Film

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

THE BEEKEEPER

Ich war mal wieder im Kino – in Wien – in einem 4DX-Saal. Das ist so ein Kino, in dem die Sitze sich bewegen und Düfte, Wasser, Nebel und so weiter in den Raum geblasen werden, damit man mittendrin, statt nur dabei ist. Leider haben wir in unserem Provinzstädtchen sowas nicht, was aber halt so wild ist, denn eigentlich macht der wilde Ritt nur bei großen Blockbuster-Produktionen wie „Avatar“ wirklich Sinn. Bei mir gab´s aber THE BEEKEEPER, die neueste Actionnummer mit Jason Statham. – Wir müssen reden.

Ich bin mir nicht sicher, ob es an der miesen Programmierung lag oder schlichtweg am rumpeligen Wiener Kinosaal, aber mein 4DX-Erlebnis mit THE BEEKEEPER war alles andere als erfreulich. Nicht nur, dass die Wassereffekte in diesem Kinosaal behördlich verboten sind (vermutlich wegen der Keime im Wasser), auch ansonsten bestand mein Kinoabend lediglich aus wildem Stuhlrütteln und kalter Luft, die einem penetrant ins Gesicht gepustet wurde. Naja, eigentlich egal, wenn wenigstens der Film etwas taugt – und hier standen die Chancen recht gut, denn überall im Netz feiern Actionfans Honigbauer Jason Statham in seinem neuesten Streifen als perfekte Rückkehr zur Oldschool Action von anno dazumal.

John Wick in der Wish-Variante

Irgendwie scheine ich aber einen anderen Film geschaut zu haben, denn ähnlich wie zuletzt THE EXPENDABLES 4, hinterließ dieser Jason Statham-Reißer nur Kopfschütteln bei mir. Klar, THE BEEKEEPER ist nicht so hässlich geraten wie EX4, der ja vor einer Fototapete gedreht wurde, doch packen konnte mich die Geschichte, die ebenfalls wie die des besagten Söldnerfilms, aus der Feder Kurt Wimmers stammt, nicht. Wimmer ist derjenige, der kürzlich das Kinopublikum mit seiner unsäglichen KINDER DES ZORNS Variante langweilte. Mein Bekannter, mit dem ich im Kinosaal saß, wimmerte (!) mehrfach entrüstet zu mir herüber: „Und für dieses Drehbuch wurde jemand bezahlt.“  

Die Story erinnert nicht von ungefähr an John Wick in der Wish-Variante. Statham spielt darin Adam Clay, den Imker. Der wohnt in der Scheune von Clair Huxtable aus der Cosby-Show. Die ist mittlerweile allein – wir wissen ja, was für ein Schwerenöter ihr Ehemann war. Der Rauschebart-Imker, der uns hier als Mann um die Vierzig verkauft werden soll (Statham ist Mitte fünfzig), murmelt immer wieder den Satz „Sie sind die erste Person, die sich um mich kümmert.“ In seinen Bart und verspricht ihr zum Dank ein Glas Honig, welches er am Abend vorbeibringen möchte.

Fünf Filmminuten später ist Mrs. Huxtable jedoch schon tot – Selbstmord, da böse, böse Hacker ihr gesamtes Ersparnis vom virenverseuchten PC abgebucht haben, inklusive der 2 Millionen Dollar, die sie in einem Treuhandfond für hilfsbedürftige Kinder verwaltet hat. Ganz schön gemein. Vielleicht hat sie aber auch nur das Drehbuch gelesen und suchte Erlösung. Wer weiß das schon so genau?

Grausame Rache

Unfassbar, wie uns Drehbuch-Wimmer und Regisseur David Ayer die bösen Hacker präsentieren. (Kurz nebenbei: Ayer hat zuletzt den furchtbaren THE TAX COLLECTOR mit Badboy Shia LaBeouf auf uns losgelassen, den zurecht niemand gesehen hat). Der Oberhacker ist ein Zac Efron für Arme, der seine Untergebenen wie ein Gameshow-Moderator bei Laune hält und unter dem Applaus seiner Kollegen Omis die Rente abluchst. Das schreit natürlich nach Rache seitens des Honigmannes, doch der muss sich erstmal mit Grandma Huxtables Tochter herumschlagen, die natürlich Polizistin ist und Statham beim Betreten der Wohnung der alten, toten Dame mit einem Glas Honig und einem Messer in der Hand erwischt.

Dass sie selbst mit gezogener Waffe durch das Haus schleicht, ist nebensächlich. Als Huxtable Jr. ihre tote Mutter erblickt, reagiert sie mit einem lapidaren „Huch!“ – das Mutter-Tochter-Verhältnis scheint nicht das Beste gewesen sein. Natürlich glaubt sie, Statham hätte ihrer Mutter mit seinem Honigglas oder dem Messer in den Kopf geschossen – ein Weltklasse-Cop wird wohl nie aus ihr. Als sich überraschend die Unschuld Stathams herausstellt, schwört dieser grausame Rache an den bösen Buben („Sie war die Einzige, die sich je um mich gekümmert hat!“ – er wird nicht müde, diesen einen Satz immer wieder zu wiederholen).

Und so macht er sich auf, alles und jeden zu töten, der damit zu tun hat. Vom Billig-Zac Efron, bis hin zu Josh Hutcherson, der nach DIE TRIBUTE VON PANEM wohl keine Lust mehr auf echtes Schauspiel hatte und den reichen, verwöhnten Sohn der US-Präsidentin gibt, der hinter dem fiesen Hackeruniversum steckt. Er ist eigentlich den ganzen Tag nur am Drogen nehmen und sch**ßt seine Handlanger zusammen, dass sie den Imker immer noch nicht erledigt haben. Sein Papa ist übrigens Jeremy Irons, der ihm die goldenen Worte sagt: „Du hast Dich mit einem Beekeeper angelegt, jetzt wird er nicht aufhören, bis Du tot bist!“ – Da hat Herr Wimmer ja fleißig bei JOHN WICK abgeschrieben.

Vin Diesel-Modus

Wenn der Blödsinn sich nun wenigstens nicht so ernst nehmen würde, könnte der Actionfilm ja Spaß bereiten. Doch Statham, der eigentlich immer nur auftaucht, wenn wieder Krawall auf dem Drehplan steht (alle anderen Szenen bestreitet die nervige Huxtable-Tochter), ist nicht lustig, sondern im ernsten Vin Diesel-Modus unterwegs, wodurch die völlig zerschnittenen Actionszenen auch selten Spaß bereiten. Wenn er dann mal tatsächlich spricht, kommen Kühlschrankweisheiten wie „Entscheiden Sie: Gewinnt das Gesetz – oder die Gerechtigkeit?“ über seine bärtigen Lippen. Aua!

Insgesamt ist der Film zwar optisch nicht so missraten wie EXPENDABLES 4 und immer wieder passiert etwas, doch da der Imker unverwundbar scheint und die alberne Nummer komplett humorfrei vonstattengeht, habe ich mich 105 Minuten herzlich gelangweilt. Lediglich das penetrante Stuhlrütteln hielt mich vom Einschlafen ab. 

Immerhin scheint man im verantwortlichen Synchronstudio gemerkt zu haben, was für einen geistigen Durchfall Drehbuchautor Wimmer da zu Papier gebracht hat und so bemühte man sich, zumindest in der deutschen Fassung ein wenig Spaß in den Film zu bringen. Und so sagen die Bösewichte plötzlich Dinge wie: „Das kommt mir nicht in die Lümmeltüte!“ oder „Ich schäl´ ihm die Gurke!“. Wenn doch nur der Film ebenfalls so gewollt albern gewesen wäre. Dann hätte er tatsächlich Spaß bereiten können.

Photo Credits: AdobeStock_541333168

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