Filmtipp

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

DEEPWATER HORIZON

Katastrophenfilme fand ich schon immer großartig. Ob Charlton Heston gegen Erdbeben antrat oder gemeinsam mit George Kennedy Flugzeuge wieder sicher auf die Erde bringen musste, ob Stallone im verschütteten Tunnel nach Tageslicht suchte oder Leo und Kate auf der sinkenden Titanic um das Überleben kämpften. Die Mischung aus Spannung und Herzschmerz, wenn zum Beispiel einer der liebgewonnenen Charaktere verstarb, war stets beste Unterhaltung – und was habe ich aufgeatmet, wenn die Überlebenden schließlich in Sicherheit waren.

Bei „Deepwater Horizon“ von Peter Berg verhält es sich da allerdings ein wenig anders, denn dieser Katastrophenfilm beruht leider auf wahren Begebenheiten. Es geschah im April 2010. Wohl jeder von uns erinnert sich noch an das Bohrinsel-Unglück, welches damals vor dem Golf von Mexiko stattfand. Dort stand die titelgebende Bohrplattform, die eine gewaltige Menge Öl im Auftrag des BP-Konzerns bergen sollte. Doch Habgier und Geiz seitens der Geldgeber führten zur Katastrophe.

Dabei fängt alles so harmlos an. Wir sehen den Cheftechniker Mike Williams (Mark Wahlberg) in trauter Umgebung, daheim bei Frau (Kate Hudson) und Tochter (Stella Allen). Doch bevor die ganze Szenerie in hollywoodartigen Standardkitsch kippen kann, geht’s auch schon, zusammen mit dem Offshore Installation Manager Jimmy Harrell, genannt Mr. Jimmy (Kurt Russell), auf zum Ort der später folgenden Katastrophe. Beides pflichtbewusste Männer, die ihr Handwerk verstehen.

In Windeseile stellt man uns nun die Crew vor, deren Namen man aber, aufgrund ihres teilweisen nur kurzzeitigen Auftretens, schnell wieder vergisst. Den Abgesandten des Ölkonzerns Vidrine (John Malkovich) behält man jedoch im Gedächtnis. Er ist der arrogante Widerling, der Interessenssklave vom Ölkonzern BP, der wichtige Sicherheitsprüfungen zwecks Kostenminimierung unter den Tisch fallen lässt. Was dann geschah, ist leider allgemein bekannt. Bereits nach wenigen Filmminuten macht sich eine allgegenwärtige Bedrohung breit. Nie zuvor waren knarrende Teile in Stahlrohren bedrohlicher als hier. Wohl auch, weil das, was folgt, echte Menschenleben forderte.

Es dauert ergo auch nicht allzu lange, bis eine Sicherheits-Testbohrung vorgenommen wird, die für Williams und Harrell zwar nicht akut bedrohlich ausschaut, jedoch alles andere als zufriedenstellend im Ergebnis ist. Einzig der BP-Mann Vidrine ist zufrieden. Aus der Geldgier des Konzerns macht der Film keinen Hehl, er klagt zurecht an. Wenn dann der eigentliche Schrecken beginnt, hält sich „Deepwater Horizon“ in Sachen Heldengeschichten angenehm zurück. Peter Berg ist halt kein Roland Emmerich oder Michael Bay, hier erhalten die Opfer Anerkennung und verkommen nicht zu comichaften Abziehbildern.

Die Authentizität im Vordergrund

Natürlich ist Wahlberg als zentrale Identifikationsfigur so etwas wie der Held des Films. Seine Rolle bleibt aber durchweg geerdet. Zwar kümmert er sich inmitten der Katastrophe u.a. um die hilflose Brückenoffizierin Andrea Fleytas (Gina Rodriguez), ein Superman ist er deshalb aber noch lange nicht, sondern ein Familienvater aus Fleisch und Blut.
Hier rennen, bluten und sterben Menschen, die durch ein ausgezeichnet getrickstes Szenario die Flucht antreten. Statt sinnloser Heldenaktionen in übertriebenen Gefahrensituationen steht hier die Authentizität im Vordergrund. Machosprüche bleiben trotz markiger Kerle aus. Selbst bei der finalen Konfrontation Kurt Russel vs. John Malkovich bleibt der Film auf dem Teppich.

Gegen Ende kommen die echten Überlebenden nochmal zu Wort und die gefallenen Arbeiter werden auch gewürdigt. Auch hier bewies Regisseur Peter Berg Fingerspitzengefühl. Und die Leute von BP? Die kamen mit einem blauen Auge davon. Erschreckend! Der Konzern war allerdings Geschichte. Regisseur Peter Berg zeigte schon mit seinem Kriegsdrama „Lone Survivor“, dass er echte Geschichten gut umsetzen kann. Dieser Film steht dem in nichts nach. Kurz darauf drehte er, ebenfalls mit Mark Wahlberg, den Anschlagsthriller „Boston“, der ebenfalls äußerst sehenswert ist.

„Deepwater Horizon“ schildert ein erschreckendes Katastrophenkino, welches seinerzeit im Kino viel zu wenig Beachtung fand. In Vergessenheit sollte aber weder der Film noch das reale Ereignis geraten, welches zudem auch noch, aufgrund der riesigen Menge ausgetretenem Öl, eine schreckliche Umweltkatastrophe war. Wer über ein Joyn-Abo verfügt, kann den Film gratis streamen. DVD und Blu-ray sind aber auch recht günstig erhältlich mittlerweile.

Photo Credits: AdobeStock_611223032

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