LÜBECK – WIR SITZEN ALLE IM SELBEN ZUG.
Ich arbeite ja bekanntermaßen in der Werbung.
Und derzeit sorgt die neue Bahn-Kampagne „Boah, Bahn!“ für ordentlich Aufsehen.
Ein bisschen Mut zur Selbstironie, ein bisschen Internet, ein bisschen Wirklichkeit – fertig ist die
Kommunikationsrakete.
Ganz viele Werber springen jetzt auf den Zug auf.
Kommentieren, analysieren, sezieren, loben.
Schneiden sich ein Stück von der Ruhmes-Torte ab.
Und ja – auch ich möchte ein bisschen Trittbrettfahrer sein.
Nur eben auf meine Weise.
Denn diese Kampagne verkörpert in gewisser Weise genau das,
was ich schon seit Ewigkeiten sage:
Wer über sich selbst lachen kann, ist souverän.
Und damit meine ich nicht: sich lächerlich machen.
Sondern: sich ernst nehmen, ohne verkrampft zu sein.
Mit den eigenen Schwächen spielen, ohne das Gesicht zu verlieren.
Mit Haltung. Mit Charme. Mit einem Augenzwinkern.
Was bei der Bahn leider noch fehlt:
Die Worte auch mal in Taten umzuwandeln.
Aber hey – eins nach dem anderen.
Jetzt aber zum eigentlichen. Ich habe mich gefragt:
Wie sähe so eine Kampagne für Lübeck aus?
Könnte Lübeck über sich lachen?
Oder geht man hier wirklich – wie man so sagt – zum Lachen in den Keller?
Und Moment mal: Gibt’s hier überhaupt Keller?
Ich hätte da mal einen Vorschlag.
Angelehnt an „Boah, Bahn!“ – nur eben nordischer, stiller, ein bisschen hanseatischer.
Ein bisschen Lübeck halt.
ZU SCHÖN, UM FREUNDLICH ZU LÄCHELN
LOL, Lübeck.
WIR WAREN SCHON REICH, BEVOR ES COOL WAR.
LOL, Lübeck.
BEI UNS SAGT MAN NICHT „WOW“.
MAN SAGT GAR NIX.
LOL, Lübeck.
WER HIER LACHT, IST WAHRSCHEINLICH TOURIST.
LOL, Lübeck.
WIR SIND RUHIG. UND LEISE. MEISTENS GLEICHZEITIG.
LOL, Lübeck.
WIR SIND NICHT UNFREUNDLICH. NUR EFFIZIENT WORTKARG.
LOL, Lübeck.
Und genau das ist es, was Lübeck brauchen könnte –
ein bisschen mehr Selbstironie.
Ein bisschen weniger Selbstzufriedenheit.
Mehr Selbstreflexion. Mehr positive Souveränität.
Ein: Wir wissen, wer wir sind – und lachen trotzdem drüber.
Denn Lübeck, du hast alles, was es braucht: Geschichte, Stil, Substanz.
Jetzt fehlt dir nur noch eins –
ein Lächeln, das man nicht erst freischaufeln muss.
Mich kann man buchen, für Werbekampagnen, Gespräche, Worte: alex@iwrotethisshit.com
Über den Autor
Alexander Lachmann, bringt Kunst und Worte oder beides auf neue Bühnen. Eigentlich Creative Director für Text und Konzept, also Werber. Aber eben auch Künstler. Ideenmensch. Beobachter.
Auf seiner Website iwrotethisshit.com zeigt er Arbeiten aus der Werbung. Seine Kunst-Website alexanderlachmann.de zeigt seine Kunst. Logisch. Seine Kolumnen hier sind spitz, pointiert und manchmal so gnadenlos ehrlich, dass sie fast schon wehtun – aber immer mit Charme.
Kurz gesagt: Einer, der Worte ernst nimmt. Und gleichzeitig leicht genug, um sie fliegen zu lassen.
Photo Credits: Alexander Lachmann
Websites: iwrotethisshit.com | alexanderlachmann.de
