Abbildung des Banners von Moby Dick

Echtes Pottwal-Skellet im Domhof

Lübecker Domhof wird erneut zur Freilichtbühne

Für zwölf Aufführungen wird Kapitän Ahabs Schiff auf dem Domhof ablegen. Das Stück „Moby Dick“ ist das diesjährige Open-Air-Highlight des Theaters Lübeck.  Im nachfolgenden Text erhalten sie einen kleinen Einblick in den Aufbau des Projektes.

Seit einigen Tagen verwandelt sich der Domhof in eine maritime Kulisse. Vorbei an drei Überseecontainern gelangt man zu einer Tribüne mit 414 Sitzplätzen. Neben dem Walskelett des Museums für Natur und Umwelt glänzt ein großes Bassin mit sieben Kubikmetern Wasser. Darin befindet sich der Schiffsrumpf der „Pequod“, dem Walfänger aus Hermann Melvilles „Moby Dick“, dessen Takelage bis zur Brüstung des südlichen Domturms reicht. Das Theater Lübeck inszeniert dieses Jahr das Stück Open Air.

Die Aufführung, die nur anderthalb Stunden dauert, verspricht „viele Action-Elemente“, wie Schauspieldirektor Malte C. Lachmann verrät. Er hat den Stoff selbst übersetzt und für die Bühne im Domhof adaptiert. Die Geschichte um den geheimnisvollen Kapitän Ahab wird aus der Sicht von Ismael erzählt. Zu einer Zeit, als das Anheuern auf einem Schiff oft die einzige Möglichkeit zu reisen war, wird Ismael „mit leerem Beutel“ Teil der Walfänger-Crew. Ahab, der ein Bein bei der Jagd auf einen wehrhaften Pottwal verlor, strebt seitdem nach Rache an dem großen Tier.

Die Erzählung des Stücks wirft Fragen auf

Die Erzählung wirft grundlegende Fragen auf: Wie betrachten wir unsere Rolle in der Natur? Warum suchen wir das Abenteuer der Reise? Sind Ereignisse zufällig oder vorbestimmt? Melville veröffentlichte sein bekanntestes Werk 1851 zu einer Zeit, als der Walfang in Nordamerika auf seinem Höhepunkt war. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war Walöl ein bedeutender Rohstoff der Industrialisierung.

Ähnlich wie in der Romanvorlage ist das Walskelett auf dem Domhof ein Pottwal, ein Symbol für die Bedrohung dieser Tiere in der heutigen Zeit. Der Domhof bietet daher einen idealen Rahmen für diese Geschichte. Dennoch betont Lachmann, dass er den Stoff „nicht belehrend“ inszenieren möchte. Vielmehr geht es darum, dass Menschen einen tiefen Drang zu Unternehmungen haben. Warum ist das so? Wie genau der Wal in die Geschichte eingebunden wird, möchte er noch nicht verraten.

Sommerhitze und Winterkälte: Theater im Freien auf dem Domhof

Das Theater hat das Bühnenbild und das Ensemble aus eigenen Ressourcen mitgebracht. Die Band, die das Stück musikalisch begleitet, wurde speziell für diese Produktion engagiert und arbeitet häufig mit dem Theater zusammen. Projektleiter Daniel Brinkmann beschreibt, wie er den Aufbau für die Bühne und das Publikum auf dem Domhof trotz der Kälte im Dezember geplant hat. Er musste berücksichtigen, wie heiß es im Juli auf der Tribüne sein könnte. Die Hitze stellt oft eine größere Herausforderung dar als Regenfälle.
 

“Deshalb veranstalten wir keine Nachmittagsvorstellungen mehr”, erklärt Lachmann. Das Theater verfügt bereits über Erfahrung mit Open-Air-Aufführungen auf dem Domhof; letztes Jahr wurde hier “Romeo und Julia” inszeniert. “Wir wählen Stücke aus, die Hochkultur zugänglich machen”, betont er. Diesmal passt die Inszenierung besonders gut, auch dank der Zusammenarbeit mit dem Museum für Natur und Umwelt und der Domgemeinde. “Es war ein Wunsch der Gemeinde, dass das Theater auch an anderen Orten präsent ist.”

Vor vielen Aufführungen werden Kurzvorträge gehalten, um ein breites Publikum anzusprechen. Beispielsweise wird der Direktor des Züricher Zoos über die Anthropomorphisierung von Tieren sprechen, und einer der letzten Fischer aus Lübeck wird über seine Arbeit berichten. Diese Themen orientieren sich am Roman, der durch zahlreiche wissenschaftliche und literarische Essays unterbrochen wird. Gleichzeitig wird die Geschichte um Ahab und den Wal in die Gegenwart und nach Lübeck geholt.

Für Termine und Tickets besuchen Sie bitte www.theaterluebeck.de. Die Premiere am 5. Juli ist bereits ausverkauft.

Photo Credits: Theater Lübeck

Adresse: Mühlemdamm 2-6, 23552 Lübeck
Website: theaterluebeck.de
Instagram: theaterluebeck
Facebook: TheaterLuebeck

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