Die frühesten erhaltenen Zeugnisse der Musikstadt Lübeck sind die in der Stadtbibliothek Lübeck verwahrten Handschriften mit liturgischen Gesängen für die katholische Messfeier. Drei dieser Handschriften stammen aus dem 12. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde Lübeck gegründet und der Bau des Doms, aus dem die meisten der Handschriften der Lübecker Sammlung stammen, begonnen. In den ersten Handschriften finden sich über den Texten lediglich sogenannte „Neumen“ (griechisch für „Wink“), die den Melodieverlauf anzeigen. Durch die Erneuerung verschlissener Handschriften kamen immer wieder neue Messbücher mit den weiterentwickelten Notationsformen nach Lübeck. Neben den Standardtexten der Messe an Sonn-, Werk- sowie an Festtagen, die im „Missale“ notiert sind, gibt es weitere Textsammlungen für die Ausgestaltung der Messfeiern. So finden sich im „Responsoriale“ Wechselgesänge zwischen einem Vorsänger und der Gemeinde, meist als Antwort auf die Lesung im Stundengebet oder der Messe.
Nach der kriegsbedingten Auslagerung im Jahre 1942, die den größten Teil dieser einstmals bedeutendsten Sammlung an „Liturgischen Handschriften“ in Nordeuropa betraf, sind, anders als der vorliegende Psalter noch nicht alle Bände wieder in die Stadtbibliothek zurückgekehrt.