Der Stralsunder Friedensvertrag.

Unsere Schätze – Stralsunder Frieden

Höhepunkt der Hanse in einem Dokument

Momentan kann man sie in Lübeck ansehen, normalerweise ist sie in Stralsund verwahrt: Die Urkunde des Stralsunder Frieden gehört zu den Dokumenten, die den Höhepunkt der Hanse markieren. Hier hatte die Städtehanse unter lübscher Führung ihre größte Macht.

Als vor etwa 650 Jahren das dänische Königreich und die Hansestädte einen Frieden schlossen, der den zweiten Waldemarkrieg beendete, befand sich die Städtehanse auf dem Höhepunkt ihrer einstigen Macht. Sie war im Ostseeraum nicht nur die unumschränkte wirtschaftliche Macht, sondern sie hatte bewiesen, dass sie ein militärisches und damit auch politisches Gewicht hatte. Nachdem im ersten Waldemarkrieg der namensgebende König Waldemar die Hansestädte in ihrem Handel stark eingeschränkt hatte, sorgten die wendischen Hansestädte unter der Führung von Lübeck und Stralsund zwischen 1368 und 1370 dafür, dass die Expansionspolitik Dänemarks beschränkt wurde.

Zwar blieben das strategisch wichtige Schonen und die Insel Gotland bei Dänemark, aber im Gegenzug sicherte sich die Hanse die dänische Garantie des freien Handels in der Ostsee und außerdem bekamen sie den Zoll des Öresunds von Dänemark zugesprochen: Der dänische König bekam Land, die Hansestädte ihren sicheren Handel.

Der Stralsunder Frieden ist damit einer des der wichtigsten Dokumente der Hanse. Sie zeigt zum einen die Einigkeit des in der Regel eher losen Verbundes der Hansestädte – immerhin sind nicht nur die Ostseehansestädte Vertragspartner, sondern auch niederländische und rheinische Städte stehen mit auf der Urkunde.

Dass ein König mit nichtadligen Kaufleuten auf Augenhöhe verhandelte und Frieden schloss, ist in dieser Zeit äußerst ungewöhnlich.

Gäbe es die Urkunden nicht, wüsste man fast nichts über die Auseinandersetzungen zwischen dem dänischen König und den Hansestädten. In den Aufzeichnungen dieser Zeit tauchen sie kaum auf, nur die lübische Chronik des Franziskanermönchs Detmar erwähnt sie eher am Rande. Das macht die Urkunden des Stralsunder Friedens – es ist eine Sammlung mehrerer Dokumente – gleichzeitig zu einem wichtigen Werk der Geschichtsschreibung. Vieles, was man heute über die mittelalterliche Geschichte weiß, ist eher zufällig überliefert worden, als planmäßig aufgeschrieben. So ist das auch mit den Hansekriegen: Vieles weiß man heute nur, weil die Urkunden zum Friedensschluss eine Menge darüber berichten, wie es dazu kam.

Normalerweise ruhen die Urkunden dort, wo sie ursprünglich ausgefertigt wurden, in Stralsund. Wenn die Urkunden des Stralsunder Friedens im Rahmen der „Hanse Heroes“-Ausstellung im Europäischen Hansemuseum in Lübeck zu sehen sein werden, ist das immerhin das erste Mal seit rund zwanzig Jahren, dass diese bedeutenden Zeugnisse der Geschichte das Stralsunder Stadtarchiv verlassen.

Photo Credits: Stadtarchiv Stralsund

Adresse: An der Untertrave 1, 23552 Lübeck
Website:  hansemuseum.eu
Instagram: hansemuseum.eu
Facebook: hansemuseum

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