Der Name „Schlutup“ leitet sich, so vermuten einige, vom niederdeutschen „Schließ auf!“ ab, was die Schlüssellage Schlutups an der Trave zwischen Ostsee und Lübeck beschreibt. Diese volksethymologische Herleitung des Namens des Lübecker Stadtteils bekam eine völlig neue Bedeutung, als die Vorstadt von der Geschichte direkt an die Nahtstelle der Kalten-Kriegs-Parteien katapultiert wurde. An der abgeriegelten innerdeutschen Grenze gab es häufiger den Ruf nach Öffnung. An die geschlossene und schließlich geöffnete Grenze erinnert der Stein in deren Rufweite.
Nach der Festlegung der Demarkationslinie zwischen britischer und sowjetischer Besatzungszone wurde die Grenze zwischen Schlutup und Selmsdorf nach und nach immer weiter befestigt. Der Gemeinnützige Verein Lübeck Schlutup errichtete am Vorabend des Weihnachtsfestes 1956 direkt an der Grenze den Findling auf dessen beiden Seiten jeweils „Slut up“ steht, was man als Verweis auf den Ortsnamen und als Aufforderung zur Öffnung der Grenze verstehen kann. Darunter stand „Getrennt 1945 -“ mit einem symbolischen Stacheldraht, der die Willkürlichkeit und Unmenschlichkeit der Grenze darstellen sollte.
Nachdem 1979 ein Abfertigungsgebäude errichtet, um den gestiegenen Verkehr am nördlichsten Übergang der innerdeutschen Grenze besser bewältigen zu können, wurde der Gedenkstein versetzt: Er wäre sonst kaum noch sichtbar gewesen. Wenige Jahre später erhielt er seinen endgültigen Standort etwas näher am neuen Gebäude.
Nach der Grenzöffnung 1989 wurde die Inschrift des Slut-Up-Gedenksteins mit der Jahreszahl „1989“ ergänzt. So präsentiert sich der Stein jetzt mit der Inschrift „Slut up – Getrennt 1945 – 1989“. Die Verkehrsberuhigung der Straße durch den Bau einer Umgehungsstraße und die Verengung der Mecklenburger Straße führten dazu, dass aus einem der Brennpunkte des Kalten Krieges ein beschaulicher vorstädtischer Platz mit Gedenkstein wurde.
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Adresse: Nähe der Mecklenburger Straße 12, 23568