Äußerlich unbeeindruckend, verbirgt sich hinter den grauen Papp- und Pergamenteinbänden des Lübecker Pfundzollbuches nicht weniger als ein Schatz. Denn die Aufzeichnungen über den Zoll, der in Lübeck erhoben wurde, zeigt genau, was im 14. Jahrhundert in Lübeck gehandelt wurde. Als reines Verwaltungsinstrument sind die Pfundzollbücher – ähnliche gibt es auch in Hamburg und Torun – nicht spektakulär anzusehen. Dass Archivare diese Bücher dennoch als „Prachtstücke“ bezeichnen, liegt daran, dass hier ein Schatz an Daten liegt.
Der Pfundzoll war eine Abgabe, die seit dem 14. Jahrhundert erhoben wurde: Ein bestimmter Anteil des Warenwertes – zwischen 1/360 und 1/240 – musste als Zoll entrichtet werden. Damit wurden in der Regel die Kriege der Hanse gegen Dänemark finanziert.
Die Pfundzollbücher, die im Lübecker Stadtarchiv verwahrt werden, listen auf über 700 Seiten sämtliche Daten zu den an- und abfahrenden Schiffen innerhalb von knapp drei Jahren – zwischen März 1368 und irgendwann im Jahr 1371 auf. Diese frühesten und vollständigsten erhaltenen Aufzeichnungen über den Pfundzoll bezeichnete ein Historiker einmal als „kostbarsten Schatz der nordeuropäischen Handelsgeschichte.“