Film

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

LORD OF WAR – HÄNDLER DES TODES

“Es sind nicht Waffen, die töten, sondern Menschen.“ – getreu diesem Motto geht der titelgebende Waffenhändler seinen Geschäften nach und schaltet sein Gewissen auf Durchzug. Nicolas Cage, damals noch ein großer A-Liga-Star, überzeugt in der Rolle als skrupelloser Geschäftsmann. Es ist schon große Schauspielkunst, eine Figur, trotz ihrer Missetaten, sympathisch wirken zu lassen. Eine Meisterleistung, auch von Regisseur Andrew Niccol (Gattaca), die an der US-Kinokasse damals leider wenig Zuspruch fand. Ein Grund mehr, Euch den Film zu empfehlen.

Es befinden sich weltweit über 550 Millionen Schusswaffen im Umlauf. Das heißt, auf diesem Planeten hat jeder zwölfte Mensch eine Schusswaffe. Das führt zu der einen Frage: Wie bewaffnet man die anderen elf?“

Mit diesen bissigen Worten wendet sich Yuri Orlov (Nicolas Cage) einleitend seinem Publikum, also uns, zu. Er ist der Sohn einer ukrainischen Einwandererfamilie, die seit seiner Kindheit in Armut in den USA leben. Einst gaben sie vor, jüdischen Glaubens zu sein, um aus der Sowjetunion fliehen zu können. Sein Vater (Jean-Pierre Nshanian) hält diesen Schwindel auch Jahre später im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiterhin aufrecht. Und genau diese unbegrenzten Möglichkeiten macht sich Yuri zunutze, als er in den 1980er Jahren ins illegale Waffengeschäft einsteigt, um der Armut und Bedeutungslosigkeit zu entkommen.

Die Idee kommt ihm, als er zufällig einem Auftragsmord in einem Restaurant beiwohnt. Schusswaffen werden immer gebraucht, lautet sein Fazit. Als Partner rekrutiert er seinen jüngeren Bruder Vitaly (Jared Leto), der erfolglos als Koch im schlecht laufenden Familienrestaurant arbeitet (Zitat Yuri: „Ich kann hier umsonst essen und selbst ich esse hier nicht!“). Zunächst verhökern die beiden im kleinen Stil Maschinengewehre aus dem Libanonkrieg, wobei sie um Haaresbreite einer Festnahme durch den unbestechlichen Interpolagenten Jack Valentine (Ethan Hawke), der sich fortan an Yuris Fährte klammert, entgehen können. Da Yuri clever ist und hoch hinaus will, versucht er, auf einer Waffenmesse in West Berlin, Kontakt zu Simeon Weisz (Ian Holm), einem alten Hasen im Waffengeschäft, aufzubauen. Dieser jedoch weist ihn jedoch, mit dem Kommentar, er und sein Bruder seien Amateure, ab.

Die Folgejahre

In den Folgejahren steigt Yuri, entgegen der ihm entgegengebrachten Meinung von Weisz, zu einem großen Tier im illegalen Waffengeschäft auf. Sein Bruder hingegen verfällt aufgrund des Leidens, welches sie mit dem Verkauf von Waffen an Despoten erzeugen, in Depressionen und flüchtet sich in die Kokainsucht, wodurch er immer wieder einen Aufenthalt in einer Entzugsklinik von seinem Bruder aufgedrückt bekommt. Währenddessen wir der liberianische Diktator André Baptiste (Eamonn Walker) zum Hauptkunden Yuris, der diesen mit Waffen aus dem mittlerweile beendeten, kalten Krieg versorgt. Sie stammen aus alten, ukrainischen Armeebeständen, die Yuris Onkel Dimitri (Yevgeni Lazarev) verwaltet, woran sich fortan beide bereichern.

Durch seinen Erfolg schafft es Yuri, das Herz des von ihm vergötterten Topmodels Ava Fontaine (Bridget Moynahan) zu erobern und eine Familie zu gründen. Dass die Beziehung auf Lügen basiert, stört ihn wenig und auch Ava, die von den illegalen Machenschaften ihres Mannes ahnt, verschließt die Augen vor der Realität, um weiterhin ein sorgenfreies Leben im Luxus führen zu können. Als Dimitri eines Tages durch eine Autobombe, die offenkundig auf das Konto des neidischen Konkurrenten Weisz geht und eigentlich Yuri galt und der Interpolagent Valentine auch noch Kontakt zu Ava aufnimmt, um sie über die Machenschaften ihres Mannes aufzuklären, zieht sich langsam die Schlinge um den Hals des sogenannten Lord of War zu. Doch seine Cleverness bewahrt Yuri immer wieder vor einer Verhaftung…

Kein Wunder, dass Andrew Niccol Probleme mit der Finanzierung dieser bitterbösen, auf wahren Begebenheiten beruhenden, satirisch erzählten Geschichte hatte. Die Vereinigten Staaten kommen nämlich, insbesondere auf der Zielgeraden, ziemlich schlecht weg. Anstand und Moral zählen nichts, das Publikum fiebert mit dem Bösewicht. Dieser wird von einem grandios aufspielenden und dabei ungewöhnlich zurückhaltenden Nicolas Cage verkörpert, der den oftmals in seinen Filmen aufkeimenden Nicolas Rage im Zaun hält. Doch auch seine Schauspielkollegen stehen ihm in nichts nach, insbesondere natürlich der über jeden Zweifel erhabene Ethan Hawke als Vertreter von Anstand und Moral, aber auch der am Geschehen zerbrechende Jared Leto, der wahnsinnig sympathisch daherkommt.

„Lord of War – Händler des Todes“ ist ein Muss für Fans von Filmen wie „Good Fellas“ oder „The Wolf of Wall Street“, in denen auf schwarzhumorige Art und Weise die Geschichte von Aufstieg und Fall der Hauptperson geschildert wird. Andrew Niccol packt sein Publikum von Minute eins and und unterhält, trotz des ernsten Themas, bestens. Dem ein- oder anderen dürfte jedoch völlig zurecht das Lachen im Halse stecken bleiben, wenn man beispielsweise im Vorspann Zeuge vom Werdegang einer Gewehrkugel wird: vom Fließband bis hin zu seiner Bestimmung – dem Kopf eines farbigen Kindes. Ein wichtiger Film, der erschreckenderweise auf wahren Begebenheiten beruht.

Eine erfreuliche Nachricht zum Schluss: Andrew Niccol und Nicolas Cage arbeiten derzeit tatsächlich an einer Fortsetzung mit dem Titel „Lords of War“, in der Bill Skarsgård den Filmsohn von Nicolas Cage verkörpern soll. Ich bin gespannt.

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