da schon bedeutend besser, allerdings enthält auch der Film ebenfalls Thriller-Elemente. Mit „Der Killer“ kehrt Fincher nun zurück zu diesem Genre, doch er ist bei seinem Comeback nicht allein.

Hauptdarsteller Michael Fassbender, der den namenlosen Profikiller verkörpert, sah man zuletzt 2019 in den enttäuschenden Werken „X-Men: Dark Phoenix“ und dem gänzlich misslungenen Thriller „Schneemann“. Danach gönnte sich der Mime eine längere Pause. Jetzt ist er zurück und trägt einen kompletten Film auf seinen Schultern, denn „Der Killer“ wird ausschließlich aus der Sicht der Titelfigur erzählt. Dabei greift Fincher auf den aus „Fight Club“ genutzten Erzählstil der erklärenden Stimme aus dem Off zurück. Denn auch wenn der Profikiller wortkarg agiert, uns hat er viel zu erzählen. Das mag, wenn man es hinterfragt, komisch wirken. Denn wenn jemand generell alles und jeden über den Haufen knallt, der seine Identität herausgefunden hat, warum sollte er uns seine Geheimnisse verraten? Doch derlei Fragen sind natürlich Mumpitz, denn hier haben wir es mit einer leisen, schwarzhumorigen Erzählung zu tun, die, würde Fassbender nicht mit uns kommunizieren, recht öde hätte ausfallen können. Schließlich besteht der Beruf des Auftragsmörders zum größten Teil aus Warten. Beobachten und warten.

Und so dauert es satte 20 Minuten von der Vorbereitung bis zur Ausführung des Attentats, für das unsere Hauptfigur gebucht wurde. Vom Fenster gegenüber wartet er auf sein Opfer, baut seine Waffe auf und versucht unbemerkt zu bleiben und seinen Puls in Einklang zu bekommen. In dieser Zeit erklärt er uns seine Handlungsweise, die plausibel und nachvollziehbar wirkt.

„Der Killer“ ist leise, aber trotzdem spannend

Erinnerungen an Edward Fox in der 1973er Verfilmung von „Der Schakal“ oder Charles Bronson in „Kalter Hauch“ werden wach beim durchleben dieser Szenen. Nicht die schlechtesten Vorbilder.

Dann endlich schlägt der Killer zu und… versagt. Seine Kugel trifft die falsche Person. Schnell macht er sich aus dem Staub, doch der verpatzte Auftrag, bzw. die Leute dahinter, trachten ihm nun nach dem Leben. Also entschließt er, dass einzige zu tun, was sein Leben retten könnte: Den Angriff übernehmen. Und so arbeitet sich der Killer langsam die Hierarchie nach oben, zu den Oberbossen.

Wer jetzt eine actionreiche Jagd erwartet, der liegt falsch. Es gibt zwar eine größere Actionszene zwischen ihm und einem seiner Kontrahenten, ansonsten geht es aber deutlich ruhiger zur Sache. So ruhig wie seine schallgedämpfte Schusswaffe.
Das Besondere an „Der Killer“ ist, dass wir eigentlich einem Unsympathen folgen, der keinen Hehl daraus macht, dass er auf alles sch…t (Originalzitat). Trotzdem verstehen wir seine Handlungsweise, können sie nachvollziehen. Doch auch wenn wir immer wieder mitfiebern, dass er die unschuldigen Personen, die hinter sein Geheimnis gekommen sind, laufen lassen möge, so bleibt seine Entscheidung, die immer tödlich endet, plausibel. Immer? Nun, das müsst Ihr schon selbst rausfinden.
„Der Killer“ ist leise, aber trotzdem spannend – man sollte nur keine Action erwarten, auch wenn es einmal richtig kracht. Der Film ist punktgenau inszeniert und von seinem Hauptdarsteller ebenso gespielt. Fassbender legt hier eine beeindruckende One-Man-Show ab, der Ihr unbedingt eine Chance geben solltet.

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