Der Marienorganist steht vor einer spätbarocken Orgel.

Mein Lieblingsstück – spätbarocke Orgel

Das Lieblingstück von Johannes Unger

Nein, es ist nicht die große Orgel, die unter der Decke der Marienkirche hängt: Das „Lieblingsstück“ von Marienorganist Johannes Unger ist ein Instrument, das in der „Briefkapelle“ der Bürgerkirche Lübecks eine neue Heimat gefunden hat. Die spätbarocke Orgel kam in den 1930er-Jahren aus Ostpreußen an die Trave. Nicht nur den reizvollen Klang liebt Unger, auch die Geheimnisse, die das Instrument birgt.

Regelmäßig kommt die Lieblingsorgel von Johannes Unger im Winter zum Einsatz. „Von Januar bis in die Osterzeit ist die Briefkapelle unsere Winterkirche“, berichtet der Organist. Dann finden hier die wöchentlichen Gottesdienste statt – begleitet von dem Instrument aus dem 18. Jahrhundert.

„Sie ist klanglich sehr reizvoll – sie hat einen warmen, fast kammermusikalischen Ton. Es macht Spaß, mit anderen Instrumenten gemeinsam zu musizieren.“

Johannes Unger

Recht kleine Orgel

Mit nur einem Manual ist die Orgel recht klein, kein Vergleich zu der Kemper-Orgel mit fünf Manualen und Pedal, die das große Kirchenschiff bedient. Aber der Orgelbauer Kemper hat auch bei diesem Instrument die Finger im Spiel, wie Johannes Unger berichtet: Aus der Schlosskapelle des ostpreußischen Dönhoffstädt bekam die Lübecker Traditionswerkstatt die Orgel im Tausch gegen ein neues Instrument.

Und so begann die Lübecker Geschichte der Orgel, die vermutlich von Johannes Schwarz stammt. In den 1930er-Jahren „nicht nur mit Originalteilen“ aufgebaut, stand sie erst in der Katharinenkirche, bevor sie 1946 die erste Orgel der zerstörten Marienkirche wurde.

Und hier verrichtet sie ihren Dienst in der Seitenkapelle des Lübecker Wahrzeichens. Dem Geheimnis, was original aus Ostpreußen stammt und was von Kemper nachträglich eingebaut wurde, erhofft sich Unger in einer anstehenden Renovierung auf die Spur zu kommen. „Da wird alles auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt“, berichtet der Organist. So könnte man zum Beispiel der originalen Farbfassung auf die Spur kommen.

Die Tasten der spätbarocken Orgel.
Nahaufnahme der Orgel.

Faszinierender Klang

Was Johannes Unger, der in Leipzig und Kopenhagen Kirchenmusik studiert hatte und 2009 von Bachs Wirkungsstätte, der Leipziger Thomaskirche, in Buxtehudes Fußstapfen an der Lübecker Marienkirche trat, an der Orgel besonders fasziniert, ist der Klang. „Der ist weich, fast kammermusikalisch.

Hier in der Briefkapelle kann man mit anderen Instrumenten gemeinsam spielen, das macht besonders Spaß“, so Unger. „Die Orgel ist ein echter Schatz für Lübeck, sie ist klanglich sehr reizvoll – sie klingt einfach sehr schön.“ Und sie hat den einzigen Zimbelstern der Marienkirche, das kleine eingebaute Schlagwerk, das in der Mitte über den Orgelpfeifen thront.

Adresse: Marienkirchhof 1, 23552 Lübeck
Website:  st-marien-luebeck.de
Instagram: stmarienzuluebeck
Facebook: stmarienluebeck

Photo Credits: Piste

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