Ein Bild von John Wick in rotem Licht im Filmtipp Layout.

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

John Wick 4

Anlässlich der Rückkehr von Hundefreund und Bleistiftakrobat Jardani Jovonovich, besser bekannt als John Wick, habe ich mich letzten Sonntag in den großen Saal des Moviestar Bad Schwartau begeben, wo der Actionfilm in glasklarer Laserprojektion mit sattem Sound aufgeführt wird. Darin ballerte sich Keanu Reeves gerade an die Spitze der Kinocharts – trotz Erwachsenenfreigabe. Mit 169 Minuten Laufzeit ist dieses Opus der mit Abstand längste Teil der Quadrilogie. Ob es dabei zu viel des Guten geworden ist? Ich verrate es Euch.

Wir erinnern uns: John Wick (Keanu Reeves) war einst der gefürchtetste Profikiller, der, wenn er vor Deiner Tür stand, Dein sicheres Ende bedeutete. Doch aus Liebe zu seiner Frau beendete er seine zweifelhafte Karriere und stieg für immer aus dem Geschäft aus. Wirklich für immer? Natürlich nicht, sonst wäre das John Wick-Franchise vermutlich eine Herzschmerz-Ballade aus dem Hause Rosamunde Pilcher geworden, von deren Schreibkunst John Wick nicht weiter entfernt sein könnte. Nach dem krankheitsbedingten Ableben seiner Frau holte den charismatischen Ex-Killer die Vergangenheit ein, wodurch das „Ex“ gestrichen werden musste und der Killer in ihm wieder erwachte. Grund hierfür waren ein paar harte Jungs, die John daheim überfielen, seinen Mustang Mach 1 stahlen und auch noch seinen Hund, den ihm seine sterbende Frau vermachte, töteten. Dies konnte der harte Kerl nicht auf sich sitzen lassen und startete eine Mörderhatz, bei der er alles und jeden, der oder die sich ihm in den Weg stellte, blutig beseitigte.

Dabei verstieß er jedoch aus Zorn auch gegen wichtige Regeln, die die Hohe Kammer, die über allem steht und quasi den Kopf aller weltweit operierenden Gangsterorganisationen darstellt, erließ. So tötete er im von Hotelier Winston (Ian McShane) betriebenen New Yorker Continental, einem Zufluchtsort für Killer, in dem Waffen strengstens verboten sind, einen Widersacher, was zur Folge hatte, dass die Kammer John ausschloss und ein hohes Kopfgeld auf den sympathischen Hunderächer aussetzte. Gegen Ende des Vorgängerfilms blieb Winston keine Wahl, er musste Wick erschießen, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Die Leiche verschwand daraufhin allerdings spurlos, da Winston mit dem geheimnisvollen, vernarbten Bowery King (Laurence Fishburne) gemeinsame Sache machte und beide John insgeheim das Leben retteten.

Das Titelbild von John Wick 4

Damit kommen wir zum Einstieg in den neuen, monumental-langen, vierten Teil, in dem John weiterhin Jagd auf die Mitglieder der Kammer macht. Doch deren Killerschar ist schlichtweg bedeutend größer als Wicks Patronenguthaben. Aus diesem Grund versteckt er sich im Continental Hotel in Osaka, wo ihm der ebenfalls befreundete Hotelmanager Shimazu (Hiroyuki Sanada) heimlich Zuflucht gewährt – sehr zum Missfallen von dessen ebenfalls kampferprobten Tochter Akira (Rina Sawayama), die sich, nicht ganz zu Unrecht, um die Sicherheit ihres Vaters sorgt. Hintergrund ihrer Sorge ist die Rekrutierung des Marquis Vincent de Gramont (Bill Skarsgård) seitens der Kammer, der seinen Auftraggebern das Ableben John Wicks zusichert. Auf seinem Feldzug macht der Marquis dann auch keine Gefangenen und lässt das von Winston geleitete New Yorker Continental sprengen. Außerdem hetzt er den charismatischen, blinden Profikiller Caine (Donnie Yen) auf Johns Fährte. Der würde zwar liebend gerne aussteigen, doch die Kammer setzt ihn unter Druck, indem sie seine nichtsahnende Tochter Mia (Aimée Kwan) bedrohen. So bleibt ihm keine Wahl und er veranstaltet, gemeinsam mit den Männern des Marquis, ein Massaker im Continental von Osaka. John kann allerdings fliehen und hat nur eine Chance, den Krieg gegen die Hohe Kammer zu beenden: Ein offizielles Duell gegen den Marquis könnte seine Schulden tilgen und ihm endlich seinen Frieden bringen. Doch die Grundvoraussetzungen hierfür müssen zunächst geschaffen werden und dann ist da noch dieser Tracker (Shamier Anderson), der sich mitsamt Bluthund auf die Jagd macht, der jedoch abwartet, bis das Kopfgeld, welches auf John Wick ausgesetzt ist, seinen Vorstellungen entspricht.

John Wick: Kapitel 4 punktet nicht unbedingt mit einer originellen Story und auch spannend ist die ganze Chose nur bedingt, zumal das Ende des Films vorab bereits angedeutet wird. Hinzu kommt, dass der Streifen mindestens eine halbe Stunde zu lang wirkt, wobei die erste Schnittfassung angeblich an der 4 Stunden Grenze kratzte. Ja, die ein oder andere Actionszene wirkt wie eine Wiederholung der Vorangegangenen und ja, man übertreibt maßlos in der comichaften Unverwundbarkeit der Hauptfigur und doch ist der Film für Fans der Reihe absolut sehenswert. Zu verdanken ist dies neben Regisseur Chad Stahelski, der als Stuntman weiß, wie geile Action auszusehen hat, vor allem Donnie Yen (Ip Man), der, obwohl er mit Geburtsjahr 1963 sogar noch ein Jahr älter ist als der Mainstar, eine unfassbare Präsenz besitzt und besonders seine Kampfszenen unglaublich beeindruckend und cool daherkommen. Doch auch Keanu kann erneut auf kämpferischer Seite überzeugen, wohingegen er schauspielerisch wenig gefordert wird. Lediglich 380 Worte hatte das Drehbuch für ihn übrig, der Rest ist Action, Action, Action.

Missing ist sowohl spannend als auch traurig und manchmal sogar lustig und entführt den Zuschauer auf eine Reise, die mit unerwarteten Wendungen aufwartet. Es ist einer dieser Filme, bei denen man beim Einsetzen des Abspanns versucht ist, gleich nochmal eine Karte zu lösen, um sich erneut in die Geschichte fallen zu lassen.

Derzeit könnt Ihr den mit einer Freigabe ab 12 Jahren versehenen Film noch im Kino anschauen, er dürfte aber, aufgrund der vielen anstehenden Neustarts, demnächst das Feld räumen.

Und auch wenn diese sich mehrfach wiederholt, so gibt es immer wieder Momente, die dem Zuschauer den Atem stocken lassen werden und die Kinnladen reihenweise heruntersacken lässt. So gibt es eine, aus der Vogelperspektive gefilmte Plansequenz, die man so noch nicht gesehen hat. Generell ist die Action einfach gut gefilmt und kommt mit langen, ruhig gefilmten Einstellungen daher, anstelle von Wackelkameraaufnahmen und Sekundenschnitten, die verbergen sollen, dass hier getrickst wurde. Nein, John Wick: Kapitel 4 wurde in seiner Action erneut sorgsam choreografiert. Wer darauf wert legt, der wird bestens bedient. Besonders witzig geriet dabei der Auftritt von Kampfsport-As Scott Adkins (The Expendables 2), der im Fatsuit antritt und darin für Staunen sorgt, wenn er plötzlich loslegt. Lediglich der kürzlich leider verstorbene Lance Reddick (Bosch) in der Stammrolle als Concierge des Continentalhotels kommt ein wenig kurz. Diesen Abschied hätte ich mir ausgiebiger gewünscht.

Wer also Lust auf sehenswerte Action hat, der sollte diese Tage den Opel Manta lieber daheimlassen und auf den Mustang Mach 1 setzen. John Wick: Kapitel 4 ist der vorläufige, krönende Abschluss der Reihe. Doch keine Sorge, John Wick will return, im Spin-Off Ballerina, in dem Ana da Armas ihre Killerqualitäten unter Beweis stellen wird.

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Photo Credits: Christian Jürs

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