Ein Bus steht auf der Landstraße an einem Hügel, im Hintergrund im Tal sind Häuser und die Straße geht weiter.

Kritische Analyse zum ÖPNV im Norden

Die Verkehrswende macht halt

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) spielt eine entscheidende Rolle in der Mobilität von heute, insbesondere in Zeiten des Klimawandels, wo die Reduktion von Treibhausgasemissionen eine Priorität ist. In Norddeutschland ist der ÖPNV vorwiegend für den täglichen Schulweg von Schülern und Schülerinnen verantwortlich. Erwachsene Fahrgäste nutzen den ÖPNV nur selten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des NDR Politikmagazins „Panorama 3“ bei allen 71 Landkreisen und kreisfreien Städten im Norden. Die Recherche zeigt, dass der ÖPNV in weiten Teilen Norddeutschland die Funktion eines Pkw-Ersatzes nicht erfüllt. Insbesondere im ländlichen Raum ist der Anteil der Menschen, die den ÖPNV nutzen, sehr gering.

Laut Verkehrsexperte Prof. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung nutzen nur etwa vier bis fünf Prozent der Menschen im ländlichen Raum den ÖPNV für ihre Wege. Der sogenannte Jedermannverkehr findet im ländlichen Raum nicht statt, so Knie. Dies ist insofern bemerkenswert, da laut Deutschem Landkreistag 68 Prozent der Menschen in Deutschland außerhalb einer Großstadt leben. Die Anzahl zugelassener Pkw in Deutschland hat mit 48,8 Millionen zum 1. Januar 2023 zudem einen neuen Höchststand erreicht.

Eine kritische Analyse der Datenlage zeigt auch, dass die Ausgaben der Landkreise und kreisfreien Städte für den ÖPNV deutlich zunehmen. In der Region Hannover zum Beispiel, die auch für den regionalen Schienenverkehr in und um die niedersächsische Landeshauptstadt zuständig ist, haben sich die Ausgaben für den ÖPNV von 79,1 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 163,1 Millionen Euro im Jahr 2021 fast verdoppelt. Gleichzeitig sind die Einnahmen aus Ticketverkäufen massiv zurückgegangen – möglicherweise eine Auswirkung der Corona-Pandemie.

Der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, fordert daher im Interview mit „Panorama 3“ für die kommenden Jahre vom Bund zusätzlich 50 Milliarden Euro für den ÖPNV bis zum Jahr 2030. Schon heute fehle vielen Landkreisen das Geld für den ÖPNV, so Sager. Auf Anfrage von „Panorama 3“ teilte das Bundesverkehrsministerium mit, dass es über eine bereits vereinbarte Erhöhung der Nahverkehrsmittel hinaus keine Unterstützung geben werde.

Photo Credits: stock.adobe 118856300, Tobias Arhelger

Adresse: Ländlicher Raum, Norddeutschland

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