FREITAG DER 13. (1980)
Da der Veröffentlichungstag meiner Kolumne diesmal auf einen Freitag den 13. fällt, habe ich mich entschieden, den passenden Film diese Woche vorzustellen. 1980 erblickte der erste Teil der Reihe das Licht der Welt, der die Massen in die Kinos lockte. Dabei ist der Schocker noch nicht einmal ein wirklich guter Film. Warum ich ihn (und die gesamte Reihe) trotzdem liebe, verrate ich Euch natürlich.
Es war die Geburtsstunde von Kultkiller Jason Voorhees. Naja, zumindest ansatzweise. Zunächst hatte Regisseur Sean S.Cunningham nur einen Titel parat. Mit diesem ging er bei den Filmstudios hausieren, bis sich endlich Produzenten für seinen Film gefunden hatten. Aus der Not heraus schrieb Drehbuchautor Victor Miller eine Slasherstory, die ganz klar im Fahrwasser des zwei Jahre zuvor entstandenen „Halloween – Die Nacht des Grauens“ nach Beachtung buhlte. Doch „Freitag der 13.“ sollte weit mehr als eine Eintagsfliege in der anrollenden Teenager-haben-Sex-und-werden-von-Killer-aufgeschlitzt-Welle werden. Er wurde zu einem weltweiten Phänomen, welches dieses Genre erst so richtig in Schwung bringen sollte. Und so spielte „Freitag der 13.“, bei Produktionskosten von gerade einmal einer halben Million Dollar, allein in den USA knappe 40 Millionen an der Kinokasse ein.
Das Franchise startet in einer warmen Nacht des Sommers 1958 im Feriencamp Crystal Lake. Während der Vollmond am Himmel erstrahlt, stehlen sich zwei junge Aufpasser vom gemeinschaftlichen Singen am Lagerfeuer davon, um in einer Scheune Nachhilfe in Sachen Sexualkunde zu nehmen. Doch die subjektive Kamera einer durch die Schlafräume schleichenden Person lässt nichts Gutes für unsere beiden Biologieschüler erahnen. Und schon trifft der unbekannte Schleicher auf dem Dachboden der Scheune bei den beiden hormongesteuerten Kids auf und beendet den Beischlaf mit dem Messer.
Danach hat der Zuschauer Zeit zum Entspannen, während die Credits in weißer Farbe auf schwarzem Grund einer nach dem Anderen vor uns abgespielt werden. Harry Manfredinis aufregende, geniale Musik spricht derweil eine andere Sprache. Im Anschluss springt die Handlung in die damalige Gegenwart – in den Sommer des Jahres 1979. In diesem soll das Feriencamp, welches nach den Morden von den Leuten der Gegend in „Blutcamp“ umgetauft wurde, wieder eröffnet werden. Erste Vorbereitungen für die kommende Saison werden im Camp Crystal Lake gestartet (die sind übrigens spät dran, denn Freitag der 13., der Tag, an dem die Handlung spielt, fand 1979 im Juli statt).
Währenddessen befindet sie die Campköchin Annie (Robbi Morgan) noch auf dem Weg zu ihrem Sommerarbeitgeber. Bei der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit trifft sie auf Crazy Ralph (Walt Gorney), den vermeintlichen Dorftrottel, der sie vor dem Blutcamp warnt („You´re all doooooomed.“). Auch der LKW-Fahrer (Rex Everhart), der sie schließlich ein Stück mitnimmt, empfiehlt ihr, nachdem er Ralph als Spinner abgestempelt hat, wieder umzudrehen. Doch Annie lässt sich von derlei Geschwätz nicht abhalten, ihren Weg fortzuführen. Dumme Entscheidung, denn getreu dem Motto: „Wer nicht hören will, muss fühlen“ endet die Screentime von Annie mit einem wirklich super getrickstem Kehlenschnitt im nahegelegenen Wald. Apropos super getrickst: Die Spezialeffekte in „Freitag der 13.“ stammen von Effektespezialist Tom Savini und sind, wie von ihm gewohnt, einfach toll.
Jump-Scare
Im Camp taucht statt Annie nun Crazy Ralph auf und sorgt für einen ziemlich lächerlichen Jump-Scare. Spätestens wenn er mit dem quietschenden Drahtesel davonradelt, wird seiner Figur wirklich jeglicher Schrecken genommen. Nicht minder lächerlich wirkt übrigens der Motorrad-Cop, der kaugummikauend im Camp auftaucht, um Ralph einzukassieren und um vor den jungen Leuten den dicken Max zu machen. Die einzig erhellende Erkenntnis während dieser unfassbar spannenden Szenen ist die Tatsache, dass einer der Campangestellten vom jungen Kevin Bacon gespielt wird. Ansonsten passiert die nächsten Filmminuten eigentlich nichts, was auch nur im Ansatz spannend wäre oder gar die Handlung vorantreibt.
Mit Einbruch der Dunkelheit und eines aufziehenden Unwetters, kommt dann aber plötzlich sowohl Spannung als auch Atmosphäre in den Streifen. Die jungen Leute ziehen sich, zum Schutz vor dem Gewitter, in die umliegenden Hütten zurück. Und während die eine Gruppe sich zu einer Partie Strip-Monopoly zusammentut (!), verschwinden Jack (Kevin Bacon) und seine Filmfreundin Marcie (Jeannine Taylor) zwecks Beischlafs in eine der anderen Hütten. In Horrorfilmen dieser Art immer die beste Idee.
Und plötzlich geht’s Schlag auf Schlag los. Nach und nach dezimiert der unbekannte Killer die Belegschaft. “Wieso unbekannt, es steckt doch Jason Voorhees unter der Hockeymaske”, meint Ihr? Nein, die legendäre Hockeymaske taucht erst in Teil 3 auf. Wer „Scream – Schrei“ zudem kennt, weiß, dass Jason hier nur eine kleine Nebenrolle spielt und eben NICHT der Mörder in „Freitag der 13.“ ist). Im Schutze der Nacht schlägt der Killer immer wieder zu, bis kaum noch jemand übrig ist.
„Freitag der 13.“ Ist eine der Horror-Kultreihen aus den 80er Jahren. Teil 1 war zwar sehr erfolgreich, den eigentlichen Kult begründeten jedoch erst spätere Teile. Denn denkt man an diese Filmreihe, so kommt einem als erstes der Machete tragende Eishockeymaskenkiller Jason in den Sinn. Und der taucht hier kaum auf. Vor allem nicht in der geläufigen Form. Und auch wenn der Film ein quasi offenes Ende bietet, so war zur Produktionszeit nie eine Fortsetzung geplant.
Der erste Teil der Kulthorror-Franchise bietet inhaltlich leider ziemlichen Leerlauf. Die Figuren sind blass und austauschbar, die Logik bleibt auf der Strecke. In der ersten Hälfte passiert weitestgehend nichts. Trotzdem gehört der Film zu meinen Lieblings-Horrorstreifen. Das mag so manchen hier verwirren. Fans der Reihe dürften es allerdings verstehen. Anfangs ist es einfach nett, in die Welt des Sommercamps entführt zu werden. Die zweite Hälfte macht den lahmen Anfang dann auch für Horror- und Thrillerfans wieder wett. Die Atmosphäre ist richtig schön düster und unheimlich geraten. Lediglich die Auflösung ist etwas an den Haaren herbeigezogen und lässt dem Zuschauer keine Chance zum Mitraten. Trotzdem, ein Klassiker, der Filmgeschichte geschrieben hat und den man zumindest einmal (sofern einem Horrorfilme liegen) gesehen haben sollte.
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