Ein aus Der Zeit der Hanse stammendes Pfundzollbuch aus Lübeck.

Unsere Schätze – das Pfundzollbuch

Zeugnis hanseatischer Größe

Äußerlich unbeeindruckend, verbirgt sich hinter den grauen Papp- und Pergamenteinbänden des Lübecker Pfundzollbuches nicht weniger als ein Schatz. Denn die Aufzeichnungen über den Zoll, der in Lübeck erhoben wurde, zeigt genau, was im 14. Jahrhundert in Lübeck gehandelt wurde. Als reines Verwaltungsinstrument sind die Pfundzollbücher – ähnliche gibt es auch in Hamburg und Torun – nicht spektakulär anzusehen. Dass Archivare diese Bücher dennoch als „Prachtstücke“ bezeichnen, liegt daran, dass hier ein Schatz an Daten liegt.

Der Pfundzoll war eine Abgabe, die seit dem 14. Jahrhundert erhoben wurde: Ein bestimmter Anteil des Warenwertes – zwischen 1/360 und 1/240 – musste als Zoll entrichtet werden. Damit wurden in der Regel die Kriege der Hanse gegen Dänemark finanziert.

Die Pfundzollbücher, die im Lübecker Stadtarchiv verwahrt werden, listen auf über 700 Seiten sämtliche Daten zu den an- und abfahrenden Schiffen innerhalb von knapp drei Jahren – zwischen März 1368 und irgendwann im Jahr 1371 auf. Diese frühesten und vollständigsten erhaltenen Aufzeichnungen über den Pfundzoll bezeichnete ein Historiker einmal als „kostbarsten Schatz der nordeuropäischen Handelsgeschichte.“

Der damalige „zweite Pfundzoll“ von 1367 finanzierte den Krieg gegen Dänemark, der mit dem Stralsunder Frieden 1370 endete und als ein Höhepunkt der hansischen Geschichte angesehen wird. Dadurch, dass für jedes Schiff Herkunft- und Bestimmungsort, der Name des Schiffers, der Wert des kompletten Schiffes, der Name des Händlers und deren Waren nach Art, Menge und Wert aufgezeichnet ist, können Historiker minutiös die Handelsströme innerhalb des Ostseeraums rekonstruieren und daraus Erkenntnisse weit über den reinen Zoll in Lübeck hinaus gewinnen.

Zwei Pfundzollbücher liegen geschlossen und nebeneinander auf einem Tisch.

Wie viele andere Dokumente des Lübecker Archivs wurden die Pfundzollbücher während des Krieges ausgelagert und kamen erst 1987 aus dem Zentralen Staatsarchiv der DDR zurück nach Lübeck.

Photo Credits: Archiv der Hansestadt Lübeck

Adresse: Mühlendamm 1-3, 23552 Lübeck
Website:  luebeck.de

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