Der Kürass ist eine Rüstung, die die Krieger auf den Gilbert-Inseln in Polynesien in ihren Stammesfehden trugen – sie waren dabei auch gleichzeitig repräsentative Stücke. Es besteht aus Kokosfasern, das eingewebte Haar der eigenen Frauen sollte den Kriegern magischen Schutz und Kraft verleihen. Seit die Kolonialverwaltung diese Auseinandersetzungen beendet hatte, verloren die Rüstungen ihren praktischen Nutzen. Häufig wurden Waffen und Rüstungen an Europäer verkauft, die sie von ihren Fernreisen als Souvenirs mitbrachten. So gelangten viele Stücke in Völkerkundesammlungen. Der Hamburger Kaufmann Hermann Grösser brachte den Kürass nach Lübeck.
„Wir haben hier nicht nur eine Sammlung von Kuriositäten“, erklärt Frühsorge. Gerade Länder wie der Inselstaat Kiribati, zu dem die Gilbert-Inseln gehören, stoßen auch in Völkerkundesammlungen auf Spuren ihrer Identität, die es vor Ort nicht mehr gibt. Dazu kommt, dass Kiribati akut vom Klimawandel bedroht ist. „Wir leisten hier dokumentarische Arbeit. Für Völker ohne Land können diese Objekte Bezugspunkte ihrer Identität sein.“ Ein Bootsmodell aus Alaska in Lübeck diente beispielsweise den Bewohnern der Alëuten als Vorlage für eigenes verlorengegangenes Wissen.