Filmtipp

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

„Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes“

Die Hunger-Spiele sind zurück im Kino und haben einen außerordentlich erfolgreichen Start hingelegt. Auch ich habe es mir nicht nehmen lassen dem Prequelstreifen einen Besuch abzustatten. Wie also schlägt sich die Vorgeschichte von Präsident Snow, dem Bösewicht der Originalgeschichte, der sich, nach mehreren Schicksalsschlägen, wieder nach oben kämpfen muss?

Basierend auf dem Roman „Die Tribute von Panem X – Das Lied von Vogel und Schlange“ von Suzanne Collins, ist die Story nur zehn Jahre nach dem Bürgerkrieg in Panem angesiedelt. Coriolanus „Coryo“ Snow (Tom Blyth), Absolvent an der Akademie des herrschenden Capitols, verlor seine Eltern bei den Aufständen und lebt seither in ärmlichen Verhältnissen bei seiner Großmutter (Fionnula Flanagan) und seiner Cousine Tigris (Hunter Schafer). Um aus dieser misslichen Lage herauszukommen, benötigt er dringend das Stipendium, welches bislang dem besten Absolventen des Capitols vorbehalten war. Doch alle Anstrengung war umsonst, als die oberste Spielemacherin Dr. Volumnia Gaul (Viola Davis) der nun schon zum zehnten Mal anstehenden Hunger-Spiele, in denen jeweils ein Jugendlicher oder auch Kind der in 12 Distrikte gegliederten Bereiche des Landes gegeneinander in einer Arena um Leben und Tod kämpfen, eine Hiobsbotschaft für Coryo verkündet. Da die jährliche Menschenjagd an Popularität verloren hat und droht somit ihren abschreckenden Hintergrund zu verlieren, muss ein neuer Anreiz geschaffen werden. Aus diesem Grund wird jedem der Absolventen einer der antretenden Tribute zugeteilt, den diese als Mentor unterstützen sollen. Gewinnt der Schützling des Absolventen, ist ihm oder ihr das Stipendium sicher.

Liebe geht durch die Ohren

Ausgerechnet Lucy Gray Baird (Rachel Zegler) aus dem ärmlichen, 12. Distrikt wird Snow zugeteilt. Die Wandermusikerin ist bekennende Pazifistin und damit keine der Favoriten. Doch Snow gibt nicht auf und macht Leiterin Gaul einige Verbesserungsvorschläge. So schlägt er eine Fokussierung auf die einzelnen Tribute bei der Eröffnungszeremonie vor. Aufgrund der Aussicht auf höhere Einschaltquoten gibt Gaul seinen Wünschen nach und Snow animiert seinen Schützling, ein Lied über ihren Distrikt vor allen Zuschauern zu trällern. Durch ihren lieblichen Gesang kann sie Einwohner des Kapitols auf ihre Seite ziehen, was Snow Materielle Unterstützung für den Wettkampf beschert.

Doch noch bevor es zum Wettkampf kommt, verüben Rebellen Anschläge auf die Arena, bei denen einige der Tribute ums Leben kommen. Auch der Schützling von Sejanus Plinth (Josh Andrés Rivera) kommt dabei ums Leben. Der Sohn der Spender des Stipendiums betritt daraufhin die Arena, um seinen Tribut würdig zu bestatten, doch damit setzt er sich der Gefahr durch die anderen, ihm wenig wohlgesonnenen Tribute aus. Gaul bittet Snow, den reichen Sohn aus der Gefahrenzone zu holen. Im Gegenzug würde sie ein gutes Wort bei dessen Eltern bezüglich des Stipendiums einlegen. Und so macht sich Snow auf, seinen ehemaligen Konkurrenten zu retten, was beide zu Freunden werden lässt. Doch bei der Rettungsaktion muss Snow einen der Tribute töten, um selbst am Leben zu bleiben…

Zugegeben, das klingt alles recht spannend und viele positive Stimmen waren von den Fans nach dem Startwochenende zu hören. Auch wenn ich mich jetzt bei den „Tribute von Panem“-Anhängern unbeliebt machen werde, so war ich leider maßlos enttäuscht von dem überlangen (157 Minuten) Streifen, der sich hier und da, wie Kaugummi zog und den Fokus immer wieder auf die wenig spannenden Aspekte setzte.

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Filmkolumne

Ein anderer Blickwinkel

Die Probleme von „Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes“ fangen schon bei der Tatsache an, dass wir hier die Geschichte eines der unsympathischsten Figuren des Franchise verfolgen. Warum sollte mich das Schicksal von Widerling Snow interessieren, zumal er auch hier von Anfang an arrogant herüberkommt und nur selten sympathische Züge an den Tag legt. Das ist zwar logisch, immerhin wird er später von Donald Sutherland als Kotzbrocken verkörpert, worauf dieser Film, vor allem auf der Zielgeraden hinarbeitet. Nur sehe ich keinen Grund, mit ihm mitzufiebern.

Klar, man könnte sich, wie schon bei den Originalfilmen, an den Tribut aus Distrikt 12 hängen, doch leider kann auch Lucy Gray Baird als Charakter nicht überzeugen. So wird sie, ohne große Hintergrundgeschichte, eingeführt. Wir wissen lediglich, dass sie singen kann (was sie mehrfach unter Beweis stellt) und friedlich veranlagt ist. Warum sie dann aber mit einer Schlange gleich bei ihrem Antritt zur Eröffnung einen Anschlag verübt, können vielleicht Leser und Leserinnen des Buches beantworten, der Film vermag das allerdings nicht. Es fällt schwer, mit ihr mitzuleiden, zumal Rachel Zegler auch durchweg zu gestylt und rausgeputzt wirkt für eine Bewohnerin eines ärmlichen Distrikts. Immerhin, singen kann die Frau, was ihr wohl auch die Rolle in Disneys demnächst erscheinenden „Schneewittchen“ eingebracht hat. Hier aber empfand ich ihren Charakter nur wenig sympathisch oder gar nachvollziehbar in ihrer Handlung.

Dass die frühen Hungerspiele weniger prunkvoll vonstattengehen, ist logisch, warum sie allerdings lediglich den Mittelteil von „Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes“ einnehmen und der Film danach noch schier endlos und recht vorhersehbar weiterläuft, mag der Vorlage geschuldet sein, mich langweilte es allerdings. Hinzu kommt, dass Jason Schwartzman als TV-Moderator der fröhlichen Menschenjagd eine ganz schwache Vorstellung abgibt und damit wehmütig an den genial aufspielenden Stanley Tucci zurückerinnert, der großartig in den Originalfilmen agierte. Ganz schwach auch die Vorstellung von Viola Davis, die nichts anderes macht, außer böse zu sein. Interessanter war da noch der Part von Peter Dinklage als Dekan Casca Highbottom, doch dessen Screentime ist so gering, dass man kaum etwas über dessen, durchaus innerlich zerrissenen, Charakter erfährt. Chance vertan.

Eisige Kälte

Wenig beeindruckend ist auch die Kulisse des in Babelsberg inszenierten Steifens. Zwar sehen einige Bauten wirklich gut aus, sie werden aber durch grottenschlechtes und an allen Ecken und Enden erkennbares CGI unterstützt. Zusammen mit einem Bildfilter, der die Welt rund um das Kapitol düster und dreckig erscheinen lassen soll und oftmals mit Nebel und Sandstürmen aus der Computerretorte untermalt wurde, wirkt der Film fast durchweg künstlich. Einzig ein paar Szenen an einem See in Distrikt 12, an dem sich Unsympath Snow und Lucy Gray Baird näherkommen, erstrahlen in sonnigen, bunten Farben. Blöd nur, dass ihre Romanze so gefühlskalt bleibt wie die Zeichnung ihrer Figuren.

Immer wieder habe ich mich gefragt, ob Regisseur Francis Lawrence vergessen hat, was seine „Tribute von Panem“-Verfilmungen so gut gemacht hat. Da hilft es auch nichts, Fans mit kurz auftauchenden Spotttölpen oder dem völlig random und aus dem Zusammenhang gerissenen, eingeworfenen Satz von Lucy: „Ich finde, Katniss ist ein schöner Name.“ ein wohliges Zucken entgleiten zu lassen. Es weckt lediglich Erinnerungen an die früheren, besseren Filme.

Photo Credits: AdobeStock 591422080

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