Junge Menschen können sich 12 Monate ausprobieren
Die Handwerkskammer (HWK) Lübeck beschreitet innovative Pfade mit einem einzigartigen Projekt in Deutschland: Das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ) ermöglicht Jugendlichen, innerhalb eines Jahres vier verschiedene Ausbildungsberufe auszuprobieren. Ab sofort stehen ihnen über 130 Berufe zur Auswahl.
Auch in diesem Jahr werden wieder Jugendschutzteams auf der Festmeile unterwegs und jederzeit ansprechbar sein. Ihr Ziel ist, dass die Jugendlichen beim fröhlichen Feiern nicht zu viel Alkohol konsumieren und nachts unbeschadet nach Hause kommen.
„Viele junge Menschen, die eine Ausbildung anstreben, sind sich über ihre berufliche Zukunft sehr unsicher“, sagt Andrea Scheffler, Sprecherin der HWK Lübeck. Das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ) bietet ihnen die Gelegenheit, „sich in der Praxis auszuprobieren“. Dadurch können die Jugendlichen nicht nur herausfinden, ob ein bestimmter Beruf zu ihnen passt, sondern auch, wie wohl sie sich im jeweiligen Betrieb fühlen. Laut HWK Lübeck gibt es derzeit in Schleswig-Holstein 2500 offene Ausbildungsstellen im Handwerk.
Herausfinden, was einem liegt und ausprobieren
„Viele Jugendliche wünschen sich mehr praktische Erfahrung bei der Berufsorientierung“, erklärt der Hauptgeschäftsführer der HWK Lübeck, Andreas Katschke. Er freut sich, „mit dem Freiwilligen Handwerksjahr ein Angebot geschaffen zu haben, durch das junge Menschen herausfinden können: Liegt mir dieser Beruf?“ Laut Katschke fragen sich viele Erwachsene im Laufe ihres Lebens: „Hätte ich auch etwas anderes werden können – ein guter Tischler, Goldschmied oder Mechaniker? Doch sie hatten nie die Gelegenheit, das herauszufinden.“ Das FHJ eröffnet völlig neue Möglichkeiten bei der Berufsfindung.
Idee stammt aus einem Unternehmen im Kreis Pinneberg
Vorreiter war die Firma Held Isolier-Technik GmbH aus Bönningstedt im Kreis Pinneberg. Angelika Held las in einer Fachzeitschrift über ein süddeutsches Unternehmen, das seinen Praktikanten aufgrund der Vielzahl an Sparten vier verschiedene Berufe vorstellen kann. Sie nahm Kontakt zu diesem Unternehmen auf, ließ sich Ratschläge geben, passte die Idee an und fand drei weitere Betriebe im Umkreis von sieben Kilometern, die ebenfalls mitmachen wollten. So entstand das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ), das nun auf den Bezirk der HWK Lübeck ausgeweitet wird. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Idee Anklang findet“, sagt Angelika Held. Anfang August starten bei ihr zwei FHJ-Teilnehmer, die nicht nur die Isoliertechnik, sondern auch die Bereiche Heizung, Elektrik und Metallbau kennenlernen werden.
Einen fester Zeitpunkt für den Einstieg gibt es nicht
Ein Einstieg ins FHJ ist laut Scheffler jederzeit möglich und nicht an einen festen Starttermin gebunden. Interessierte Jugendliche und Studienzweifler, die überlegen, ob eine Ausbildung für sie besser geeignet ist, können sich ab sofort bei der HWK Lübeck melden. Dort erhalten sie eine individuelle Berufsberatung, um potenzielle Ausbildungsberufe zu identifizieren. Anschließend stellt die HWK Lübeck den direkten Kontakt zu Ausbildungsbetrieben her, die ein FHJ anbieten.
Jeder Teilnehmer des FHJ erhält von den Betrieben eine monatliche Aufwandsentschädigung von 450 Euro brutto. Das Projekt wird vom Schleswig-Holsteinischen Institut für Berufliche Bildung (SHIBB) unterstützt. „Es ist eine großartige Möglichkeit für Absolventinnen und Absolventen aller Schularten, sich nach dem Schulabschluss unverbindlich auszuprobieren“, betont SHIBB-Direktor Jörn Krüger.
Trace-Campus soll 2029 starten
Für die HWK ist das Freiwillige Handwerksjahr (FHJ) Teil einer umfassenden Strategie, um das Handwerk attraktiver zu gestalten. Große Erwartungen knüpft die HWK auch an den geplanten Trave-Campus in Lübeck. Diese neue Ausbildungsstätte für das Handwerk wird 142 Millionen Euro kosten und soll Mitte 2029 fertiggestellt werden.
Photo Credits: AdobeStock_409339922
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