Hohe Mittelbereitstellung, geringe Nutzung
Die Bürgerschaft Lübeck hat beträchtliche sechsstellige Beträge für Aufforstungsprojekte zur Verfügung gestellt. Jüngste Informationen zeigen jedoch, dass dieses Geld nur in sehr geringem Umfang abgerufen wurde. Es stellt sich die Frage, warum dies der Fall ist und welche Hindernisse möglicherweise dazu führen, dass die Mittel nicht genutzt werden.
Im Juni 2019, kurz nachdem die Hansestadt wie viele andere deutsche Kommunen den Klimanotstand ausgerufen hatte, brachte der CDU-Umweltpolitiker Jochen Mauritz den Vorschlag ein, innerhalb der nächsten fünf Jahre eine Million Bäume in Lübeck neu zu pflanzen. Die vorgesehenen Flächen sollten sich im städtischen Besitz befinden, und das Projekt sollte im Bereich Stadtwald umgesetzt werden. Im September 2020 stellte die Bürgerschaft 250.000 Euro für den Kauf von Pflanzen sowie für den Bau von Wildschutzzäunen bereit. Drei Jahre später wurde erneut dieselbe Summe von der Bürgerschaft genehmigt, um das Vorhaben „eine Million Bäume“ nun in die Tat umzusetzen.
CDU-Politiker hinterfragt Nutzung von Mitteln für Aufforstung
Im September 2024 fragt der CDU-Umweltpolitiker Mauritz im Umweltausschuss der Bürgerschaft nach dem Stand der Aufforstungsprojekte. Aktuell stehen die Beratungen zum städtischen Haushalt 2025 auf der Agenda. Die Verwaltung informiert, dass die bereitgestellten Mittel kaum genutzt wurden, da nicht genügend Flächen für die Aufforstung zur Verfügung stehen. Auf die Frage, ob in den letzten fünf Jahren nichts unternommen wurde, antwortet die Stadtverwaltung, dass bisher 37.790 Bäume auf einer Fläche in Vorrade gepflanzt wurden. Zudem sind in diesem Jahr noch 43.000 Bäume für die Fläche in Niendorf-Moorgarten in der Beschaffung. Die Aussaat wird dabei nicht in die Zählung einbezogen. Die Haushaltsmittel wurden nicht vollständig abgerufen, weil nur zwei geeignete städtische Flächen identifiziert werden konnten.
Widerspruch gegen Landesentscheidung
Auf einer Fläche von acht Hektar in Vorrade wurde bereits Aufforstung betrieben. Für die ursprünglich vorgesehenen 44,8 Hektar auf dem Stadtgut Niendorf befindet sich das Projekt derzeit in einem Widerspruchsverfahren. Lübeck setzt sich gegen die Ablehnung des Landes zur Aufforstung zur Wehr, da das Land befürchtet, dass junge Bäume der geplanten Hochspannungsleitung von Tennet im Weg stehen könnten. Ursprünglich plante Lübeck, auf dem ehemaligen Stadtgut etwa 400.000 Bäume zu pflanzen.
Der Widerspruch des Landes erschwert die Arbeiten im Lübecker Stadtwald erheblich. Anstelle einer durchgehenden Fläche müssen nun sieben Teilflächen aufgeforstet werden. Die Verwaltung erklärt, dass der Aufwand aufgrund der erforderlichen Umzäunung der einzelnen Flächen deutlich höher ist.
Der CDU-Umweltpolitiker Mauritz sieht die Verantwortung nicht bei der Verwaltung, sondern beim Land. Die Verwaltung hat für das nächste Haushaltsjahr 200.000 Euro eingeplant. Mit diesen Mitteln sollen der Zaunbau, die Saatgutgewinnung sowie die Beschaffung weiterer Pflanzen finanziert werden.
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