Der Filmkritiker steht vor seinem Filmregal.

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

An Karfreitag verbotene Filme

Ostern steht vor der Tür und ich habe mir den Kopf zerbrochen, welchen Streifen ich Euch anlässlich des langen Wochenendes vorstellen möchte. Irgendwas mit Hasen vielleicht? Nun, da käme mir zuallererst „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ in den Sinn. Doch dann kam mir eine Idee: Da Karfreitag ein sogenannter „Stiller Feiertag“ ist, an dem Tanz- und öffentliche Sportveranstaltungen untersagt sind, möchte ich einmal auf die von der Freiwilligen Selbstkontrolle veröffentlichten Liste der „nicht feiertagsfreien Filme“ eingehen. Kein Witz – es gibt Filme, die hierzulande gegen die Ernsthaftigkeit von christlichen Feiertagen verstoßen. Kinos und auch TV-Sender dürfen an diesen Tagen bestimmte Filme nicht zeigen, ansonsten fällt ein Bußgeld an. Wer nun glaubt, es stünden nur offensichtliche Gewalt- und Schmuddelfilmchen, sowie gotteslästerliche Komödien, auf der Verbotsliste, der irrt. Bei so manchem Titel werdet Ihr Euch vermutlich wundern.

Es klingt ein wenig aus der Zeit gefallen, wenn man liest, dass auch heute noch Filme an Tagen wie Karfreitag nicht aufgeführt werden dürfen. Immerhin ist jeder von uns selbst in der Lage zu entscheiden, ob er einen Film oder eine Serie sehen möchte oder ob er den Zeitpunkt für unangemessen hält. Die Streamingdienste, die im Großteil der Haushalte mittlerweile verfügbar sind, kümmern sich auch nicht um die Verbotsliste und reduzieren ihr Angebot nicht an diesen Tagen. Im linearen TV werdet Ihr an Karfreitag aber weiterhin die bitterböse Monty Python Satire „Das Leben des Brian“, in der die Kirche ihr Fett wegbekommt, auf lange Sicht nicht zu sehen bekommen. Diese Entscheidung ist immerhin irgendwo nachvollziehbar. Ebenso das Verbot eines brutalen Rache-Actionfilms wie Stallones letztem Auftritt in seiner ikonischen Rolle als Supersoldat „Rambo: Last Blood“ muss man nicht zwangsweise an diesem Tag schauen. So weit, so gut.

Allerdings haben sich die Wert- und Normvorstellungen im Laufe der Jahrzehnte in unseren Köpfen verändert. Wurde in den 50er Jahren noch gut die Hälfte aller geprüften Filme von der FSK auf diese böse Liste verbannt, so bekommen heutzutage nur noch maximal ein Prozent aller Produktionen den Verbotsstempel an stillen Feiertagen aufgedrückt. Manchmal werden Filme auch rehabilitiert, wie etwa der deutsche Kultfilm „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann. Dieser verweilte bis zu seiner Neuprüfung im Jahr 1980 auf der Bannliste, darf seither aber wieder im TV oder Programmkino gezeigt werden.

Manchmal ist es auch schlichtweg die Schuld des Verleihers, dass Filme ihre Feiertagsfreigabe verpassen. So etwa beim Klassiker „Heidi in den Bergen“, der gegen keine der gegebenen Auflagen verstößt, bei dem eine Prüfung auf Feiertagstauglichkeit jedoch nicht beantragt wurde. Ja, dieser Check muss explizit eingefordert werden, ansonsten landet der Film, da ungeprüft, automatisch auf der schwarzen Liste. So fristet das Mädchen aus der Alm hierzulande ihr Dasein zwischen guten Freunden wie „Mad Max“, dem „Predator“ und der „Todesgöttin des Liebescamps“.

Missing ist sowohl spannend als auch traurig und manchmal sogar lustig und entführt den Zuschauer auf eine Reise, die mit unerwarteten Wendungen aufwartet. Es ist einer dieser Filme, bei denen man beim Einsetzen des Abspanns versucht ist, gleich nochmal eine Karte zu lösen, um sich erneut in die Geschichte fallen zu lassen.

Derzeit könnt Ihr den mit einer Freigabe ab 12 Jahren versehenen Film noch im Kino anschauen, er dürfte aber, aufgrund der vielen anstehenden Neustarts, demnächst das Feld räumen.

Natürlich kräht kein Hahn danach, ob Ihr daheim eines dieser Werke über den Bildschirm flimmern lasst. Doch rein rechtlich dürftet Ihr dies nur bei geschlossenem Fenster unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Sollte ein Nachbar mitbekommen, dass Ihr gerade die Chuck Norris Gurke „Breaker Breaker“ oder den Terence Hill und Bud Spencer Western „Zwei vom Affen gebissen“ schaut, so könnte er Euch prinzipiell anzeigen, wenn er seine christliche Ruhe gestört sieht. Klar, dass wird nicht geschehen und mit Sicherheit hat auch kaum jemand die Liste der nicht feiertagsfreien Filme im Kopf, veraltet und überholt wirkt das Gesetz allerdings schon ein wenig.

Und so schließe ich meine heutige Filmkolumne mit ein paar der schönsten, teils unerwarteten, Titel aus der Liste der nicht feiertagsfreien Filme, die Ihr als Warnung oder schlichtweg zur Belustigung nehmen könnt. Als da wären: „Der fliegende Pauker“, „Louis, der Schürzenjäger“, „Jagdrevier der scharfen Gemsen“, „Kursaison im Dirndlhöschen“, „Ein Giftzwerg macht Rabatz“ und die Thomas Gottschalk und Mike Krüger Gurke „Piratensender Powerplay“.

Na denn, frohe Ostern und bis nächste Woche.

Filmplakat von Piratensender Power Play

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Photo Credits: Christian Jürs

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