Filmtipp

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS

Dienstag ist es endlich wieder soweit und ich kann meinen Lieblingsfeiertag zelebrieren. Nein, ich meine nicht den Reformationstag, sondern natürlich Halloween. Ich beneide Kinder von heute, die verkleidet nach Süßem oder Saurem an den Türen fragen können. Während meiner Kindheit wurde das Fest der Monster hierzulande nicht gefeiert. Den gleichnamigen Kultfilm von John Carpenter habe ich allerdings schon damals, noch viel zu jung, kennengelernt. Damals habe ich mich extrem gegruselt. Doch funktioniert der mittlerweile 45 Jahre alte Gruselschocker auch heute noch?

„Halloween – Die Nacht des Grauens“ beginnt mit einer legendären Einführung. Es ist der Halloweenabend des Jahres 1963, als der sechsjährige Michael Myers mit einem Clownskostüm verkleidet in die Küche spaziert, um sich ein Fleischermesser aus der Schublade zu holen, mit dem er seine Teenieschwester Judith ersticht. Das Besondere an dieser Szene ist, dass sie ohne sichtbaren Schnitt aus der Sicht des kleinen Mörders gefilmt wurde. Heutzutage nichts Besonderes mehr, damals allerdings eine kleine Sensation. Nicht nur die subjektive Kamera, auch die Auflösung der Szene war ungewöhnlich, immerhin hatte man im Entstehungsjahr 1978 noch nicht allzu viele Kinder als Täter in Filmen erleben dürfen. Insgesamt eine ungemein stimmungsvolle Einleitung, die dank des genialen und weltberühmten Soundtracks von Regisseur John Carpenter echte Gänsehautmomente verursachen kann, wenn man sich denn auf den Gruselstreifen einlassen kann. Das Ende der Szene ist dabei extrem ungewöhnlich. Als Michael von seinen Eltern demaskiert wird, verlässt „Halloween – Die Nacht des Grauens“ seine subjektive Einstellung und wechselt auf eine Totale der Protagonisten, die regungslos verharren, während die Kamera in den Himmel fährt. Unlogisch, aber ein ungemein atmosphärischer Moment.

Es wird unheimlich

Unheimlich geht es danach weiter. Wir springen ins Jahr 1978, an den Vorabend zu Halloween. Der Psychiater Dr. Sam Loomis, genial verkörpert von Donald Pleasence, Star aus Klassikern wie „Gesprengte Ketten“ oder „James Bond 007 – Man lebt nur zweimal“, ist auf den Weg ins Smith’s Grove Warren County Sanatorium, wo Michael seit seiner Bluttat einsitzt. Loomis fiebert diesem Abend entgegen, an dem endgültige Hochsicherheitsverwahrung von Michael Myers bei einer Anhörung entschieden werden soll. Denn der Psychiater von Michael Myers  erkannte schon seit langem, dass in seinem Patienten nichts als das Böse existieren würde. Er wird im Laufe des Filmes nicht müde zu erwähnen, dass Michael ein Monster ist. Doch, oh je, Michael entkommt mit dem Wagen seines Arztes. Loomis ist sich sicher, dass das Böse auf dem Weg nach Haddonfield, Illinois ist, wo damals Judith Myers umgebracht wurde.

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Ein echter Klassiker und Meilenstein

Natürlich soll der schwarzsehende Arzt recht behalten, denn Michael, der sich seit seiner Ankunft im verlassenen Haus seiner Eltern versteckt hält, nimmt am Halloweenabend drei junge Frauen ins Visier, von denen zwei in unmittelbarer Nachbarschaft beim Babysitten ihren Abend verbringen wollen. Eine von ihnen ist Hollywoodlegende Jamie Lee Curtis in ihrer ersten Rolle. Die Hauptrolle, auch wenn Donald Pleasence aufgrund seiner Popularität als erster genannt wird (im Sequel ist es bereits andersherum), ergatterte Jamie Lee Curtis auch nur aufgrund ihrer berühmten Mutter Janet Leigh, die einst als Duschopfer in „Psycho“ verendete. Ein absoluter Glücksgriff, spielt sie doch unfassbar natürlich und sympathisch. Curtis wurde in der Rolle der Laurie Strode mindestens ebenso populär wie Michael Myers selbst. Ihre Karriere sollte letzten Februar mit dem Gewinn eines Oscars ihren bisherigen Höhepunkt erreichen.

„Halloween – Die Nacht des Grauens“ ist ein Klassiker und Meilenstein des Horrorgenres, der eine Welle von Slasherfilmen auslöste, von denen aber kaum einer die meisterhafte Qualität dieses John Carpenter Films besitzt. Ja, ich bezeichne diesen Gruselfilm von 1978 als zeitlosen Klassiker, auf dessen altmodischen, aber grandios inszenierten, Stil man sich einlassen können muss, um auch Spaß daran zu haben. So wirken vor allem die zwei angedeuteten Sexszenen unfreiwillig komisch, aufgrund ihrer extremen Kürze (in der Anfangsszene vergehen zwischen „Paar geht die Treppe hinauf“ und „Er kommt, sein Shirt überstreifend, nach getaner Arbeit die Treppe wieder hinunter“ weniger als eine Minute). 

Der Schrecken kommt schleichend

Nein, zeitgemäß ist „Halloween – Die Nacht des Grauens“ zu keiner Sekunde, auch passiert lange nicht viel. Der Schrecken kommt stattdessen schleichend. Immer wieder erfahren wir, dass Michael seine Opfer aus der Ferne beobachtet, wir hören sein schweres Atmen unter der legendären Halloweenmaske, die er sich übergestreift hat. Das führt zu einem frühen Unbehagen, welches sich erst im letzten Drittel voll entlädt. 

Wer auf blutiges Gemetzel bei Horrorfilmen steht, der sollte lieber zum Remake aus dem Jahr 2007 greifen. Wer sich aber gerne gruseln möchte, dem sei am Halloweenabend dieser Meilenstein des Horrorfilms ans Herz gelegt. Er ist zwar alt, langsam und teils unfreiwillig komisch – aber auch gänsehauterzeugend, atmosphärisch und toll inszeniert und gespielt – und beim Soundtrack von John Carpenter läuft mir regelmäßig ein Schauer den Rücken herunter. Die Fortsetzung „Halloween 2 – Das Grauen kehrt zurück“ spielt unmittelbar im Anschluss noch in der gleichen Nacht. Der Film ist zwar etwas schwächer als das Original, im Doppelpack funktionieren beide Teile aber bestens. Teil 2 gibt es derzeit kostenlos bei „Freevee“ zum Streamen, Teil 1 kann man für den schmalen Taler bei Amazon und Co. leihen.

Photo Credits: AdobeStock 591422080

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