Film

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

ASTEROID CITY

Regisseur Wes Anderson legte mit seinem Studienfreund Owen Wilson einst einen schwierigen Start hin. Ihren ersten gemeinsamen Film „Bottle Rocket“ aka „Durchgeknallt“ wollte so ziemlich niemand sehen. Dies sollte sich mit „Rushmore“ und vor allem „Die Royal Tenenbaums“ gewaltig ändern. Während der eine zum gefragten Schauspieler avancierte, der sporadisch immer noch in den Filmen seines Freundes auftritt, konnte Wes Anderson, obwohl seine Werke eher künstlerisch daherkommen und mit leisem Humor punkten, sowohl eine große Fanbase als auch eine Riege immer wieder für ihn agierender Hollywoodstars um sich scharen – ähnlich wie einst Woody Allen vor ihm. Dies gilt natürlich auch für Asteroid City, den ich Euch heute vorstellen möchte.

Es beginnt in schwarz-weiß und im altmodischen 4:3-Bildformat. Ein 50er Jahre TV-Moderator (Bryan Cranston) stellt seinem Publikum, also uns, die neueste Science-Fiction-TV Produktion aus der Feder von Conrad Earp (Edward Norton), einem berühmten Autoren und Dramatiker, vor. Diese spielt in dem fiktiven Wüstenkaff Asteroid City, welches um einen, vor 3000 Jahren dort eingeschlagenen und nun noch teilweise in einem daraus resultierenden Krater verweilenden, Himmelsgestein drumherum angesiedelt wurde. Die Bevölkerungsdichte beträgt allerdings lediglich 87 Personen. Trotzdem ist das Kaff eine Touristenattraktion, in der jährlich auch ein Astronomie-Nachwuchs-Kongress stattfindet.

Hier treffen die unterschiedlichsten und natürlich allesamt schrägen Figuren aufeinander. So zum Beispiel der Kriegsfotojournalist Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) und seine Kinder, denen er vom kürzlichen Ableben ihrer Mutter (Margot Robbie) noch nichts erzählt hat – der passende Augenblick sei noch nicht gekommen, redet er sich heraus. Sehr zum Ärger seines mürrischen Schwiegervaters Stanley Zak (Tom Hanks), der sich ebenfalls aufmacht nach Asteroid City, wo Augie dank einer Autopanne festhängt, die der talentfreie, hiesige Automechaniker (Matt Dillon) vor eine schwere Aufgabe stellt. Es eilt jedoch nicht, da Augies Sohn Woodrow (Jake Ryan) beim Jugendkongress geehrt werden soll. Ebenso wie Dinah (Grace Edwards), die Tochter der populären Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson), die sich bestens mit dem Witwer Augie versteht.

So langsam füllt sich der kleine Ort mit den Tagungsteilnehmern. Wir lernen u.a. den General Grif Gibson (Jeffrey Wright), die Astronomin Dr. Hickenlooper (Tilda Swinton) und June Douglas (Maya Hawke), die eine ganze Busladung Kinder betreut, kennen. Doch als es zur Preisverleihung für die jugendlichen Erfinder kommt, erscheint plötzlich ein UFO am Himmel und ein Außerirdischer (Gastauftritt wird an dieser Stelle nicht verraten) entwendet das Gestein, was von Militär und Regierung als feindseliger Akt angesehen wird. Eine Quarantäne auf unbestimmte Zeit wird für Asteroid City angeordnet – und so müssen die verschiedenen Individuen im langweiligen Wüstenkaff verweilen und sich die Zeit totschlagen.

Die Riege der Stars, die wir in „Asteroid City“ zu Gesicht bekommen ist schier endlos. So treten, teilweise in Kleinstrollen, Leute wie Willem Dafoe, Liev Schreiber, Sophia Lillis, Adrien Brody und Rita Wilson (Tom Hanks Ehefrau) auf. Lediglich Bill Murray, der so gut wie immer bei Wes Anderson auftrat, glänzt durch Abwesenheit. Dies war keinesfalls geplant, eigentlich sollte der Komiker und Charaktermime wie gewohnt dabei sein, dann kam ihm aber kurzfristig eine Covid 19-Infektion in die Quere. Ironie des Schicksals, denn Anderson spielt mit seiner Quarantäne im Film auf eben diese Krankheit und die damit verbundenen Einschränkungen in den Jahren 2020/2021 an. Murrays Part ging kurzfristig an Steve Carell, der ihn adäquat ersetzt. So ganz verzichten mussten die Crewmitglieder auf Bill Murray allerdings nicht. Sofort nach seiner Genesung machte er sich auf, das Set zu besuchen. Das Ergebnis dieser Stippvisite könnt Ihr weiter unten in Videoform begutachten. Ach ja, Owen Wilson ist diesmal leider auch nicht mit dabei.

„Asteroid City“ ist durch und durch ein Wes Anderson Film. Er verfügt über eine Riege an Stars, den üblichen Humor und ist optisch wunderschön geraten; pendelnd zwischen den Realitätsszenen in schwarz-weiß und den pastellfarbenen Szenen in der fiktiven Handlung, in der vieles symmetrisch gefilmt wurde. Und doch lassen sich Abnutzungserscheinungen nicht verleugnen. Nicht nur, dass Anderson diesmal quasi keine richtige Geschichte erzählt und sich stattdessen in seinen bekannten Tropes suhlt, man hat das alles schonmal gesehen (mehrfach). Trotzdem werden Hardcore-Wes Anderson-Fans hier bestens bedient, während andere sich gelangweilt abwenden werden. Ein zweiter „Royal Tenenbaums“ oder „Grand Budapest Hotel“ (der sich ebenfalls bereits in den immer gleichen Pfaden bewegte) ist ihm aber nicht gelungen. So langsam wird es Zeit, mal etwas Neues, Innovatives zu wagen, Herr Anderson.

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Photo Credits: LV

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