Die City Cobra
Diese Woche ist Guilty Pleasure-Time in meiner Filmkolumne angesagt. Genauer gesagt, es ist Cobra-Time! Ich habe mir nämlich einen strunzdummen, aber auch saucoolen Actionkracher aus den Achtzigern mal wieder reingezogen: DIE CITY COBRA mit Sylvester Stallone. Er verhandelt nicht mit Psychopathen, er räumt sie aus dem Weg!
Sylvester Stallone strebte nach seinem Erfolg mit „Rocky“ eine Schauspielkarriere im Charakterfach an. Doch abgesehen von dessen Fortsetzung und seinem zweiten Standbein „Rambo“ sollte es an der Kinokasse nicht so recht klappen. Ambitionierte Produktionen wie „Vorhof zum Paradies“ oder „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ enttäuschten mit mageren Einnahmen. Als dann 1985 die unterhaltsamen, aber durchaus hohlen Actionkracher „Rambo II – Der Auftrag“ und „Rocky IV – Der Kampf des Jahrhunderts“ die Kinosäle aus allen Nähten platzen ließen, war klar, was das Publikum von Sly erwartete: Krawallige Action.
Das erkannten auch die Cousins Menahem Golan und Yoram Globus von der berüchtigten Cannon Group, die Stallone mit einigen Geldbündeln köderten, um gleich zwei Filme mit ihm zu produzieren. Bei ihrer zweiten Zusammenarbeit „Over the Top“ ging die Rechnung nicht auf, der Film floppte. Die erste Produktion, um die es hier geht, konnte aber an den Kinokassen einigermaßen überzeugen. Regie bei „Die City Cobra“ führte George P. Cosmatos, der schon bei „Rambo II – Der Auftrag“ als Erfüllungsgehilfe von Sylvester Stallones Visionen fungierte. Jahre später erwähnte der Actionstar in einem Interview, dass der Actionthriller, an dessen Drehbuch er mitschrieb, ein durchaus guter Film hätte werden können, doch leider wollte er nur möglichst cool rüberkommen. Dies ist ihm zweifelsfrei gelungen, wie man gleich in der krachenden Eröffnungssequenz feststellen kann.
In dieser nimmt ein Psychopath (Marco Rodriguez) schwerbewaffnet die Beleg- und Kundschaft eines Supermarktes zur Geisel. Die Polizei steht machtlos vor der Tür und sieht, nachdem es zu einem gewaltsamen Todesfall kommt, nur eine Lösung: Superbulle Maria Cobretti (Sylvester Stallone), der im Original sinnvoller Marion Cobretti heißt, muss her, um den Psycho aus dem Weg zu räumen. Sehr zum Missfallen des schmierigen Detectives Monte (Andrew Robinson), der „Cobra“ für seine Wildwest-Methoden am liebsten suspendiert sehen möchte, erledigt der knallharte Cop den Geiselnehmer mit Handfeuerwaffe, Messer und ein paar coolen Sprüchen auf den Lippen („Du bist die Krankheit und ich die Medizin!“).
Doch damit ist nur die Spitze des Eisbergs des Verbrechens getilgt, denn der wahnsinnige Geiselnehmer war Teil einer größeren Sekte, die, angeführt vom selbsternannten Night Slasher (Brian Thompson), für Chaos und Mord auf den Straßen von Los Angeles sorgt. Immer wieder fallen der Gang unschuldige Menschen zum Opfer. Als das Fotomodel Ingrid Knudsen (Brigitte Nielsen) Zeugin eines Mordes des Night Rippers und seiner Bande wird, kann sie zwar entkommen, doch das Kennzeichen ihres Fahrzeuges verrät den Verbrechern, die innerhalb des Polizeiapparates ebenfalls Mitglieder beherbergen, die Identität der Schönheit. Um ihr Leben zu schützen, stellt Polizei-Captain Sears (Art LaFleur) Cobra und seinen Zuckersüchtigen Partner Gonzales (Reni Santoni) als Babysitter für die junge Frau ab. Doch das hält den Night Ripper nicht davon ab, perfide, brutale Mordanschläge auf Ingrid zu verüben.
Clint Eastwoods „Dirty Harry“ stand Pate bei „Die City Cobra“, weswegen Andrew Robinson und Reni Santoni, die im Originalfilm ebenfalls dabei waren, hier zu sehen sind. Doch auch wenn Harry und Maria/Marion das Recht in die eigene Hand nehmen, Callahan war stets ein verletzlicher, normaler Mensch, der auch mal Schläge – oder ein Messer – einstecken musste, während Maria / Marion Cobretti hingegen eine unverwundbare Kampfmaschine darstellt. Cobra räumt alles und jeden aus dem Weg, ohne eine Verletzung dabei wegzutragen oder jemals auch nur im Entferntesten Furcht zu verspüren. Er ist ein Comicsuperheld wie er im Buche steht, cooler als Wolverine und Deadpool zusammen. Ist der Film ein zeitloser Klassiker? Nein, ganz und gar nicht – er galt damals schon als trivialer Reißer. Liebe ich „Die City Cobra“ trotzdem, oder gerade deswegen? Ja, auf jeden Fall, ist er doch schönster 80´er Pulp – halt ein Cannon Group-Film, wie er im Buche steht. Hirn aus, Film ab!
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