Chrischis Filmtipp der Woche.

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Letzte Woche habe ich Euch, quasi als Warm-Up für das dieswöchige Abenteuer, den oftmals gescholtenen vierten Teil der „Indiana Jones“-Reihe nochmal ans Herz gelegt. Nun ist, ganze fünfzehn Jahre später, der Abschlussfilm der Reihe gestartet – mit enttäuschendem Einspielergebnis und unterschiedlichsten Kritiken. Mehrfach wurde ich schon nach meiner Meinung gefragt. Bitte sehr, hier mein eigener Senf zum Finale.

Indiana Jones Filmcover.

Der Film startet mit einer etwa 20 minütigen Eingangssequenz, die im Jahr 1944 spielt und in der sich Dr. Henry „Indiana“ Jones Jr. (Harrison Ford), gemeinsam mit seinem Archäologiekollegen Basil Shaw (Toby Jones), aus den Fängen böser Nazis, angeführt von SS-Standartenführer Weber (Thomas Kretschmann), befreien müssen. Beide Seiten ringen mal wieder um eine sagenumwobene, geheimnisvolle, archäologische Entdeckung, dem Mechanismus von Antikythera, einer astronomischen, griechischen Uhr. Für unsere Helden ein Museumsfund, wittert der böse Nazi-Astrophysiker Dr. Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) ein Gerät, mit dem Hitlers Allmachtfantasien, trotz drohender Niederlage, doch noch in Erfüllung gehen könnten. Wir werden Zeuge einer spektakulären Hetzjagd, in und um einen Zug herum, voller Witz und Tempo, bei der vor allem aber eine Sache überrascht: Das wirklich überzeugende De-Aging von Hauptdarsteller Harrison Ford.

Unfassbar, was sich hier für eine Entwicklung seit der Hineinkopierung des verstorbenen Paul Walker in „Fast and the Furious 7“ verselbständigt hat. Wüsste man es nicht besser, man würde vermuten, es handele sich um altes Material. Doch da sind dann noch die offensichtlichen CGI-Effekte um ihn herum, die für viel Kritik in den Filmforen gesorgt haben.

Indiana Jones und das Rad des Schicksals.
Indiana Jones und das Rad des Schicksals.

Seelenloses CGI-Gewitter“ lautet der allgemeine Chor, den insbesondere die Generation Boomer herausschreit, weil sie immer noch den liebgewonnen Miniaturbauten der ersten drei Teile nachweinen. Klar, die wurden in Handarbeit gefertigt und nicht am PC programmiert, realistischer sahen die zerfließenden Nazipuppenköpfe im Originalfilm aber auch nicht aus.

Auch so manche Rückprojektion aus vergangenen Tagen, wie etwa die Zeppelinszene aus dem dritten Teil, sah mit Sicherheit nicht besser aus als die deutlich filigraner hineinkopierten Schauspieler heute. Klar, sieht man immer noch einen Rand um die Schauspieler herum, aber was wollt Ihr machen? Mit einem DeLorean 100 Jahre in die Zukunft reisen, um die perfekt getricksten Werke der dann den Planeten bevölkernden Mutanten zu sichten?

Egal was gejammert wird, diese Eingangssequenz macht einfach Spaß. Punkt, Aus. Nachdem wir erfahren haben, dass Indy und Basil Shaw immerhin das halbe Artefakt retten konnten, während der andere Teil in einem Fluss versenkt wurde, springt der Film in die Zukunft, die für uns aber immer noch Vergangenheit ist. Genauer gesagt in den August 1969. Es ist die Zeit der Mondlandung, der Hippies und des Vietnamkriegs. An Letzteren hat Indy seinen Sohn verloren, was zusätzlich seine Ehe mit Marian zerstörte. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Die Schülerinnen flirten nicht mehr mit Dr. Jones, sie hören ja nicht einmal mehr richtig zu. Und dann steht auch noch die Pensionierung ins Haus. Aus dem einstigen Abenteurer ist ein einsamer, trauriger und grantiger alter Mann geworden. Eine durchaus interessante Weiterentwicklung, die Regisseur James Mangold, der für Steven Spielberg übernahm, auch schon an „X-Men“´s Wolverine im Film „Logan“ vornahm. Natürlich aktivierte diese Weiterführung die nächsten Empörungen im Netz. „Das ist nicht mein Indy.“ – wie trotzige, kleine Kinder wird jegliche Form von Veränderung nicht akzeptiert. Das war zuletzt bei James Bond ähnlich, der darf nach Meinung wutentbrannter Fans weder Kinder bekommen, noch weinen oder gar sterben. „Wat de Buer nich kennt, dat frett he nich.“. Mir jedenfalls gefiel die glaubhafte Weiterentwicklung von Dr. Jones, aber ich mochte auch „Keine Zeit zum Sterben“.

Gerade als Henry Jones Jr. sich zur Ruhe setzen will, platzt Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge – die passenderweise das Drehbuch zum letzten Bond verfasste), die Tochter des mittlerweile verstorbenen Basil Shaw, ins Leben des Abenteurers im Ruhestand und wirbelt den Alltag des alten Mannes gehörig durcheinander. Sie befindet sich nämlich auf der Suche nach dem verlorengegangenen Stück der Antikythera und benötigt nun Indys Hilfe, um das Teil ausfindig zu machen. Als Patenonkel eigentlich seine Pflicht. Ein letztes Abenteuer für Indiana Jones nimmt seinen Lauf. Doch Dr. Voller hat den Krieg überlebt und hat sich mit seiner Killerbande an die Fersen von Jones und Shaw geklebt.

Natürlich geriet auch „Fleabag“-Star Waller-Bridge von wütenden Fans sofort unter Beschuss. Aus Altersgründen ist sie natürlich diesmal kein Love-Interest von Dr. Jones, sondern eine selbstständige, durchtriebene, vorlaute Frau, die die Hosen an hat und kräftig mitmischt. Das ist natürlich mal wieder vielen da draußen zu woke, wo kommen wir denn da hin? Eine starke Frauenrolle im Lieblingsfranchise? Dass kann nur die Schuld von Produktionsstudio Disney sein und natürlich Produzentin Kathleen Kennedy, der man auch nachsagt, sie habe „Star Wars“ ruiniert. Nerds in der Midlife Crisis sind halt gnadenlos, wenn sie als Tastaturrebellen posten können. Tatsächlich mochte ich Helena Shaw, da ihre Figur durchaus ambivalent ist und man nicht immer sicher weiß, auf welcher Seite sie nun wirklich steht. Ein durchaus spannender Aspekt.

Ford ist zu alt für die Rolle“ hieß es bereits, als der Film angekündigt wurde. Klar, der Mann wird am 13. Juli 81 Jahre alt, doch James Mangold weiß es sowohl einzubauen, als auch zu kaschieren. Ich hatte jedenfalls nie das Gefühl, Harrison Ford würde gleich einen Hexenschuss erleiden. Vielmehr sollte man dankbar sein, dass er diese Strapazen nochmal auf sich nahm. Klar, Mr. Ford wird von Stuntman und Computereffekten unterstützt, nahm aber an den Actionszenen durchaus teil (und verletzte sich auch beim Dreh, woraufhin er mehrere Wochen ausfiel).

Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ kann natürlich den drei Filmen aus den Achtzigern nicht das Wasser reichen. Hat ernsthaft jemand erwartet, dass sich ein Popkulturphänomen erzwingen lässt? Klar, der Film ist voller CGI, so wird heute nun mal in großen Blockbustern getrickst, wer das nicht verträgt, der sollte sich von aktuellem Popcornkino besser gänzlich fernhalten. Auch ist der Film mit 154 Minuten Laufzeit ein wenig zu lang geraten. Da er aber zu einem Großteil aus gut gemachter Action besteht, konnte ich damit leben. Dass sich am Finale die Geister scheiden, dass ist allerdings verständlich. Dabei meine ich nicht, dass es in Richtung Fantasy abdriftet, das war schon immer so. Auch nicht, dass Indy recht wenig im Finale anstellt, dass erklärt sich aus der Handlung. Auch die Tatsache, dass man das ursprüngliche Ende mit Nachdrehs veränderte, was dann etwas gehetzt wirkt, störte mich eigentlich nicht, zumal wir dadurch eine schöne, versöhnliche Schlussszene kredenzt bekommen. Aber die Tatsache, dass eine fehlerhafte Berechnung ausgerechnet an diesen einen, bestimmten Ort führt, dass muss man wirklich schlucken. In einer Welt, in der Männer und Frauen in Latexanzügen durch die Luft fliegen, um als Superhelden die Welt zu retten, sollte dies aber ein Leichtes sein.

Unterm Strich ist der Film temporeiches Entertainment für gehobenen Popcornverbrauch. Hinterher bleiben vor allem die Eröffnungssequenz und das Ende im Gedächtnis, der Rest verschwimmt, zumindest nach nur einer Sichtung, ein wenig. Langweilig wird der Streifen aber niemals, was mir als Unterhaltungsfilm vollkommen ausreicht. Ich vermag nicht zu sagen, ob der Film nun besser oder schlechter als sein Vorgänger ist, das wird die Zeit zeigen. Den Absturz an der Kinokasse hat „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ aber auch nicht verdient, denn hier wurde mit viel Aufwand ein sehr kurzweiliger Abenteuerfilm geschaffen – und davon gibt es ja nicht mehr allzu viele. Also ab ins Kino mit Euch.

Photo Credits: Christian Jürs / Lucasfilm Ltd. & TM.

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