Der Pastor der St. Thomas-Kirche steht vor dem Kirchenfenster.

Mein Lieblingsstück – das Kirchenfenster

„Unser Kirchenfenster ist unser Markenzeichen“, erklärt Björn Schneidereit den offensichtlichsten Grund, warum er das große runde Fenster über dem Altar der St.-Thomas-Kirche auf Marli als sein Lieblingsstück ausgewählt hat. Für den jungen Pastoren gibt es aber noch mehrere Gründe, warum ihm das markante Architekturelement seiner Kirche ans Herz gewachsen ist. Einer hat mit dem Raum zu tun.

Seit Anfang der 1950er-Jahre steht die St.-Thomas-Kirche zwischen dem Tor der Hoffnung und der Marlistraße. Seither prägt auch das große Rundfenster den Kirchenbau.

„Wenn vormittags die Sonne durch das Fenster fällt, leuchtet der ganze Raum, es gibt Farben auf dem Boden und an der Wand.“ In solchen Momenten liebt Schneidereit die Farbigkeit des Fenster und das Zusammenspiel mit der außergewöhnlichen, warmen Holzarchitektur der Kirche. Entstanden ist die St.-Thomas-Kirche als erster Kirchenneubau der Nachkriegszeit in Lübeck 1951, Architekt war der Hamburger Gerhardt Langmaack. In diesem Zuge entstand auch das Fenster. Entworfen hatte das die Religionslehrerin Hilde Ferber. „Das Licht ist nur in diesem Moment da – und diese Momente sind dann oft sehr besonders“, findet Schneidereit.

„Das ist die erste Kirche, in der mir ein Fenster über dem Altar so vertraut geworden ist“, erklärt Björn Schneidereit, der seit vier Jahren Pastor an St. Thomas ist. „Und inzwischen fehlt mir das fast in anderen Kirchen.“ Er findet diesen architektonischen Fixpunkt für das Gebäude sehr passend: „Hier kann ich ganz praktisch erfahren, was wir theologisch als Transzendenz bezeichnen.“

„Bei der Geschichte vom Heiligen Thomas finde ich viel von meinem Grundvertrauen: Ich merke, da ist etwas, was ich nicht erklären kann und das mich stärkt.“

Der Altar der St. Thomas-Kirche unter dem Kirchenfenster.

Aber natürlich beeindruckt Björn Schneidereit auch die Geschichte, die das Fenster erzählt: „Es spricht ja für sich selbst, es hat eine eigene Kraft, eine eigene Aussage.“ Dargestellt werden rund um ein Bild Jesu besondere Szenen aus dem Leben des Namenspatrons, des Apostels Thomas. Besonders die beiden Bilder links und rechts des „verklärten Christus“ in der Mitte sprechen den gebürtigen Hamburger an: Links der zweifelnde Thomas, rechts die direkte Antwort auf die Szene, der bekennende Jünger. „Hier finde ich viel von dem Grundvertrauen, ich brauche manchmal Momente, in denen ich merke, dass da was ist, was ich nicht erklären kann und das mich stärkt.“

Und nicht nur in diese Richtung funktioniert das Lieblingsstück von Björn Schneidereit: „Nachts strahlen wir das Fenster von innen an, dann können die Menschen draußen das Bild sehen.“

Das Kirchenfenster der St. Thomas-Kirche in Lübeck.
Das Kirchenfenster der St. Thomas-Kirche in einer Nahaufnahme

Photo Credits: dko, ppe

Adresse: Marlistraße 48, 23566 Lübeck
Website:  thomaskirche-luebeck.de

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