Über Jahrzehnte hinweg war das Stadtderby zwischen Phönix Lübeck und dem VfB Lübeck (bzw. der SV Polizei) mehr als nur ein Fußballspiel – es war ein Ereignis. Ab den späten 1920er-Jahren trafen hier nicht nur zwei Teams, sondern auch zwei Welten aufeinander: das bürgerlich geprägte Phönix und der eher bodenständige VfB. Besonders zwischen den 1940er- und 1960er-Jahren pilgerten Tausende auf die Lohmühle oder an die Travemünder Allee, wenn es hieß: „Adlerträger“ gegen „die Grünen“. Selbst Freundschaftsspiele lockten Massen, die das Derby zum Stadtgespräch machten. Und obwohl es auf dem Platz hitzig zuging, pflegte man hinterher oft die alte Lübecker Gelassenheit – bei gemeinsamen Essen und dem einen oder anderen Spruch.
Die Rivalität wurzelt tief – sportlich wie gesellschaftlich. Phönix, aus akademischen Kreisen entstanden, galt als der etwas elitäre Klub, während sich beim VfB vor allem das „einfache Volk“ aus St. Lorenz wiederfand. Schon 1928 versetzte ein 6:1 der Polizei gegen Phönix Lübeck in Aufruhr – und war nur der Anfang vieler legendärer Duelle. In den 1950er-Jahren, als beide Teams in der Oberliga spielten, platzen die Stadien aus allen Nähten. Mit bis zu 20.000 Zuschauern erreichten die Derbys Rekordzahlen und wurden sogar von Bundestrainer-Scouts beobachtet. Kein Wunder: Wenn du damals in Lübeck wohnte, gab’s vor einem Derby eigentlich nur ein Thema.
Die emotionale Brisanz des Derbys reichte weit über die 90 Minuten hinaus – man feierte, spottete, diskutierte. Beide Vereine gaben sich Mühe, ihren Status als Nummer eins in Lübeck zu behaupten. Mal hatte Phönix die Nase vorn – etwa durch spektakuläre Comebacks oder mit einer der ersten Flutlichtanlagen Norddeutschlands. Dann wieder setzte sich der VfB durch, wie beim legendären 1:0 vor 17.000 Fans im Oberliga-Duell 1957. Heute mag die sportliche Rivalität verblasst sein – aber wer damals dabei war, erinnert sich noch genau. Denn echte Derbys vergisst man nie.
Mehr Informationen zur Veranstaltung findest du hier.
Weitere Termine findet ihr im Kalender.
Photo Credits: LV