Das Gelände der ehemaligen Flenderwerft

Die alte Lübecker Flender-Werft

Die Werft prägte auch die Umgebung

Die Flender-Werke, später als Flender-Werft AG bekannt, waren eine bedeutende Werft in Lübeck mit einer faszinierenden Geschichte. Gegründet im Jahr 1917 als Zweigniederlassung der Brückenbau Flender AG in Benrath bei Düsseldorf, entwickelte sich das Unternehmen schnell zu einer eigenständigen Kraft in der deutschen Werftenlandschaft.

Die Wurzeln der Flender-Werke liegen in Lübeck, genauer gesagt im Ortsteil Herrenwyk an der Trave. Das Unternehmen, zeitweise eine der größeren deutschen Werften, trug maßgeblich zur maritimen Geschichte der Region bei. Ihr Dock befand sich an der damals zu Siems gehörenden Dockstraße, zwischen der Hochofen- und Flenderstraße.

Die Werft hinterließ nicht nur ihre Spuren in der Schifffahrt, sondern prägte auch die Umgebung. Die Werkstraße, erstmals 1920 erwähnt, lag auf dem Gelände der Metallhüttenwerke und ist bis heute einseitig bebaut. Die angrenzende Flender-Siedlung, noch immer existent, ist ein Zeugnis dieser geschichtsträchtigen Ära.

In den turbulenten 1920er Jahren, in denen die Werft Unterstützung vom Senat erhielt, lieferte sie mit der Temeraire ihr bisher größtes Schiff an die Reederei Wilh. Wilhelmsen. Das Flender-Werk trug sogar zur Errichtung des Seegrenzschlachthofs bei, indem es die Eisenträger und Dachkonstruktion für die 1928 erbaute Auskühlhalle lieferte.

Ein herausragendes Kapitel in der Geschichte der Flender-Werke spielte sich während der Neuordnung der Lübecker Werften ab. Die Werft präsentierte sich stets als wirtschaftlich gesundes Unternehmen und ideal für die Sanierung der Koch’schen Werft. Doch die Realität sah anders aus, als die beiden Mehrheitsaktionäre der Flender Werft AG, die Dresdner Bank und die Commerz- und Privat-Bank (CoPri), das Ende der Werft verhinderten.

U-Boote Made in Lübeck, RoRo-Schiffe und blöde Schnellfähren

Trotz verschiedener Lösungsvorschläge, darunter die Fusion mit der Koch-Werft, endete die Geschichte der Koch’schen Werft in der Stilllegung. Flender übernahm das Schwimmdock und erhielt die Abbruchbefugnis für Anlagen auf dem Werftgrundstück. Die Demontage begann, und die Lübecker Kreditanstalt erstand 1934 die Koch’sche Werft.

Während des Zweiten Weltkriegs wandte sich die Flender-Werke neuen Herausforderungen zu. Die Kriegsmarine beauftragte die Werft mit dem Bau konventioneller U-Boote und später mit Sektionen für den innovativen U-Boot-Typ XXI. Insgesamt wurden von 1940 bis 1944 42 U-Boote bei den Flender-Werken in Dienst gestellt.

Nach dem Krieg erlebten die Flender-Werke in den 1950er-Jahren Zeiten der Hochkonjunktur mit bis zu 4000 Beschäftigten. Der Bau der Regina Maris 1965 und später von Containerschiffen sowie RoRo-Schiffen trugen zu ihrem Renommee bei. In den 1970er-Jahren, trotz kurzzeitiger Auftragsrückgänge, konnte die Werft mit dem Bau von modernen Schiffen punkten.

Leider endete die Erfolgsgeschichte in den 2000er-Jahren, als der Bau von Schnellfähren für die griechische Reederei Superfast Ferries zu großen Verlusten führte. Im Jahr 2002 ging die Flender-Werft in Insolvenz.

Die Flender-Werke mögen zwar nicht mehr in Betrieb sein, doch ihre historische Bedeutung und ihre Spuren in der maritimen Welt sind unvergessen. Ein Kapitel deutscher Werftengeschichte, das trotz einiger Herausforderungen, Erfolge und Niederlagen, die lebendige Vergangenheit von Lübeck mitgestaltet hat.

Photo Credits: LV.de

Adresse: Unter der Herrenbrücke 2, 23569 Lübeck
Website: Geschichtswerkstatt Herrenwyk
facebook: Industriemuseum Geschichtswerkstatt Herrenwyk

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