SOURCE CODE
Die Regiekarriere von Duncan Jones, Sohn von Musikerlegende David Bowie, startete verheißungsvoll mit dem genialen, philosophischen Science-Fiction Drama „Moon“. Jake Gyllenhaal gefiel der Film so sehr, dass er unbedingt mit Jones arbeiten wollte. Dabei heraus kam der raffinierte Zeitschleife-Thriller „Source Code“, der heute leider, ebenso wie der Regisseur, ein wenig in Vergessenheit geriet. Ich möchte Euch den Streifen, den Ihr bei diversen Streaming-Anbietern finden könnt, heute ins Gedächtnis zurückbringen.
Es ist schon ein Jammer. Duncan Jones, der immer viel Herzblut in seine (wenigen) Projekte steckte, wurde für seinen dritten Film, die Videospielverfilmung „Warcraft: The Beginning“, von der Presse gescholten. Obwohl der 160 Mio. Dollar teure Film mit weltweiten Einnahmen von knapp 440 Mio. Dollar im Gewinnbereich angekommen war, wollten die Amerikaner den Film nicht sehen. Nicht mal 50 Mio. Dollar schwappten dort an die Kinokassen und aus dem hoffnungsvollen Newcomer Duncan Jones wurde ein wenig gefragter Regisseur, der danach lediglich den schwachen Netflix-SciFi-Thriller „Mute“ inszenieren durfte. Immerhin, der Animationsfilm „Rogue Trooper“ befindet sich in Post-Production. Hoffentlich wird der was.
Zwar spielte „Source Code“ in den USA mit 54 Mio. Dollar nur unwesentlich mehr ein, da das Budget aber bei nur 32 Mio. Dollar lag und die Kritiken durchaus positiv ausfielen, war sein Regie-Wunderkind-Status nicht am wanken. Warum auch? „Source Code“ ist eine wahnsinnig rasante Zeitschleife-Hatz mit durchweg toller Besetzung, die von vorne bis hinten rund wirkt.
Wir werden, ebenso wie die Hauptfigur, unvermittelt in die Handlung hineinkatapultiert. Eben noch war der amerikanische Soldat Captain Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) im Afghanistan-Einsatz, als er plötzlich, ohne zu wissen, wie er dort hingekommen ist, in einem Passagierzug aufwacht. Ihm gegenüber sitzt eine wunderschöne, ihm völlig unbekannte, junge Frau namens Christina Warren (Michelle Monaghan), die ihn Sean nennt und sich über das seltsame Verhalten ihres Mitreisenden wundert. Was beide nicht ahnen: Es befindet sich eine Bombe irgendwo im Zug, die in acht Minuten hochgehen und alle Anwesenden töten wird.
Und so geschieht es dann auch, doch Colter Stevens endet mitnichten als verbrannter Leichnam, sondern erwacht plötzlich in einer Stahlkapsel, von der aus er über einen Monitor Kontakt zu einer Militär-Mitarbeiterin namens Goodwin (Vera Farmiga) hat, die ihm erläutert, dass er sich nicht mehr in Afghanistan befinden würde, sondern bereits seit zwei Monaten in einer Militäreinrichtung, die vom Wissenschaftler Dr. Rutledge (Jeffrey Wright) geleitet wird. Von seiner Kapsel aus könne man ihn, in das Gedächtnis der letzten acht Minuten des kürzlich bei der soeben erlebten Explosion ums Leben gekommenen Lehrers katapultieren. Seine Mission sei das Aufspüren, sowohl der Bombe als auch des Attentäters, um weitere Anschläge zu verhindern. Auf weitere Fragen seitens Colter geht man nur knapp und wenig aussagekräftig ein. Und so fügt er sich seines Schicksals und begibt sich auf die Suche, doch kann er nicht akzeptieren, dass sein sympathisches Gegenüber und all die anderen Passagiere verloren sind.
Was für ein Brett von Film. Auch wenn die Effekte hier und da aufgrund des niedrigen Budgets erkennbar sind, so schuf Duncan Jones mit „Source Code“ eine spannende Variation des bekannten Murmeltier-Themas, nur halt nicht als Komödie, sondern als Science-Fiction-Thriller. Quasi eine Art „Und täglich grüßt das Murmeltier“ trifft auf „The Commuter“. Jake Gyllenhaal funktioniert bestens als Held-wider-Willen, Michelle Monaghan ist schlichtweg bezaubernd, Jeffrey Wright ein wunderbarer Kotzbrocken und vor allem Vera Farmiga überzeugt in ihrer Rolle, die im Laufe der Handlung einen Wandel durchlebt. Die Laufzeit von 93 Minuten lässt keine Zeit zum Durchatmen und das Ende des Films bietet Raum für Spekulationen. Ein gelungener, wilder Ritt.
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