Gustav

Warum heißt das so? Gustav-Radbruch-Platz

Im Volksmund liebevoll als Burgfeld bezeichnet

Das Burgfeld in Lübeck, nördlich des Burgtors außerhalb der Altstadt gelegen, birgt eine reiche Geschichte. Der markanteste Teil, offiziell als Gustav-Radbruch-Platz bekannt, wird im Volksmund liebevoll als Burgfeld bezeichnet.
Sein Name erinnert an die im 13. Jahrhundert verschwundene Lübecker Burg, nun vom Burgkloster eingenommen. Als vorgelagertes Gelände der Stadtbefestigung blieb das Burgfeld über Jahrhunderte unbebaut, um das Schussfeld nicht zu stören. Nach der Entfestigung Lübecks entstanden im Burgfeld Wohnhäuser der neuen Vorstadt St. Gertrud, benannt nach der ehemaligen St.-Gertrud-Kapelle.

Während der Schlacht bei Lübeck 1806 war das Burgfeld Hauptschauplatz der Kämpfe zwischen preußischen und französischen Truppen. Von 1852 bis 1914 fungierte es als Veranstaltungsort, beherbergte das jährliche Lübecker Volks- und Erinnerungsfest sowie Zirkusse wie den Circus Corty & Althoff.

Im Ersten Weltkrieg errichtete die Kriegsintendantur in Altona ein Lazarett aus 36 Baracken auf dem Burgfeld. Die Fläche erstreckte sich vom heutigen Platz bis zur Israelsdorfer Allee. Nach dem Krieg und aufgrund von Wohnungsnot wurde ein Teil des Lazaretts abgerissen, und das Volksfest kehrte zurück, bis es 1927 an die Travemünder Allee verlegt wurde.

Am 19. Februar 1933 fand die letzte große Demonstration gegen die Nationalsozialisten mit 15.000 Teilnehmern auf dem Burgfeld statt. Julius Leber, trotz Redeverbot anwesend, wurde durch Fritz Solmitz vertreten.

Radbruch war in der Zeit der Weimarer Republik Reichsminister der Justiz.

1963 wurde das Burgfeld in Gustav-Radbruch-Platz umbenannt, als es bereits ein großer Kreisverkehr und ein bedeutender Knotenpunkt des Lübecker Stadtbusnetzes war. Ein 120 m langer Fußgängertunnel wurde angelegt und später wegen Sicherheitsbedenken geschlossen. Heute ist Burgfeld die gängige Bezeichnung für den Platz und die sich entlang der Travemünder Allee anschließende Grünanlage.

Am Rande des Burgfelds steht ein Nachguss der „Mädchengruppe“ des Schweizer Künstlers Karl Geiser, eine Spende von Lübecks Ehrenbürger Rodolfo Groth. Ursprünglich als Ersatz für den 1934 abgebrochenen Marktbrunnen gedacht, wurde der Standort geändert.

Seit 2016 wurde der Platz in zwei ampelgesicherte Kreuzungen umgebaut, wobei die Brunnenanlage von 1964 im September 2016 abgerissen wurde.
Gustav Radbruch (* 21. November 1878 in Lübeck; † 23. November 1949 in Heidelberg) war ein deutscher Politiker und Rechtswissenschaftler.

Radbruch war in der Zeit der Weimarer Republik Reichsminister der Justiz. Er gilt als einer der einflussreichsten Rechtsphilosophen des 20. Jahrhunderts. Daneben genoss er auch als Strafrechtler, Kriminalpolitiker, Rechtshistoriker, Biograph und Essayist international großes Ansehen. Seine Hauptwerke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Für Radbruch ist das Recht eine wertbezogene, an der Idee der Gerechtigkeit auszurichtende Realität, die zum Gebiet der Kultur gehört, und damit zwischen Natur und Ideal steht.

Photo Credits: Pero

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