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So war der Tierpark in Lübeck

60.000 bis 80.000 Besucher pro Jahr

Der privat betriebene Tierpark in Lübeck wurde im Jahr 1950 von Dompteurin Lotte Walther gegründet und erstreckte sich über eine Fläche von 2,8 Hektar. Anfänglich befand sich der Tierpark am Sandberg, zog aber im April 1952 nach Israelsdorf um, auf ein zunächst für zehn Jahre gepachtetes Gelände. Der Bestand des Parks umfasste anfangs sieben Löwen, drei Bären, einen Wolf, zwei Silberfüchse, drei Affen, Pferde, Ponys und weitere Tiere.

In den folgenden Jahren wuchs der Tierbestand erheblich, insbesondere nach einer Löwin aus dem Besitz einer Hamburgerin im Jahr 1955. Bis zu den späten 1950er Jahren erhöhte sich die Anzahl der Tiere auf 200. Im Februar 1964 sprach sich Bernhard Grzimek in einem offenen Brief für einen Ausbau des Tierparks und finanzielle Unterstützung durch die Hansestadt Lübeck aus. Zu dieser Zeit verzeichnete der Tierpark 60.000 bis 80.000 Besucher pro Jahr. Eine Spendenaktion im Jahr 1965 sicherte mit 80.000 Mark das Fortbestehen des Tierparks.

Die Stadt Lübeck stellte 1967 zusätzliche 1,8 Hektar aus eigenem Besitz für den Tierpark zur Verfügung, der im Laufe der Jahre erweitert wurde. Im Jahr 1973 wurde der erweiterte Park mit 3000 Besuchern neu eingeweiht. Nach dem Tod von Lotte Walther im Juli 1976 übernahm das Ehepaar Waltraut und Günter Lehmensiek, das bereits im Tierpark gearbeitet hatte, die Leitung und führte den Park bis zur Schließung im Jahr 2010.

Der Tierpark sah sich im Laufe der Jahre mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert, darunter Forderungen nach Schließung wegen Tierquälerei. Im Oktober 1993 sprach sich der Senat der Hansestadt Lübeck jedoch für die Fortführung des Tierparks aus, trotz einer Bezeichnung im Juli 2000 als schlechteste Anlage in Deutschland durch Fachleute in der Zeitschrift Stern.

Am 31. Oktober 2010 wurde der Tierpark vorzeitig geschlossen

Im Jahr 2001 beschloss die Lübecker Bürgerschaft, den Tierpark für artgerechte Haltung umzugestalten. Trotzdem wurde im Jahr 2008 die Abwicklung des Parks von der Bürgerschaft beschlossen. Im Juni 2009 bestätigte das Umweltministerium Schleswig-Holsteins die Erfüllung der EU-Auflagen zur Tierhaltung durch den Tierpark. Im November 2009 wurde der Pachtvertrag für das Gelände zum Ende des Jahres 2011 gekündigt.

Am 31. Oktober 2010 wurde der Tierpark vorzeitig geschlossen, nachdem sich die Betreiber und die Stadt auf diesen Termin geeinigt hatten. Trotz Bemühungen des Vereins “Tiergartenfreunde Lübeck” für den Erhalt des Parks und der Forderung des Deutschen Tierschutzbunds nach Schließung konnte die Schließung nicht verhindert werden.

Einige Tiere fanden nach der Schließung neue Unterkünfte, darunter im Tierpark “Arche Noah” in Grömitz und in einer Auffangstation in Wales für zwei Schimpansen. 2016 wurden die verfallenen Gebäude auf dem Gelände abgerissen, was bei Anwohnern für Irritationen sorgte.

Ein besonderes Kapitel in der Geschichte des Tierparks war der Braunbär “Bruno”, der nach der Schließung zunächst vermisst gemeldet wurde. Die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutz forderte im Dezember 2010 aufgrund von Krankheiten das sofortige Einschläfern von Bruno. Die Stadtvertreter und der Amtstierarzt beriefen sich jedoch auf den „Veterinary Visit Report“ der „International Zoo Veterinary Group“ vom November 2010, der eine Unterbringung in einer angemessenen neuen Einrichtung empfahl. Im Mai 2011 wurde Bruno in den Bärenwald Müritz am Plauer See gebracht und dort am 30. Juli 2011 mit Zustimmung von Günter Lehmensieks eingeschläfert.

Photo Credits: Jan Peer Baumann

Adresse: Waldstraße 2-42, 23568 Lübeck-Israelsdorf

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