Film

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

MOBY DICK (1956)

“Wal, da bläst er!” – Wie der Film-Kenner unter Euch richtig erkannt hat, handelt es sich hier um ein Zitat aus dem, von Herman Melville verfassten, Romanklassiker „Moby Dick“, den John Huston vor 68 Jahren verfilmte. Niemand geringeren als Hollywoodlegende Gregory Peck ließ er auf das Ungetüm los. Ein Stück Filmgeschichte, welches ich Euch heute einmal in Erinnerung bringen möchte.

“Ich heiße Ismael.” – sind die ersten Worte, die uns Sean Connery Stammsprecher Gerd Günther Hoffmann aus dem Off vorträgt, als wir Richart Basehart auf seinem Fußweg in Richtung New Bedford, Neuengland begleiten. Im Original heißt es “Call me Ishmael.”, korrekt ausgesprochen mit einem “sch” in der Mitte, welches im Deutschen in ein s-Laut geändert wurde. Nun aber genug der Klugscheißerei und zurück zum Wesentlichen. Es ist das Jahr 1841 und mit Walfang lässt sich gutes Geld verdienen, da die Fette der Tiere zu wichtigem Öl verarbeitet werden können. Auch heute noch, wo die Tiere kurz vor der Ausrottung stehen, ist der Fang in den Ländern Japan, Norwegen und Island, teils zu wissenschaftlichen-, teils zu kommerziellen Zwecken, erlaubt. Darüber sollte man sich in der Verfilmung des vor 170 Jahren veröffentlichten Romans von Herman Melville allerdings keine Gedanken machen, sich zurücklehnen und diesen Klassiker einfach genießen.

Ishmael heuert, zusammen mit dem etwas eigenartigen, polynesischen Harpunier Queequeg (Friedrich von Ledebur), den er in seinem Nachtlager kennenlernte, als Matrose auf der Pequod an. Es ist der Walfänger, der unter der Leitung des sagenumwobenen Kapitän Ahabs (Gregory Peck) steht. Dieser hat im Kampf gegen das titelgebende Ungetüm einst sein Bein verloren und außerdem eine riesige Narbe als Andenken im Gesicht zurückbehalten. Seither ist er wie besessen davon, den schneeweißen Wal zu erlegen, aus Rache an dem, was ihm das Tier einst antat.

Seine Männer an Bord sind jedoch skeptisch, insbesondere der erste Offizier Starbuck (Leo Glenn), der Ahab am liebsten seines Amtes entheben würde, als dieser einen reichen Fang im Meer einfach zurücklässt, um einer möglichen Fährte Moby Dicks zu folgen. Doch die Matrosen, die scharf auf die Golddublone sind, die Ahab demjenigen versprach, der als erstes das Tier sichtet, halten trotz gegebener Zweifel zu ihrem Kapitän und so jagen sie den Wal, bis dieser tatsächlich am Horizont erscheint. Die finale Konfrontation zwischen Ahab und dem riesigen Säugetier steht bevor…

19 Jahre vorm weißen Hai

Wer Moby Dick noch nie gesehen hat, sollte sich vor Augen halten, dass der Streifen 19 Jahre vor dem nächsten, großen Meeresungeheuer-Film „Der weiße Hai“ entstand. Dementsprechend altmodisch ist die Erzählweise. Einem modernen Spannungsbogen hält der Film selbstverständlich nicht stand, doch was John Huston hier mit damaligen Mitteln auf die Leinwand zauberte, versprüht niemals Langeweile, man muss sich nur darauf einlassen. Dies ist diversen Faktoren zu verdanken.

Angefangen bei der Besetzung, aus der Gregory Peck als manisch-besessener Kapitän deutlich hervorsticht. Dass er mit 38 Jahren eigentlich noch viel zu jung für die Rolle des alten Seemanns war, ist zu vernachlässigen. Richart Basehart, der zwei Jahre mehr auf dem Buckel hatte als Peck, war dementsprechend bereits deutlich zu alt für den jungen Matrosen. Sein Spiel bleibt eher unauffällig und seine Rolle gerät, sobald Ahab die Szenerie betritt, für einen größeren Zeitraum in den Hintergrund. Friedrich von Ledebur als etwas hinterwäldlerischer Queequeg hingegen ist fantastisch und auch Starbuk-Darsteller Leo Glenn hat ein paar starke Szenen.

Toll sind außerdem Harry Andrews als stets fröhlicher Matrose Stubb und James Robertson Justice (bekannt aus 16 Uhr 50 ab Paddington) als Kapitän Boomer, der, anders als Ahab, auf seine durch einen Wal verpasste Armprothese regelrecht stolz ist. Zu guter Letzt darf der große Orson Welles nicht ungenannt bleiben, der als Pfarrer Mapple zwar nur einen kurzen, aber prägnanten Auftritt hat, in dem er seine Predigt als Erzählung von Jonas und der Wal anlegt. Eine imposante Szene, deren Monolog Welles sich selbst auf den Leib schrieb. Funny fact: In der 1998er TV-Verfilmung mit Patrick Stewart übernahm Gregory Peck die Rolle des Pfarrers.

Natürlich ist es aber vor allem die Regie John Hustons, die laut eigener Aussage zu seinen schwierigsten Arbeiten zählte. Ganze zehn Jahre arbeitete er an dem Projekt, die eigentliche Produktion nahm drei Jahre in Anspruch und verschlang 4,5 Mio. Dollar. Damals eine Menge Geld, zumal der Roman, der sich in der ersten Hälfte weitestgehend mit der Philosophie des Walfangs aufhält, als unverfilmbar galt. Doch Geld und Arbeit haben sich gelohnt und die Effekte, rund um die Walfische sind auch heute noch so beeindruckend, dass meine Tochter mich ernsthaft fragte, ob hier echte Wale zum Einsatz kamen.

Die Antwort lautet aber “nein”, tatsächlich waren es mehrere Attrappen, von denen eine kurzfristig im Nebel verschwand. Zum Schrecken der Crew handelte es sich ausgerechnet um das Exemplar, an dem Gregory Peck gefesselt hing. Glücklicherweise konnte der Star aber unversehrt gerettet werden, wodurch er uns bis ins hohe Alter mit tollen Filmen begeistern konnte.

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