Der Reichsfreiheitsbrief, der Lübeck im 13. Jahrhundert vom Kaiser erhielt.

Unsere Schätze – Reichsfreiheitsbrief

Zur rechten Zeit am richtigen Ort

In der vergangenen Ausgabe wurde das Barbarossaprivileg vorgestellt, die dem noch jungen Lübeck umfassende Privilegien zusicherte. Rund ein halbes Jahrhundert später bekamen die Lübecker mit dem Reichsfreiheitsbrief weitere Vorteile, der wichtigste: Sie unterstanden ab dann direkt dem Kaiser.

Der Zeitpunkt war günstig gewählt: Die Lübecker Gesandten waren 1226 eigentlich zum Kaiser unterwegs, um die Privilegien, die ihnen dessen Großvater zugesichert hatte. Dass sie ihre Rechte dabei ein bisschen ausdehnten, war zu der Zeit eher üblich. Friedrich II. plante zu dieser Zeit die Besiedlung des östlichen Ostseeraums, und so kam ihm die strategisch wichtige Stadt, die unter der Herrschaft des Dänenkönigs Waldemar II. stand, gerade recht. Und so verließen die Lübecker Norditalien mit dem wichtigsten Dokument der Stadtgeschichte in der Tasche: Der Reichsfreiheitsbrief verhieß die direkte Herrschaft des Reiches über die Stadt. Da der Kaiser hauptsächlich in Süddeutschland und Italien weilte, hieß das: Weitgehende Autonomie.

Aus Pergament wird Wirklichkeit

Die Reichsfreiheit stand zunächst nur auf dem Pergament. Erst nach der Schlacht von Bornhöved ein Jahr später wurde die Reichsfreiheit Wirklichkeit und die Stadt konnte kurz danach auf die Unterstützung des Reichs zählen, als die Dänen die Travemündung blockierten. Das und die Zusicherung strategisch wichtiger Gebiete rund um die Trave sicherte den späteren Aufstieg der Stadt.

Bewegte Geschichte

Die Urkunde bekam eine zweite Geschichte dadurch, was später mit ihr geschah. So wurde auch sie noch in den 1920ern herangezogen, um Streitigkeiten mit Mecklenburg im Lübecker-Bucht-Fall zu klären.

Noch nach dem Ende der Reichsfreiheit 1937 lagerten die zwei Exemplare der Urkunde – davon eine noch mit goldenem Siegel – in der Ratstrese in der Marienkirche. Während des Krieges wurde die Urkunde in einem Stollen in Thüringen gelagert. In der Nachkriegszeit kam sie erst in die Sowjetunion, später nach Potsdam.

Im Zuge der Annährung der beiden deutschen Staaten wurde mit dem Austausch von Dokumenten begonnen. Die erste Urkunde, die 1986 in die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ostberlin kam, war genau der Lübecker Reichsfreiheitsbrief.

Photo Credits: Archiv der Hansestadt Lübeck

Adresse: Mühlendamm 1-3, 23552 Lübeck
Website:  luebeck.de

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