TWISTER
Alles hat ein Ende, leider auch der Familienurlaub. Doch bevor ich mich erneut dem Büroalltag hingeben muss, führte mich der Weg nochmal ins Kino. Da ich Katastrophenfilme schon immer mochte, fiel meine Wahl daher auf das späte Quasi-Sequel „Twisters“, das so langsam aus den Kinosälen (zumindest hierzulande) verschwindet. Ob die Wirbelstürme wohl immer noch so fesseln wie anno 1996, als eine Kuh das Fliegen lernte und ob Ihr nochmal schnell ein Kinoticket lösen solltet? Ich verrate es Euch.
Um es gleich vorwegzunehmen, allzu viel Neues dürft Ihr nicht erwarten, solltet Ihr damals „Twister“ von „Speed“-Regisseur Jan De Bont gesehen haben. Dort spielte Helen Hunt eine Tornadojägerin, die während ihrer Kindheit den Herrn Papa an einen Wirbelsturm verlor. Diesmal heißt die Hauptfigur Kate Cooper, wird von Daisy Edgar Jones verkörpert und auch sie ist leidenschaftliche Sturmjägerin, die einen schweren Schicksalsschlag erleiden muss. Eigentlich hatte sie Großes vor, da sie eine Methode entwickelte, die möglicherweise Tornados den Saft nehmen könnten, als drei ihrer Freunde bei einem Einsatz für die Wissenschaft durch einen Supertornado ums Leben kommen.
Fortan möchte Kate nichts mehr von den gewaltigen Naturschauspielen wissen und siedelt vom ländlichen Oklahoma ins sturmfreie New York um, wo sie einem Bürojob nachgeht. Bis, ja, bis ihr alter Jugendfreund und Ex-Kollege Javi (Anthony Ramos) vor der Tür steht und sie bittet, ihm nochmals behilflich zu sein. Der hat für seine Arbeit mittlerweile Geldgeber gefunden und möchte dank professioneller Ausrüstung erforschen, wie man frühzeitig Warnhinweise zu Tornados erhalten kann, um mögliche Personen- und Sachschäden so gering wie möglich zu halten.
Tornado-Wrangler
Zwar zögert Kate zunächst, willigt dann aber doch ein, schließlich hätten wir sonst keinen Film. Doch Javi und seine Leute sind nicht die einzigen, die in Oklahoma Jagd auf die Tornados machen. Auch der auf YouTube zum Social-Media-Star gehypte „Tornado-Wrangler“ Tyler Owens (Glen Powell) befindet sich vor Ort und stört die Arbeit von Kate und Javi maßgeblich. Hier werden Erinnerungen an den ersten Film wach, in dem Helen Hunt und Bill Paxton gemeinsame Sache machten und sich gegen einen arroganten Kontrahenten, verkörpert von „Saw“-Star Cary Elwes, wehren mussten.
Allerdings geht „Twisters“ hier ein paar andere Wege, da man Glen Powells Figur deutlich ambivalenter und vielschichtiger anlegte. Überhaupt lebt der Film, neben seinen wirklich fantastischen Spezialeffekten, von der Chemie der Darsteller, insbesondere zwischen Daisy Edgar Jones und Glen Powell. Letzterer ist gerade auf dem Weg, nach „Top Gun: Maverick“, „Wo die Lüge hinfällt“ und der kommenden Neuverfilmung von „Running Man“, den Hollywood Olymp zu besteigen. Er ist ein adäquater Ersatz für den leider verstorbenen Bill Paxton, der vor seinem Tod selbst Ambitionen hegte, einen weiteren „Twister“-Film zu inszenieren. Diesen Job bekam nun stattdessen Lee Isaac Chung, der mit dem kleineren Drama „Minari“ für Furore sorgte und außerdem eine Folge von „The Mandalorian“ inszenierte.
„Twisters“ erfindet das Rad nicht neu, ist aber ordentlich inszeniert, sympathisch besetzt und verfügt über ausreichend kleine Wendungen, die den Zuschauer bei der Stange halten. Der von Steven Spielberg mitproduzierte Streifen ist ein solider Katastrophenfilm, der auch ohne bekannte „Legacy“-Charaktere des Erstlings auskommt (und diese auch niemals erwähnt), aktuelle Themen wie den Klimawandel mitverarbeitet und zwei Stunden lang gut unterhält. Hier und da gibt es zwar ein wenig Leerlauf, der aber unterhaltsam mit Rodeoszenen und Countrymusik aufgefüllt wurde, sodass man sich ein wenig an die Erfolgsserie „Yellowstone“ erinnert fühlt (Glen Powell mit Cowboyhut tut ein Übriges). Ich hatte Spaß im Kino und kann Euch den Film wärmstens empfehlen.
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