Gelegentlich lese ich am Sonntagvormittag bei einer Tasse Tee die Zeitung durch und bleibe – natürlich – bei den Familienanzeigen hängen. Besonders gern bei den Geburtsanzeigen. Irgendwie reichte früher immer eine gute Handvoll Namen aus, die man offenbar wahllos über die Menschheit verstreute – in meiner Klasse gab es drei Thorstens und vier Petras, die von manchen Lehrern der Einfachheit durchnummeriert wurden. Inzwischen scheinen Namen eine Art kostenloses Luxusgut zu sein: Je ausgefallener der Name, um so beglückter dürften die Eltern sein, habe ich den Eindruck.
Und dann beobachte ich noch: Die Namen aus der Kaiserzeit kommen wieder. Rief es vor einigen Jahren noch „Leee-ooon!“ und „Maa-riiiiiii-hiiii!“ auf den Spielplätzen, tummeln sich da jetzt die Emils, Marthas, Louises, Pauls und Emmas. Und – mir besonders nah – „Fritz“ taucht wieder in den Namenslisten auf, lange Zeit als personifiziertes Preußentum verpönt.
Wenn sich das alles so weiter entwickelt, werden wir in naher Zukunft auch wieder jede Menge Gieselas, Günthers, Karl-Heinze und Jürgens auf den Spielplätzen erleben. Und dann habe ich Angst.
Photo Credits: shutterstock, lassedesignen