Schlutup bei Sonnenaufgang

Warum heißt das so? Schlutup

Vom Fischerdorf zum geschichtsträchtigen Ort

Der Name “Schlutup” weckt nicht nur Neugier, sondern birgt auch eine faszinierende Herleitung. Einige vermuten, dass er vom niederdeutschen Ausdruck “Schließ auf!” abstammt. Dieser Ausdruck beschreibt die Schlüssellage Schlutups an der Trave zwischen Ostsee und Lübeck. Die Geschichte dieses Ortes reicht weit zurück. Bereits im Jahr 1225 tauchte das Fischerdorf erstmals in einer Urkunde des Bischofs Berthold von Lübeck auf, damals noch unter dem Namen “Vretup”.

Am 28. März 1906 erlebte die Landgemeinde Schlutup eine entscheidende Teilung. Alt Lauerhof, Wesloe (einstige Feldmarken im heutigen St. Gertrud), Brandenbaum und Hohenwarte wurden abgetrennt, um die neue Landgemeinde Wesloe zu bilden. Nach dieser Aufspaltung zählte Schlutup 403 Haushalte mit 1.712 Bewohnern. Eine neue Gemeindeordnung trat in Kraft.

Schon zu dieser Zeit hatte sich Schlutup zu einem bedeutenden Zentrum der deutschen Fischindustrie entwickelt. Die Räuchereibesitzer strebten einen Gleisanschluss an und fanden Unterstützung beim Lübecker Industrie-Verein. Besonders die entschlossene Fürsprache von Emil Possehl, Beisitzer des Vereinsvorstands, trug dazu bei, dass das Projekt 1902 verwirklicht wurde. Diese strategische Entscheidung war entscheidend angesichts der wachsenden Konkurrenz in Kiel und Altona.

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte Schlutups war die Eingemeindung in die Hansestadt Lübeck am 1. April 1913. Dies geschah am Jahrestag des Geburtstages Otto von Bismarcks. Im darauf folgenden Jahr wurde Schlutup mit der Linie 15 in das Lübeckische Straßenbahnnetz integriert. Man richtete eine Wendeschleife auf dem Markt ein.

Europas längster Fernradweg, der Iron Curtain Trail

Jedoch trübten dunkle Zeiten die Idylle von Schlutup während des Nationalsozialismus. An der heutigen Mecklenburger Straße, hinter dem imposanten Behnturm, befand sich das Travelager Schlutup, ein Lager für ausländische Zwangsarbeiter, das im Mai 1945 über 1.100 Insassen beherbergte. In den Jahren von 1933 bis zum Ende des Krieges beheimatete Schlutup auch eine Fabrik für Spezialmunition der Deutsche Waffen und Munitionsfabriken an der Mecklenburger Straße. Auf einer Fläche von 400 Hektar Land wurden Minenmunition und die Luft-Luft-Rakete R4M entwickelt.

Trotz dieser dunklen Kapitel in der Vergangenheit prägt Schlutup heute ein bedeutendes kulturelles Erbe. Europas längster Fernradweg, der Iron Curtain Trail, berührt auch dieses geschichtsträchtige Städtchen, welches sich entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs von Norwegen bis zum Schwarzen Meer erstreckt. Schlutup bleibt somit nicht nur ein Ort mit einer reichen Geschichte, sondern auch ein Zeuge der Bewahrung und Weitergabe kultureller Erinnerungen.

Mehr über Schlutup gibt’s hier.

Photo Credits: AdobeStock_425799351

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