Kunst

Mein Lieblingsstück – Söhne des Dr. Max Linde

Die Auswahl seines Lieblingsstücks fällt Dr. Alexander Bastek nicht leicht. Der Kunsthistoriker leitet seit 2008 das Museum Behnhaus Drägerhaus, das sich der Kunst des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne verschrieben hat.     

Genau an dieser Grenze zwischen 19. Jahrhundert und der klassischen Moderne verortet Bastek das Werk, das er vorstellt: Es ist wohl das bekannteste Werk der wichtigen Sammlung von Gemälden, Plastiken, Grafiken und Fotogafien. „Die Söhne des Dr. Max Linde“ des bedeutenden norwegischen Malers Edvard Munch zeigen für Bastek einen Umschwung sowohl in der Malerei selbst als auch im persönlichen Schaffen von Edvard Munch an.

„In seinen Briefen und Erinnerungen beschreibt Munch seine Zeit in Lübeck als sehr glücklich, bei Max Linde findet er Zuspruch und Familienanschluss“, erzählt der Museumsleiter. Statt der bedrückenden und düsteren Werke, das bekannteste mag „Der Schrei“ sein, entstehen hier heitere und helle Werke. Gleichzeitig steht das Kinderbild für die Änderung der Malerei der damaligen Zeit: „Die älteren Kinderbilder in unserem Haus zeigen meistens eher Dr. Alexander Bastek kleine Erwachsene“, erzählt Bastek weiter. Hier hingegen stehen die Kinder als eigene Individuen mit kindlichen Verhaltensweisen: Da gibt es den verträumten Hermann, der am Türrahmen lehnt, auf der anderen Seite den selbstbewussten Theodor, der durch subtile Stilmittel viel mehr Raum einnimmt als seine Geschwister, da ist der verspielte Lothar, der noch den typischen Kleinkind-Stand hat und der neugierige Helmut, der den Betrachter direkt anblickt und ins Bild zieht. „Es wirkt spontan und ist doch durchkomponiert, das zeichnet den großen Künstler aus.“

„Das Bild passt natürlich auch deshalb gut in unser Haus, weil es sich hier um ehemalige Wohnhäuser handelt, die das großbürgerliche Leben ebenso widerspiegeln“, beschreibt Bastek. Die Räume sind in ihrer alten Funktion teilweise noch zu erkennen.

Alexander Bastek schlägt einen Bogen zu den „100 Meisterwerken“, die im Herbst ausgestellt werden. Da konnten die Lübecker ihre „Lieblingsstücke“ auswählen. „Die Söhne des Dr. Max Linde“ kam dort erst auf den dritten Platz: „Vermutlich haben die meisten gedacht: Das Bild kommt doch sowieso in die Ausstellung“. Spätestens seit der Aktion, bei der die Kinder an Fassaden klebten, nennen viele Lübecker das Bild „unsere Linde-Kinder“.

Spätestens seit der Kunstaktion, bei der die „Söhne des Dr. Max Linde“ an Häuserfassaden klebten, sprechen viele Lübecker von „unseren Linde-Kindern“

Und manchmal genießt Bastek den Luxus, einfach mal zu seinem Lieblingsstück gehen zu können: „Hin und wieder mache ich extra einen Umweg, wenn ich in dieser Raumflucht bin.

Photo Credits: ppe

Adresse: Königstraße 9, 23552 Lübeck
Website:  museum-behnhaus-drägerhaus
Facebook: Behnhaus

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