Kunst

Mein Lieblingsstück – der Memling-Altar

Seit Oktober 2016 ist Dr. Dagmar Täube die Leiterin gleich mehrerer Lübecker Museen. Für uns zeigt sie ihr Lieblingsstück, den Memling-Altar im St.-Annen-Museum. Die promovierte Kunsthistorikerin erklärt, was ihr daran so gut gefällt.


Hier ist richtig was los. Heute ist man an die Bilderflut gewöhnt, für die Zeitgenossen war die Feiertagsseite einfach umwerfend.

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Für die Museumsdirektorin ist der Altar schlicht und einfach die „Mona Lisa von Lübeck“, etwas, das man gesehen haben muss. Und entsprechend ist das Stück inszeniert: In einem eigenen Raum kann man mit diesem Altar ganz allein sein.

Und eine Inszenierung erkennt man auch in dem Aufbau des Altars: „Es ist wie ein Theaterstück mit drei Akten aufgebaut“, findet Dagmar Täube. Am Anfang stehen die Werktagsseiten. Auch wenn sie schlicht erscheinen, zeigen diese Flügel den „Wettstreit der Künste“, wie die Kunsthistorikern es nennt. Die gemalten Bilder sehen aus wie aus Stein gemeißelt, gleichzeitig tauchen Elemente der Malerei auf und zu Füßen der Mariendarstellung steht ein Krug mit Lilien „als hätte sie ein Gläubiger eben hingestellt“. Dieses Spiel mit der Realität und den Gegensätzen fasziniert sie. 

Der zweite Akt, die Sonntagsseiten, zeigen vier Schutzpatrone. Im Gegensatz zur Werktagsseite tauchen hier Farben auf, die Heiligen bezogen den zeitgenössischen Betrachter mit ein: „Heilige galten als Vorbilder im Leben, das aufs Jenseits ausgerichtet war.“ Und an den hohen Feiertagen wurden die Innenseiten gezeigt, der „dramatische Höhepunkt in dieser Inszenierung“, erläutert die Direktorin.

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Die Innenseiten zeigen alle Stationen der Passion – „ein fein ausgeklügeltes Programm“. Hier kommt auch die malerische Meisterschaft des holländischen Meisters Hans Memling völlig zur Geltung. „Wenn wir es mit den frühen repräsentativ aufgefassten Altären vergleichen, ist hier richtig was los, realistisch bis ins kleinste Detail und in die Architektur eingebunden“, beschreibt Dagmar Täube diesen Reichtum. 

Das St.-Annen-Museum, das für seine Schnitzaltäre bekannt ist, findet hier eine krönende gemalte Antwort – das Lieblingsstück der Direktorin.

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Photo Credits: ppe

Adresse: St.-Annen-Straße 15, 23552 Lübeck
Website:  st-annen-museum.de
Instagram: st.annenmuseum
Facebook: St.AnnenMuseum

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