Sie sind recht unscheinbar und gehen fast in der reichen Dekoration des Brügge-Saals unter: Am Stand eines Tuchhändlers hängen kleine Beutel, die erst auf den zweiten Blick ihre Besonderheit offenbaren. Im 14. Jahrhundert wurden in solchen Stoffsäckchen tatsächlich Reliqienstückchen aufbewahrt. Die Beutel wurden zu dieser Zeit aus Kölner Borte geschneidert. Tuche wie diese Borte waren eines der wichtigsten Fernhandelsgüter des späten Mittelalters und bestimmten auch den hanseischen Handel.
Verschiedene Muster dieser Kölner Borten sind heute noch in Maastricht erhalten. „Dort gibt es vier verschiedene Muster, ‘St. Castor’, den ‘Papagei’, das ‘Vögelchen’ und ‘Gold’“, berichtet Sternfeld, „mir persönlich gefällt der Papagei am besten.“ Und in Maastricht bei den Borten beginnt die eigentlich interessante Geschichte für Felicia Sternfeld. Sylvia Wiechmann, eine Damastweberin in München, konnte dank hochauflösender Fotos dieser Stoffe solche Borten nach sechshundert Jahren originalgetreu nachweben. „Wir haben hier eine detailgetreue, fadengenaue Rekonstruktion der Originale. Der immense Aufwand, der in diese Objekte gesteckt wurde, hat mich immer sehr fasziniert“, erzählt die geschäftsführende Direktorin des Europäischen Hansemuseums, und erläutert, warum diese Stücke zu ihren liebsten im ganzen Museum gehören. „Die Beutel stehen stellvertretend für alle originalgetreuen Rekonstruktionen hier im Museum“, erklärt Sternfeld.