Mit zunehmendem Alter kommt man ja in die „Hab ich schon gesehen“-Phase. Kenn ich, weiß ich, hab ich alles schon erlebt. Einen kann nichts mehr überraschen, man kennt sein Gegenüber meistens schnell besser als es sich selbst. Praktisch wie mit 16, nur diesmal mit Recht.
Um so größer die Überraschung, wenn einem etwas über den Weg rennt, was man wirklich noch nicht kannte – obwohl es schon das ganze Leben irgendwie mit dabei war. Wie die Erkenntnis, dass die Uhren in der Werbung immer um zehn nach zehn zeigen, weil sie da aussehen, als ob sie lächeln.
Letztens erzählte mir jemand, dass Möwen nicht auf Bäumen sitzen können. Mit den Schwimmhäuten an ihren Zehen können sie sich nicht an Ästen festhalten, heißt es. Nun dachte ich ja, dass ich schon so ziemlich alles von Möwen kenne. Sogar ein Gedicht von Christian Morgenstern. Aber das wusste ich nicht. Und als ich das erzählt bekam, überlegte ich ziemlich lange, ob ich jemals eine Möwe auf einem Baum gesehen habe. Ich kam zum Schluss, dass es wahrscheinlich stimmt. Obwohl: In jedem Hafen sieht man Möwen auf den Dalben 2 sitzen. Die sind ja auch Bäume. Nur eben zurechtgesägt.
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