Eine Frau im grünen Oberteil und schwarzen Hosen kniet vor dem geöffneten Rückpositiv der Lübecker Domorgel. Im Hintergrund sieht man die barocken Grabkapellen des Doms

Eine neue Lunge für die Orgel im Lübecker Dom

Sanierung dauerte drei Monate

Ein Gabelstapler von der Größe eines LKW hebt mit seinem Ausleger-Arm einen Holzkasten ins Kirchenschiff des Lübecker Doms. Der Kasten ist nur gut einen Meter lang, aber sehr schwer. Darin befindet sich das neue Gebläse der Domorgel – ihre neue „Lunge“. Sie ist ein elektrischer Motor, der ähnlich einem Fön Wind produziert, in einem grünen Metallgehäuse. Orgelbauerin Constanze Freiling und eine Kollegin ziehen das Gebläse und den Kasten an einem Flaschenzug auf ein Gerüst, das im nördlichen Seitenschiff hinter der Domorgel aufgebaut ist. In einer Holzverschalung hinter dem Spielschrank bauen sie die Teile ein. Damit alles passt, hatte Schreinerin Lena Albrecht den Schrank vorher umgebaut.

Constanze Freiling ist mit einer Kollegin für die Orgelbaufirma Mühleisen aus Baden-Württemberg angereist. Die Arbeit in Schleswig-Holsteins zweitgrößter Kirche ist für sie etwas Besonderes. Sie war nötig, weil das alte Gebläse manchmal etwas „kurzatmig“ war, besonders, wenn Domorganist Johannes Unger mit allen Registern das ganze Klangspektrum nutzte, „Es hatte auch eine Unwucht und war etwas laut“, sagt die Orgelbauerin.

Frischzellenkur für ein besonderes Instrument

Der Eingriff sei „nur eine Schönheitsoperation“, sagt der ehrenamtliche Domküster Manfred Willeke. „Uns ist wichtig, dass die Marcussen-Orgel sich in ihrer Eigenart und im Ton nicht verändert.“ Die Domorgel wurde 1970 von der dänischen Firma „Marcussen und Sohn“ gebaut. Sie gilt als Musterbeispiel für Orgeln aus dieser Zeit.

Der Einbau der neuen Windanlage ist zusammen mit dem Einbau einer elektronischen Setzeranlage der aufwändigste Teil der „Revision“; wie die Renovierung heißt. Die Orgelbauerinnen montierten außerdem die Tasten ab und ersetzten beschädigte Elfenbeinbeläge. Anschließend säuberten sie die Orgelpfeifen. Ein Elektriker erneuerte die Elektronik für den neuen Motor. Zusätzlich bekommt der Organist eine Heizplatte unter die Füße und in den Rücken, damit er bei der Arbeit nicht friert. Am Ende wird das Instrument noch gestimmt. Für die Intonation einzelner Register wurden Experten aus Süddeutschland beauftragt. Sie gaben insbesondere den Zungenstimmen im Rückpositiv, einem Teilwerk der Orgel, ihren originalen Klang zurück.

Von Ende August bis Mitte Oktober hat die Revision der Orgel gedauert. In dieser Zeit stand für Gottesdienste und Feste im Ostchor die kleinere, bewegliche Barockorgel aus dem 18. Jahrhundert sowie ein Flügel und ein klangstarkes Harmonium zur Verfügung.

Photo Credits: Friederike Grabitz

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