Alte Munition am Strand

Bergungsplattform verzögert sich bis 2027

Umsetzung erfolt somit zwei Jahre später als ursprünglich geplant

Weit später als ursprünglich vorgesehen: Die Bergung von Bomben, Granaten und Minen vom Grund der Ostsee mithilfe einer schwimmenden Hightech-Plattform wird nicht so bald beginnen. Ursprünglich war geplant, die Anlage im nächsten Jahr in Betrieb zu nehmen.

Der Zeitplan des Bundesumweltministeriums für die Entwicklung und den Bau einer schwimmenden Hightech-Plattform zur Bergung und Vernichtung gefährlicher Kriegsmunition vom Grund der Nord- und Ostsee wird nicht eingehalten. Laut aktueller interner Planung des Berliner Ministeriums startete das Vergabeverfahren für die Entwicklung und den Bau der Anlage erst Ende Juni. Der Beginn der industriellen Munitionsbergung ist daher für Ende 2026/Anfang 2027 vorgesehen. Dies wäre etwa zwei Jahre später als ursprünglich für 2023 geplant.

Experten befürchten, dass bereits das Vergabeverfahren – eine sogenannte Innovationspartnerschaft – zusätzliche wertvolle Zeit in Anspruch nehmen wird. Viele zweifeln daran, dass der weitere Zeitplan, der ab Januar 2025 eine Forschungs- und Entwicklungsphase und ab Februar 2026 eine Bauphase vorsieht, eingehalten werden kann. Die rund 300.000 Tonnen Weltkriegsmunition in der Ostsee könnten somit noch mehrere Jahre vor sich hin rosten.

Die Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn (SPD) aus Ostholstein fordert daher ein deutlich höheres Tempo bei diesem Projekt. Sie und andere Haushälter hatten vor knapp zwei Jahren rund 100 Millionen Euro explizit für ein Modellprojekt des Bundes genehmigt, das den Bau einer innovativen Bergungsplattform mit Robotertechnik und Verbrennung auf See umfasst.

Pilotbergungen sind kein Grund zur Entwarnung

Das bevorstehende Pilotprojekt in der Lübecker Bucht zur Erkundung und Bergung von Altlasten, möglicherweise unter Einsatz von Unterwasser-Robotern, beruhigt den Fehmarner CDU-Bundestagsabgeordneten Ingo Gädechens nicht. Er betont, dass die jetzt beginnenden Pilotbergungen kein Grund zur Entwarnung seien. Ihr Hauptziel sei die Sammlung von Erkenntnissen zur Bergungstechnologie, und es sei fraglich, ob diese Probebergungen tatsächlich bedeutende Fortschritte bringen werden.

Gädechens stellt klar, dass die zu bergenden Mengen an Altmunition – geplant sind rund 50 Tonnen – nicht besonders signifikant seien. Er betont vielmehr die Notwendigkeit, dass die Ausschreibungen für die Plattformen gleichzeitig abgeschlossen werden sollten, um den Startschuss für die Industrie baldmöglichst zu geben.

1,6 Millionen Tonnen Altmunition sind zu bergen und entsorgen

Ein potenzieller Industriepartner, die Kieler ThyssenKrupp Marine System (TKMS), hat bereits beträchtliche Entwicklungsarbeit für eine Plattform geleistet. Die Werft in Wismar, die seit zwei Jahren zu TKMS gehört, verfügt über Erfahrung in der Entwicklung und im Bau komplexer Schiffssysteme. Fachleuten zufolge wäre sie gut geeignet für die Realisierung eines solchen Hightech-Projekts. Wirtschaftsminister Robert Habeck besuchte kürzlich die Werft im Rahmen seiner Sommertour durch Mecklenburg.

Auch andere Unternehmen zeigen Interesse, da große Aufträge winken. Um die riesige Menge von 1,6 Millionen Tonnen Altmunition aus der Nord- und Ostsee zu bergen und zu entsorgen, wären zehn bis zwölf solcher Plattformen erforderlich. Nach Ansicht von Gädechens könnte Deutschland sogar eine führende Rolle übernehmen, indem Know-how und Technologie exportiert werden, da auch entlang anderer internationaler Küsten Altlasten zu bergen sind.

Mitspracherecht nur bei finanzieller Beteiligung

Der zuständige SPD-Haushälter im Bundestag, Michael Thews, warnt, dass der Bau und Einsatz einer Schwimmplattform nur der erste Schritt sei, um das Problem des Kriegsschrotts im großen Maßstab zu lösen. Er schätzt, dass die umfassende Aufgabe insgesamt “ein Jahrzehnt oder länger dauern” und viele weitere Millionen Euro kosten werde, vor allem für den Betrieb der Bergungsanlagen. Thews betont die Dringlichkeit, dass Ministerin Lemke nun aktiv werden solle und die betroffenen Küstenländer zu Gesprächen einladen müsse.

Bettina Hagedorn merkt an, dass die Bundesländer nur dann ein Mitspracherecht bei der Munitionsaltlasten-Bergung hätten, wenn sie sich finanziell beteiligen würden. Sie kritisiert, dass von der schleswig-holsteinischen Landesregierung in dieser Hinsicht derzeit “nichts zu sehen” sei.

Photo Credits: AdobeStock_133369637

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