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Die einen so: Paris. Ich so: Pari Braunschweig.

BRAUNSCHWEIG – EINE VERNISSAGE

Es war alles da.
Menschen. Gespräche. Kunst.
Nur eines fehlte: Lübeck.

Die Eröffnung meiner Ausstellung in Braunschweig – sie war ein Fest.
Ein echtes. Kein aufgesetztes „Wir tun mal so als ob“, sondern ein Abend, der gelebt wurde.
Mit echten Gesprächen.
Mit Blicken, die länger als drei Sekunden an einem Bild verweilten.
Mit Fragen. Mit Resonanz. Mit Neugier.
Ein Abend, der nicht vom Wein getragen wurde – sondern vom Willen, zu verstehen.

Man sprach über Kunst.
Und meinte nicht nur Dekoration.
Man sprach über Gesellschaft.
Und meinte nicht nur Smalltalk.
Und man sprach miteinander – nicht übereinander.

Da kann sich Lübeck eine Scheibe abschneiden.
Und zwar eine dicke.
Denn in Lübeck wird lieber nach Groningen gereist.
Oder nach Bremen. Oder Kopenhagen.
Auch schöne Städte. Keine Frage.
Nur: Lernen tun sie dort nix.
Sie bringen nur neue Ausreden mit zurück.
Warum etwas nicht geht.
Warum wir noch nicht so weit sind.
Warum man ja gern würde – aber, ach, Sie wissen schon…

Währenddessen sitzen in Braunschweig die Leute auf Bierbänken, reden über Haltung und Haltungsschäden, lachen über spitze Bilder, nicken nachdenklich bei schrägen Gedanken – und wissen am Ende: Das war mehr als ein Glas Sekt.
Das war ein Abend mit Substanz.

Braunschweig hat nichts versprochen.
Aber geliefert.
Lübeck? Verspricht viel.
Und serviert dann das kulturelle Äquivalent zu Butterbrot und Kamillentee:
Blass, ungewürzt, und bitte ohne Kruste.
Nicht weil es nicht anders ginge –
sondern weil man sich vor allem fürchtet,
was nach Meinung, Charakter oder gar Eigensinn riecht.

Über den Autor

Alexander Lachmann, geboren 1982, ist kreativer Unternehmensberater – wobei „Creative Director Text und Konzept“ auf den meisten Visitenkarten mehr Platz einnimmt als Verständnis erzeugt. Er denkt sich Werbekampagnen aus. Schreibt sie auch. Vom großen Gedanken bis zum kleinsten Insta-Post. Filme, Plakate, Flyer. Alles, was wirkt. Und jetzt eben auch diese Kolumne. Wer wissen will, was er sonst so verbrochen hat: www.iwrotethisshit.com

Ende 2024 hat er sein Kunstprojekt www.einwortsagtmehralstausendbilder.de ins Leben gerufen – ein Experiment an der Schnittstelle von Wort und Wirklichkeit. Bereits im Januar 2025 folgte seine erste Ausstellung „#reality“ im Übergangsraum Lübeck – ganz ohne Galeriebetrieb, dafür mit Haltung.

Am 26. Juni eröffnete die Ausstellung neu kuratiert und um 12 Bilder erweitert in Braunschweig. Wer die Bilder anschauen möchte, geht zum Paritätischen Braunschweig und meldet sich vorher unter 0531 / 4807963 an.

Und Lachmann?
Der bleibt in Bewegung. Auf der Suche. Nach dem nächsten Ort, der Lust auf echte Kunst hat. Und keine Angst vor klaren Worten.

Photo Credits: Alexander Lachmann

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