Something in the Water
Diese Woche möchte ich Euch, aus aktuellem Anlass, einen Horrorfilm vorstellen – mit Haien! Sowas Originelles ist mir ja noch nie untergekommen! Nein, Spaß beiseite. Was Steven Spielberg anno 1975 startete, hat sich mittlerweile zu einer inflationären Horror-Thematik entwickelt, leider vor allem im Trashfilm-Bereich. Doch während bei Netflix gerade ein schrecklich animierter, kokainabhängiger (!) Haifisch sein Unwesen treibt, hat Amazon Prime einen Thriller frisch ins Programm-Paket aufgenommen, der es sogar in die Kinos geschafft hat. „Something in the Water“ heißt der Streifen. Ich verrate Euch, ob sich die Sichtung lohnt.
Die Anzahl der erhältlichen Hai-Horrorfilme ist mittlerweile unzählbar. Wer hätte das damals ahnen können, als 1975 die Kino-Uraufführung von „Der weiße Hai“ für leere Strände sorgte? Drei Jahre später kam das Unheil zurück nach Amity Island und auch „Der weiße Hai 2“ entwickelte sich zu einem riesigen Hit. Über die beiden anderen Fortsetzungen lege ich mal den Mantel des Schweigens. Der nächste Genrefilm von Belang kam dann erst 1999 mit „Deep Blue Sea“ und dann nochmal im Jahr 2016 mit „The Shallows“. Alle übrigen Werke, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, schwanken zwischen furchtbar, unbedeutend und gerade noch anschaubar. Kommen wir aber lieber zum hier thematisierten Streifen „Something in the Water“, der gerade gratis ins Prime Paket inkludiert wurde.
Kayla (Natalie Mitson) und Meg (Hiftu Quasem) sind ein glückliches, verliebtes Paar, bis die beiden eines Tages auf offener Straße einem brutalen, homophoben Angriff ausgesetzt sind. Meg wird dabei schwer verletzt und trägt ein Trauma davon. Da sich Meg von Kayla im Stich gelassen fühlt, beendet sie die Beziehung. Ein eigenwilliger Einstieg in einen Film dieses Genres, der meiner Frau, die neben mir saß, die Bemerkung entweichen ließ: „Ich dachte, wir gucken hier einen Hai-Horrorfilm?“.
Einen Schnitt später dann die Erleuchtung. Die Haupthandlung findet ein Jahr später statt und spielt in der Dominikanischen Republik. Dort feiert Lizzie (Lauren Lyle), eine gute Freundin, ihre Traumhochzeit, zu der, unabhängig voneinander, auch Kayla und Meg eingeladen sind, die nun erstmals wieder aufeinandertreffen. Ein distanziertes Treffen, doch davon lassen sich die fünf Freundinnen, zu denen noch die sportliche Ruth (Ellouise Shakespeare-Hart) und die draufgängerische Cam (Nicole Rieko Setsuko) gehören, die Partylaune nicht verderben. Denn am Abend lautet das Motto: Jungesellinnen-Abschied!
Am nächsten Morgen, dem Tag vor der geplanten Hochzeit, überrascht Cam die Freundinnen mit einem Ausflug. Sie hat ein kleines Motorboot für das Quintett gemietet, mit dem sie auf eine verlassene, aber traumhafte, kleine Insel zu einem Ausflug aufbrechen. Dort sollen sich Kayla und Meg endlich aussprechen, während die anderen Drei die Sonne und den Strand genießen. Doch schon bald wird aus dem traumhaften Ausflug ein Albtraum, als eine der Freundinnen von einem Hai attackiert und schwer verletzt wird. Als dann auch noch das Boot beim hektischen Rettungsversuch auf ein Riff aufläuft und sinkt, müssen die Freundinnen allesamt auf hoher See ins Wasser – um sie herum ein Rudel Haie.
„Something in the Water“ von Regie-Debütantin Hayley Easton Street verbreitet in den ersten Filmminuten eine mitreißende Partystimmung mit tollen Bildern und sattem Sound. Auch die Karibikkulisse ist wunderschön, zumal hier noch „on location“ gefilmt wurde. Auch der erste Splatter-Effekt in Form einer üblen Beinwunde, weiß zu gefallen. Positiv ist zudem das Spiel der jungen Schauspieldamen. Doch wo Licht ist, gibt es leider auch eine Menge Schatten.
Was so verheißungsvoll begann, mutiert mit Eintreten der Katastrophe zur absoluten Klischee-Show, die völlig überraschungsfrei bis zum Finale vonstattengeht. Verängstigte Hauptfigur mit Traumata, die über sich selbst hinauswachsen muss? Check! Handys, die nirgendwo Empfang haben? Check! Eine der Damen kann nicht schwimmen? Ebenfalls Check! Die Liste der bekannten Tropes ist endlos. Erschwerend hinzu kommt, dass die groß angekündigten Haie im Mittelteil des Filmes durch Abwesenheit glänzen und wir hier einer müden „Open Water“-Kopie zuschauen müssen, bei der die Figuren mit zunehmender Dauer immer weniger interessant wirken, was auch an den schier endlosen, belanglosen Dialogen liegt. So kamen mir die läppischen 86 Minuten Film locker wie ein zwei Stunden Werk vor.
Apropos Haie: Besagten Fisch bekommen wir kaum zu Gesicht. Wenn dann mal eines der Tiere auftaucht, sieht man meist nur die Rückenflosse. Die wenigen Sekunden, in denen man mal einen Hai in voller Pracht zu sehen bekommt, sind schnell geschnitten, um die (trotzdem gut erkennbaren) Computereffekte zu kaschieren. Auch bei den logischerweise eintretenden Todesszenen gibt es nie mehr als rote Farbe im Wasser aufsteigen. Sehr enttäuschend.
„Something in the Water“ fängt unterhaltsam und durchaus interessant an, danach gerät leider nicht nur der Außenbordmotor des untergehenden Bootes ins Stocken. Der Film ist den Klick und die verbrachte Lebenszeit leider nicht wert.
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