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Liubice oder auch gennant Alt-Lübeck

Beeindruckendes Netz von Dörfern und Burgen

Liubice lag rund sechs Kilometer traveabwärts von der Altstadtinsel des heutigen Lübeck, gegenüber der heutigen Teerhofinsel, auf einer Halbinsel, die von einer Biegung (heute: Altarm) der Trave und der Einmündung der Schwartau gebildet wird. Im 7. Jahrhundert, in den von den germanischen Bewohnern verlassenen Gebieten an der Lübecker Bucht, wagten sich slawische Völker während der Völkerwanderung vor. Eine faszinierende Geschichte entfaltet sich in den Überresten dieser vergessenen Stadt namens Liubice, die einst eine blühende Königsresidenz und Handelszentrum war.

Die Wagrier und Polaben hinterließen ein beeindruckendes Netz von Dörfern und Burgen, darunter Oldenburg (Starigard), Plön, Ratzeburg und die slawische Königsresidenz Liubice selbst. Diese Burg, mysteriös in schriftlichen Quellen, scheint mit den Spannungen zwischen dem Frankenreich, den Dänen und den Slawen zu Beginn des 9. Jahrhunderts in Verbindung zu stehen.

Alt-Lübeck war in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts spärlich besiedelt und wurde um 900 aufgegeben. Doch erst im 10. Jahrhundert begann sich die Bevölkerung wieder zu regen, und ab dem 11. Jahrhundert erlebte Liubice eine bemerkenswerte Wiederauferstehung.

Unter der Führung von Gottschalk, einem Nakonidenfürsten, erlebte Liubice einen umfassenden Ausbau ab der Mitte des 11. Jahrhunderts. Neue Mauern wurden errichtet, Klöster gegründet und eine Christianisierungsbewegung gestartet. Doch der Tod von Gottschalk im Jahr 1066 markierte einen dunklen Wendepunkt. Ein heidnischer Aufstand führte zur Vertreibung der Geistlichen und zur Zerstörung der Kirchen.

Das Schicksal nahm eine tragische Wendung im Jahr 1138

Kruto, ein Adelsführer, übernahm die Herrschaft, erneuerte die Burg 1087 und machte Liubice zu einem Zentrum seines Reiches. Gottschalks Sohn Heinrich setzte diesen Aufstieg fort und formte Alt-Lübeck zu einem frühstädtischen Komplex mit Burg, Hafen und Vorburgsiedlungen. Eine Kirche wurde in der neu befestigten Burg errichtet, die als Herzstück des sich entwickelnden Liubice diente.

Doch das Schicksal nahm eine tragische Wendung im Jahr 1138, als die Ranen Liubice zerstörten und es als Handelsplatz aufgaben. Der Name Liubice lebte jedoch weiter und wurde 1143 auf das Stadtgründungsprojekt von Graf Adolf II. von Holstein übertragen, aus dem das heutige Lübeck entstand.

Die archäologischen Entdeckungen, die unter der Leitung von Pastor Marcus Jochim Carl Klug und später Wilhelm Ohnesorge durchgeführt wurden, enthüllten faszinierende Details über Liubice. Dendrochronologie ermöglichte die genaue Datierung von Mauern und Strukturen, während Grabungen eine Holzkirche mit einem ungewöhnlichen kreuzförmigen Grundriss und eine nachfolgende steinerne Kirche mit königlichen Grabbeigaben zutage brachten.

Liubice, einst im Nebel der Geschichte verloren, wird durch diese Entdeckungen und Erzählungen wieder zum Leben erweckt. Die Überreste erzählen von einer vergangenen Pracht und einer Stadt, die in ihrer Blütezeit ein wichtiger Akteur in der Region war.

Photo Credits: JBrede

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