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Warum heißt das so? Moisling

Moisling, Spuren einer langen Familiengeschichte

Der Ortsname Moisling trägt die Spuren einer langen Familiengeschichte, die auf die Moycelinghe-Familie zurückgeht. Im Jahr 1376 wechselte das Anwesen am Stadtrand durch den Erwerb des Lübecker Ratsherrn Hermann von Osenbrügge seinen Besitzer. Schon 1265 tauchten Dorf und Anwesen Moisling erstmals in Aufzeichnungen auf, zusammen mit Niendorf und Reecke, im Besitz von Conrad und Friedrich von Moislingen. Die abwechselnden Eigentümer, darunter Hieronymus Lüneburg, der Bürgermeister von Lübeck, und die Patrizierfamilie Höveln, brachten oft hoheitliche Auseinandersetzungen mit sich, bedingt durch die Lage im Herzogtum Holstein.

Die Geschichte von Moisling nahm eine entscheidende Wende, als Gotthard von Höveln das Anwesen im Jahr 1646 erwarb. Durch geschicktes Handeln siedelte er Handwerker direkt vor den Toren Lübecks an, die den städtischen Ämtern Konkurrenz machten. Diese Maßnahme führte zu Spannungen, und im Jahr 1667 trat von Höveln im Zuge eines Streits um die Lübecker Verfassungsreform aus dem Rat aus und stellte Moisling unter dänischen Schutz. Erst im Jahr 1802 gelang es Lübeck, Moisling, Niendorf und Reecke zurückzuerwerben.

Ein bedeutender Abschnitt in der Geschichte von Moisling begann im Jahr 1850. Unter der Regierung von Gotthard von Höveln ließen sich im Jahr 1656 die ersten Juden in Moisling nieder, die vor dem Chmelnyzkyj-Aufstand aus Polen geflohen waren. Aufgrund fehlenden Aufenthaltsrechts in Lübeck verlieh die Gutsherrin Margaretha von Wedderkop der Gemeinde im Jahr 1720 feste jüdische Gerechtigkeiten. Dies ermöglichte der jüdischen Gemeinde eine größere Selbständigkeit in Zeremonial- und Zivilgerichtsbarkeit. Im Jahr 1727 wurde die erste Synagoge auf dem heutigen Gebiet der Stadt Lübeck in Moisling errichtet, und der Jüdische Friedhof, auf dem auch Angehörige der Rabbinerfamilie Carlebach bestattet sind, besteht bis heute.

"Moislinger Friedhof" mit Gedenktafel

Nach der Vernichtung der Jüdischen Gemeinde in Lübeck während des Holocaust lag der umfriedete Friedhof brach, bis die Lübecker Jüdische Gemeinde seit den 1990er Jahren durch Zuwanderung wuchs. Neue Gräber wurden am Rande der alten Grabflächen angelegt, und auf dem “Moislinger Friedhof” erinnern eine Gedenktafel und Grabsteine an 38 unbekannte Juden, die im Zusammenhang mit der Bombardierung der Cap Arcona starben. Die Geschichte von Moisling spiegelt nicht nur familiäre Entwicklungen wider, sondern auch die reiche Vielfalt und Tragödien der jüdischen Gemeinde.

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